DAS GOLDENE
SPIEL
Meister Ingolt
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HARVARD COLLEGE
LIBRARY
FROM THE FUND SUBSCRIBED
FOR THE PURCHASE OF BOOKS
AND OTHER MATERIAL FOR
PURPOSES OF INSTRUCTION
IN GERMAN
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ELSÄSSISOHE LITTEKATÜTtDENKMÄLEB
aus dem XIV— XVII Jahrhundert^
herausgegeben von
ERNST MARTIN cnd ERICH SCHMIDT
MIT UNTERSTÜTZUNG DER LANDES VERWALTUNO VON EL8A88-LOTHRINGEN.
III. Band.
DAS
GOLDENE SPIEL
VON
MEISTER INGOLD.
HERAUSGEGEBEN
VON
EDWARD SCHRÖDER.
STR ASSBURG.
KARL J. TRÜB NBR.
LONDON.
TRÜBNEU & COMP.
1882.
Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.
QUELLEN UND FORSCHUNGEN
ZUR
SPRACH- UND OULT URGES CHICHTE
DER GERMANISCHEN VÖLKER.
HKItAUBüKOKIIKN
VON
BERNH. TEN BRINK, ERNST MARTIN, WILHELM SCHERER.
In dieser Sammlung sollen zunächst die an der Strassburger
Hochschule unternommenen Arbeiten, welche «ich auf die Erforschung
dos weiten Sprach- und Litternturgebictes der germanischen Völker be-
ziehen, zusammengefasst werden..
Die Ho f te 3, 12, 2ü u. 32 sind mit Ausnalimo der für co m-
ploto Serien reservirten Exemplare vergriffen und da-
her nicht mehr einzeln verkäuflich.
Bis jetzt sind die folgenden Heft« erschienen:
I, Geistliche Poeten der deutschen Kaiserzeit. Studien von
Willi. Sc her er. I Zu Genesis und Exodus. M. 2. —
II. Ungedruekte Briefs von und an Johann Georg Jacobi, mit
einem Abrisse seines Lebens und seiner Dichtung heraus-
gegeben von Ernst Martin. M. 2. 40.
III. Debet die Sanctgallisehen Sprachdenkmäler bis zum Tode
Kurls des Grossen. Von R Henning. M. 4. —
IV. Reinnmr von Hagenau und Heinrich von Rugge. Eine literar-
historische Untersuchung v. Erich Schmidt. M. 3. b'O.
V. Die Vorreden Friedrichs des Grossen zur Histoire de mo$
temps. Von Wilhelm Wiegand. (M. 2. — )
nicht mehr einzeln verkäuflich.
VI. Strassburjrs Blüte und die volkswirthschaftlicho Rovolu.'iou im
XIII. Jahrhundert. Rede, gehalten bei Uebernahme <les Rec-
torats der Universität Strassburg am 31. October 1874 von
Gustav Schmoller. M 1- —
VII. Geistliche Poeten der deutschen Kaiserzoit. Studien von
Wilhelm Sc her er. II. Heft. Drei Sammlungen geistlicher
Gedichte. M. 2. 40.
VIII. Ecbasis captivi, das älteste Thierepos des Mittelalters. Herauf
gegeben von Ernst Voigt. M. 4 —
IX. Heber Ulrich von Liohtenttein. Historische und litterarische
Untersuchun?en von Karl Knorr. M. 2 40.
X. Ueber den Stil der altgermanischen Poesie von Richard
Heinzel. M. 1. GO.
XL Strassburg zur Zeit der Zunftkiimpfe und die Reform seiner
Verfassung und Verwaltung im XV. Jahrhundert. Rede, ge-
halten zur Feier des Stiftungsfestes der Universität Strassburg
am 1. Mai 187Ö von Gustav Schmoll er. Mit einem An-
hang: enthaltend die Reformation der Stadtordnung von 1405.
und die Ordnung der Fünfeehner von 1433. M. 3. —
XII. Geschichte der deutschen Dichtung im XL und XII. Jahr-
hundert. Von Wilhelm Sonorer. (M. 3 50.J
nicht mehr einzoln verkäuflich.
XIII. Die Nominalsuffixo a und ä in den germanischen Sprachen.
Von Heinrich Zimmer. Eine von der philosophischen
Facultät der Universität Strasburg gekrönte Preisschrift.
XIV. Der Harner. Herausgegeb. v. Philipp Strauch. M. 7. —
M. 4. —
XV. Ueber den Mönch von Heilsbronn. Von Albrocht Wagner.
M. 2 —
XVI. King Horn. Untersuchungen zur mittclcnglischon Sprach- und
Litteraturgeschichto von Theodor Wissmann. M. 3. —
XVII. Karl Ruckstuhl. Ein Beitrag zur Goothe-Litteratur von Lud-
wig H i r i e 1. M. 1. —
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ELSÄSSISOHE
LITERATURDENKMÄLER
AUS DKM
XIV— XVII JAIIHHUNDKKT.
i
HER AUSGEGEBEN
VON'
ERNST MARTIN und ERICH SCHMIDT.
III. HAND.
DAS ÜOI.DKNE Sl'IEL VON MK.STKH iNGOI.D.
MIT UNTERSTÜTZUNG DER LANDES VERWALTUNG VON
E LSASS-LOTHRINGEN.
STRASSRURG.
KARL J. T R Ü II N E R.
LONDON.
TRÜRNRTI & COM I*.
tsus.
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DAS
GOLDENE SPIEL
MEISTER INGOLD.
HERAUSGEGEBEN
EDWARD SCHRÖDER.
STRASSBURG.
KARL J. TRÜBNER.
LONDON,
TRÜBNKR &, COMP.
1882.
<+ 7 5" 2 5~. 6 7
i 11:1922
GERMAN UtrAfUHtHf tUhJ
Bucl.dtuckcrei von Ü. Otto in Darmata-It.
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INHALT.
EINLEITUNG . . .
Soitc.
III
k-Ai'iTvi, i iiiü ftnKni.iiSftc.RiT vii
IV
1. HANDSCHRIFTEN UND DRUCKE.
IV
2. MB RII.DF.R ......
X
H. DER rMAI.RKT
XI
KAPITEL II DER VERFASSER ....
• • ■ • •
XIV
KAPITEL III DIE QUELLEN UND DIE STELLUNG DES GOLDENEN SPIELS
XIX
1
SCHACHSNKL
2
DER K O M < . . ....
5
DIE KÖNIGIN . ..
15
DIE ALTEN
21
niE HiTTi-n
27
tue Rom
33
DIE VENDEX
37
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47
WÜRFELSPIEL .
52
KARTENSPIEL
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■ ■ • * •
74
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5)7
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Die Ausgabe des Goldenen Spiels für die Elsässischeu
Litteratur- Denkmäler wurde von Herrn Professor Martin
gewünscht, dessen fördernde Theilnahme mir bei den Vor-
arbeiten dazu im Strassburger Seminar nicht gefehlt hat.
Das Werk ist nicht seines innern Werthes halber ausgewählt
worden, sondern weil es, weniger umfangreich, wol geeignet
ist, eine breite Litteraturgattung des ausgehenden Mittelalters
zu veranschaulichen, deren übrige Repräsentanten endlos lang
und fast ungeniessbar, auch den meisten gänzlich unzugäng-
lich sind. Dazu hofte ich in der Einleitung doch einiges bei-
gebracht zu haben, was zur Kenntnis dieser Periode und be-
sonders der elsässischen Litteratur wichtig ist. Für das
historische Verständnis einer ihrer hervorragendsten Er-
scheinungen, Geilers von Kaisersberg, ist auch das Goldene
Spiel nicht ohne Bedeutung. Seine Persönlichkeit und seine
Leistungen werden durch eine bessere Kenntnis der Strass-
burger Predigt vor ihm richtiger und doch nicht gering-
schätziger beurtheilt werden können.
Meine Arbeit habe ich mir nicht ganz leicht gemacht
und bin mir doch bewusst, namentlich in dem Text und in
den Anmerkungen hinter dem erstrebten Ziele weit zurück-
geblieben zu sein. Aber ich hoffe, dass man an einen An-
fänger, der das fast unbekannte Litteraturgebiet dieser Zeit
betritt, nicht die schwere Anforderung stellen wird, einen
solchen Autor durchaus zum Mittelpunkt seiner Studien zu
machen, wenn ernstere und dringendere Aufgaben die Zeit
einschränken. Dass ich im einzelnen den Werken von Gö-
deke, Lexer, van der Linde und Zarncke manchen werth-
ElB. Lit.-DenkitiÄler IIS.
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— IV —
vollen Hinweis verdanke, erwähne ich gern ausdrücklich.
Mein besonderer Dank aber gebührt den Bibliotheken von
Strassburg, Berlin, München, Giesscn, Heidelberg und Zürich.
KAPITEL I.
DIE ÜBERLIEFERUNG.
1. Handschriften und Drucke.
Von dem Goldenen Spiel sind mir folgende Handschriften
und Drucke bekannt geworden:
1. G, die Giessener Hs. Nr. 813, Papier, folio, 289 Bll.
mit alter Paginierung, vorher 9 Bll., die z. Th. ein ausführ-
liches Register enthalten, am Schluss 4 leere Bll. Inhalt der
Hs. : Bl. 1— 166a Ottos von Passau Buch von den 24 Alten;
Bl. 168a-208a das Goldene Spiel; Bl. 209a— 289b drei Trac-
tate : von den zehn Geboten, vom Auszug der Kinder Israel
aus Aegypten, Beschreibung des heiligen Landes. Die Hand-
schrift hat eine grössere Anzahl Bilder, von denen' 12 auf
das Goldene Spiel kommen, sie ist zweispaltig und von
einem Schreiber (doch s. S. VII) geschrieben, der sich mehr-
mals am Schlüsse der einzelnen Werke nennt; dass er in
Augsburg schrieb, erfahren wir Bl. 166a, am Ende des G.
Sp. meldet er : aber ich Jorg mülich hau ditz buch geschribn
> vnd volbrach 1405 an saut marx tag (25. Ajyril)^ got behüt
V7is vor dem gehen tod. Amen. — Adrian Cat. Codd. Mss.
Bibl. Acad. Gissensis S. 245.
2. Z, die Züricher Hs. C. 28, Papier, folio, 405 Bll.,
die bis auf ein paar Zwischenblätter sämmtlich beschrieben
sind. Die reichhaltige und interessante Sammelhs. ist zuletzt
von Suchier Germ. 17, 355 besprochen worden, das dort
(nach Mittheilungen Gröbers) gegebene Inhaltsverzeichnis
wird durch das nachfolgende in einigen Punkten berichtigt.
Bl. la— 47a Prosaroman von Karl d. Gr. Die von Mone
Quellen und Forschungen S. 177 und nach ihm von Wacker-
nagel ausgesprochene Vermuthung, es liege eine französische
Quelle zu Grunde, ist irrig. Ausser andern deutschon
Gedichten ist des Strickers Karl benutzt, dessen Verse
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— V —
oft noch dutzendweise durchschimmern; Bl. 49a— 101b Wil-
lehalm in Prosa, s. Suchier a. a. 0.; Bl. 107a— 212b die
Sieben weisen Meister erweitert durch die Gesta Romanorum;
Bl. 215a— 221b Buch von den sieben Laden, ein mystischer
Tractat nach bekannter Schablone; Bl. 228a— 254b Prosa
von S. Georg; Bl. 259a— 261b Prosa von der Königin Hester;
Bl. 261b— 264b Prosa von König Albrecht von Hispanien
und seiner Gattin Anastasia; Bl. 265a— 269b das Goldene
Spiel; Bl. 299a— 402a Konrads von Ammenhausen Schach-
zabelbuch; Bl. 402b— 405a Schluss des Evangelium Nicodemi
in deutscher Prosa. — Das Manuscript scheint erst nachträg-
lich zusammengestellt zu sein, obwol es in gleicher "Weise von
drei verschiedenen Schreibern: Georg Hohenmüt von Werd,
Ulrich Heidenreich und Klewi Keller zu Zürich geschrieben
ward. Das erste und zweite Stück sind 1475, das dritte
1478, die drei letzten schon 1474 geschrieben; bei den andern
fehlt das Datum. Das Goldene Spiel schliesst Bl. 296b:
Also das buch ein ent hat
das vlrich heidenrich geschriben hat
nach cristus yeburt vierzechen hundert jar
vtid vier und sybenczige das ist war.
3. D, der Augsburger Druck Günther Zeiners von 1472,
kl. folio, 48 unpaginierte Blätter (48b leer); s. Panzer I 65.
12 Bilder, welche denen in G entsprechen auf Bl. la, 8b,
12b, 16a, 19b, 22a, 28a, 31a, 35b, 40a, 43a, 45a. Statt
eines Titelblatts findet sich auf Bl. la eine längere Ueber-
schriit; am Schlüsse steht:
Getruckt von ginthero seiner gehont miß reutlingen an
dem achten tag sant Jacobs des merern als man zalt von der
gehurt cristi M\ CCCC\ LXXIP. iar.
Exemplare dieses Druckes befinden sich in München, in
Augsburg, im Britischen Museum, im Berliner Kupferstich-
kabinet. Ich benutzte dasjenige der Münchener Hof- und
Staatsbibliothek.
Die Angabe eines zweiten Druckes, Frankfurt Egenolff
1536, in der Zeitschr. f. d. Alt. 14, 189 beruht auf einer
Yerwechselung mit der dritten Ausgabe von Jac. Mennels
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— VI
Schachgedicht, wie schon van der Linde Geschichte und
Litteratur des Schachspiels I 307 erkannt hat.
4. Die Münchener Hs., cgm. 311, Papier, folio, 6+ 155
zweispaltig beschriebene Blätter, das Goldene Spiel (Bl.
1— 72a) Albrechts von Eyb Ehebüchlein und die Griseldis ent-
haltend. Als Schreiber nennt sich Jac. Walck von Buchen
1474. Die Eintragungen des ersten Besitzers (Hauschronik,
Recepte und (iebcte), beginnend mit dem Jahre 1476, be-
rühren zum Theil Angelegenheiten der Taubergegend, in der
auch Buchen liegt, und zeigen genau denselben Dialekt wie
die Hs. selbst.
5. Die Raudnitzer Hs., von Petters im Anz. f. Kde.
d. d. Vorz. N. F. 4, 7 ff. u. 77 ff. beschrieben. Papier, folio,
261 Bll. Das (1. Sp. steht, auf Bl. 69-126, als Schreiber
nennt sich Leonardus Niess. Jahreszahlen finden sich mehr-
fach, so 1464 und 1467, aber nicht beim Ingold.
6. Die bei Lambeccius II 720 beschriebene Wiener Hs.
246, philos. 12, jetzt 3049, aus dem Jahre 1479, welche hinter
dem lateinischen und deutschen Jacobus de Cessolis das Goldene
Spiel enthält. Schreiber Gabriel Sattler von Pfullendorf.
Nr. 4 erweist sich als eine wörtliche Abschrift des
Druckes, ja der gesammte Inhalt dieser 1474 hergestellten
Iis. besteht aus Zeinerschen Verlagsartikeln des Jahres 1472.
Im G. Sp. scheint der Schreiber selbständig nichts geändert
zu haben, als 37, 19 pjister in berker. — Auch Nr, 6 kann
nach den mir von Joseph Seemüller mitgethcilten Proben
nur eine solche Abschrift sein. Warum ich das gleiche
schliesslich auch für Nr. 5, die Raudnitzer Iis., annehme,
sage ich S. IX f.
Wir haben mithin nur die Handschriften G und Z und
den Druck (D) eingehend zu besprechen. Diese Gruppe
scheidet sich wiederum leicht, denn D ist weiter nichts als
ein Abdruck von G. Die nahe Verwandtschaft beider er-
gibt sich schon aus zahlreichen Fehlern, die sie gemeinsam
haben, ich verweise nur auf die Lesarten zu 2, 29. 3. 7, 17,
28. 4, 6. 5, 7. 6, 1. 7, 6, 9, 32 f. 8, 22, 33. 11, 4. 12, 25, 27.
13,5. 14,20. 15,34. 16,21. 17,30. 20, 14. 21, 28 f.. 29. 22, 29.
23, 13. 24, 29 u. s. w. Aber der Setzer hat nicht nur die
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— VII —
unsinnigsten Schnitzer des Manuscripts G in seinen Druck
hinübergenommen, er hat ihnen noch eine Reihe weiterer
Fehler und Flüchtigkeiten hinzugefügt, die sich zum Theil
nur aus der äussern Beschaffenheit der Vorlage erklären
lassen. So hat er wiederholt übersehen, dass Wörter im
Mscr. durchstrichen waren. 33, 26 schrieb Ö gar veind,
durchstrich dann veind und schrieb gar gefär daneben, D
setzte gar veind vnd gar gefär. 51, 34 hat D ein der, 62,
13 karten, das in G am Rande nachgetragen ist, übersehen.
67, 25 hat D nur deshalb eine abweichende Ueborschrift. weil
es die in G über der Seite stehende übersah, 78, 15 fällt
sie in D aus dem gleichen Grunde ganz aus. 81, 11 er-
klärt sich eine Auslassung in D einfach aus dem Ueber-
springen einer ganzen Zeile vou G.
Nur in einem kurzen Abschnitt scheint das Verhältniss
von G und D ein anderes zu sein. Bl. 195 und 196 der
Giessener Hs. (56, 6 Zu dem — 60, 29 im) nämlich sind
von einem andern Schreiber als das übrige geschrieben, der
sich nicht nur durch andere Tinte und Buchstabenformen,
sondern auch durch eine abweichende Orthographie kenntlich
macht. Weil hier D mehrfach von G abweicht und Z näher
stehend eine bessere Lesart bietet (so besouders 59, 15),
auch von der barocken Orthographie dieses zweiten Schreibers
nicht beeinflusst ist, so vermuthe ich, dass die beiden Blätter
in der ursprünglichem Fassung des Schreibers Jorg Millich
zur Zeit des Druckes noch vorhanden waren, später verloren
oder verdorben wurden und einen Ersatz erhielten, dem eine
andere nahestehende Iis. zu Grunde lag. Wenn nicht der
Druck selbst hier etwas ungenau benutzt wurde.
Die Handschrift U nun, die im übrigen die Grundlage des
gedruckten Textes bildet, ist, wie schon angedeutet wurde,
nichts weniger als zuverlässig. Um ihre Fehler zu über-
wachen, haben wir leider nur eine unabhängige Handschrift,
die Züricher (Z). Und diese ist für die textkritische Be-
nutzung von sehr zweifelhaftem Werthe, denn die Nachlässig-
keit ihres Schreibers ist eine solche, dass sie sich kaum be-
schreiben lässt. Hin und wieder glaubt man, dass ihm der
Inhalt des geschriebenen durchaus gleichgültig gewesen sein
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— VIII —
müsse: lange wolgefügte Sätze hat er in ein wüstes Wort-
conglomerat aufgelöst, ja ich möchte mir die Vermuthung
erlauben, dass er zeitweise bei seiner Arbeit nicht ganz
nüchtern gewesen sei. Dass Herr Ulrich Heidenreich ein
lustiger Bruder gewesen, scheint mir schon der Zecherspruch
zu beweisen, den er sich nicht scheut, gerade an den Schluss
einer ernsten Strafpredigt gegen das Trinken anzuhängen:
52, 24 trinck tranck vnd gilt tranck öder gang da die ganß
trank. Ihm verdanken wir ferner auch ein interessantes
Verzeichnis grösserer Quanta zum Vorkommen: 49, 20 den
gantzen f die Uoffter vnd die spertrüncke.
Bei dieser Beschaffenheit der Züricher Hs. ist die Mög-
lichkeit, einen kritischen Text herzustellen, ausgeschlossen.
Ein vollständiges Verzeichnis ihrer Lesarten zu geben, würde
eine arge Raumverschwendung sein. Ich habe mich also
darauf beschränkt, eine Auswahl der beachtenswerthern
Varianten unter den Text zu setzen und in diesen selbst alle
Besserungen einzutragen, die sich aus Z mit absoluter Sicher-
heit ergeben. Die Grundlage dieses Textes bildet natur-
gemäss G, das als Vorlage des Druckes von zahlreichen
Fehlern noch frei ist, die allein der Setzer verschuldet hat,
und ausserdem den Vorzug einer weit consequentern Ortho-
graphie und Interpunktion besitzt. Die Notierung der Ab-
weichungen des Druckes rechtfertigt sich durch die Ver-
breitung, welche dieser dem Werke gegeben hat, sie wird
es jedem ermöglichen, neu auftauchende Hss. an richtiger
Stelle einzuordnen.
Ich verhehle mir durchaus nicht, dass das Ziel dieser
Ausgabe recht niedrig gesteckt ist, ein höheres zu erreichen
war indessen schon darum unmöglich, weil auch Z eine An-
zahl Verderbnisse mit G gemeinsam hat, und an vielen Stellen,
wo wir unsere Zuflucht bei dieser Hs. suchen, der Leicht-
sinn des Schreibers uns in Stich setzt. Die nächste Vorlage
von Z freilich kann mit keiner Vorstufe von G identisch ge-
wesen sein: 73, 11 fehlt in Z in einer Aufzählung zwischen
dem 9ten und Ilten der 10 te Gang, und der Schreiber,
der dafür eine Zeile frei lässt, bemerkt am Rande ausdrück-
lich, dass er ihn in seiner Vorlage nicht gefunden habe (s.
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— IX —
die Lesarten). Die Art, wie er 30, 18 u. 26 lateinische
Glossen (rdches-vindicte, kindkasttzan-nmndtbiilum) in den
Text setzt, scheint auf gedankenlose Eintragung von Rand-
glossen seiner Vorlage hinzudeuten.
Dagegen habe ich in den Anmerkungen wiederholt auf
Stellen hingewiesen, wo mit dem vorhandenen Material nicht
auszukommen ist, so 3, 6, so 6, 30. Die Vorlage von G
nahm hier einen Vordersatz, dem der Nachsatz fehlte, aus
X gedankenlos auf, die von Z Hess ihn ganz fort; 10, 30:
X enthielt einen Fehler, den Z nachschrieb: weißhayt, wäh-
rend G ihn erkannte und dann das richtige warhayt noch
daneben setzte (D fällt in den Fehler von X zurück); sonder-
bar ist 19, 10 ersach sich statt erstach sich in GDZ; ver-
derbt sind ferner 20, 27 ff. 26, 12 f. 34, 15, 74. 7.! 78, 26.
— 35, 5 und 47, 6 fehlen in GZ die Ueberschriften, was
gewiss nicht im Original der Fall war.
In dem Texte, den ich den Lesern vorlege, glaube ich
nicht mehr zu bieten als die von den gröbsten Fehlern be-
freite Hs. G, die später durch den Druck die verbreitetste
Version ward. Denn es ist nicht zu leugnen, dass sich selbst
aus den Lesarten von Z, die ich unter dem Texte gebe,
noch mehr hätte in diesen selbst übertragen lassen, als ich
gewagt habe. Was mich zu dieser Zurückhaltung bewogen
hat, war hauptsächlich die Unmöglichkeit, das Goldene Spiel
in dem Dialekte zu geben, in dem es geschrieben ist, im
elsässischen. Musste ich bei dem Stande der Ueberlieferung
auf diese Aussicht verzichten, so war mit einer versuchs-
weisen Entfernung von den sichersten Grundlagen der Kritik
wenig gewonnen. Der Schreiber von G hat seine Vorlage
wol nirgends erweitert, aber er bat sie mehrfach gekürzt;
das beweisen eine ganze Reihe Stellen in Z, die aus dem
Grunde schon nicht von dem Schreiber dieser Hs. herrühren
können, weil sie bereits stark verderbt sind. Man findet sie
bei mir in den Lesarten; und zwar habe ich zur bessern
Hervorhebung die sonst nicht verwertheten eckigen Klammern
benutzt: ] bedeutet einen folgenden, f einen vorausgehen-
den Zusatz.
Dass ich die Raudnitzer Hs. nicht weiter berücksichtigt
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— X —
habe, muss ich damit rechtfertigen, dass dieselbe das erst in
I) hinzugekommene Titel-Vorwort enthält, mithin nicht älter
als der Druck und wahrscheinlich eine Abschrift desselben
ist. Es führen freilich einzelne Stücke dieser Hs. die Jahres-
zahlen 1464 und 1467, aber erstens scheint mir die letztere
Jahreszahl schon an und für sich für Eybs Ehebüchlein ver-
dächtig, und zweitens könnten jene Stücke immerhin später
angebunden sein, wie es ähnlich mit der Züricher Hs. steht.
2. Die Bilder.
Ich habe bisher nur obenhin der Bilder Erwähnung
gethan, die sich in D wie in G finden. Dass es schon früher
illustrierte Hss. des G. Sp. gab, ersieht man aus der unten
zu erwähnenden Anzeige des Hagenauer Schreibers Diebold
Lauber, der die Hs. dieses Werkes ausdrücklich als 'gemalt'
bezeichnet. Es sind ihrer 12, zu jedem Tractat eines. Die
Malerei in G und die colorierten Holzschnitte in D stimmen
in allen Hauptpunkten, ja oft selbst in den Gewandfarben
und in Einzelheiten des Hintergrundes überein, nur hat der
Holzschneider hier und da eine Figur gespart, in Nr. 9 eine
zugesetzt, und mehrfach ist im Abdruck die Anordnung der
Gruppe verschoben, weil er beim Uebertragen der Zeichnung
auf den Holzstock darauf nicht Rücksicht nahm. Im all-
gemeinen kann man sagen, dass in den Illustrationen der
Hs. bereits neben der Conventionellen Art der ältern Minia-
turen (besonders Nr. 4) und der ausdruckslosen Flachheit
der spätmittelalterlichen Handschriftenillustration ein Zug
genrehafter Auffassung durchbricht. Es ist charakteristisch,
dass gerade die Bilder dieser letztern Art, besonders Nr. 8
und 9, im Holzschnitt noch gewonnen haben, während die-
jenigen, für welche man ältere Miniaturen als Vorbilder vor-
aussetzen darf, plumper geworden sind. Da ich eine frucht-
bare Vergleichung der beiden Fassungen den Kunsthistorikern
von Fach überlassen zu müssen glaube, so gebe ich im Nach-
folgenden lediglich ein Verzeichnis der dargestellten Scenen
und Figuren,
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XI —
1. Mann und Frau Schach spielend in einem Zimmer;
dabei ein in D fehlender Diener. In G ein volles Blatt, in
D kaum ein halbes, wie die übrigen.
2. Die Königin, welcher Frauen folgen, überreicht dem
König eine Blume. Hinter dem König Schwertträger. Die
Bedeutung ist unklar, das Bild wol entlehnt.
3. Zwei alte Männer (mit Papierrollen G), im Hinter-
grunde ein Thurm.
4. Zwei Ritter in heller Rüstung mit Lanzenfähnlein,
ohne Helm; zwischen ihnen ein Baum.
5. Der König auf dem Thron, vor ihm die Königin
gefesselt und von Leuten umgeben. Auch dies Bild passt
zu keiner Geschichte des G. Sp. und muss anderswoher
herübergenommen sein.
6. Zwei entgegenkommende Gruppen, der Führer einer
jeden trägt einen Becher in der Hand. Wie 2 und 5.
7. Zwei Brettspieler, einer eben würfelnd. Ein dritter,
der zuschaut, fehlt in D.
8. Würfelspieler um einen runden Tisch; dies Bild in
G und D am meisten verschieden.
9. Kartenspieler an einem viereckigen Tisch, in G 3,
in D 4 Personen.
10. Der Tanz ums goldene Kalb, das wie in einem
andern Bild der Giessener Hs. hoch auf einer Säule steht.
11. Bild zu der 75, 28 ff. erzählten Geschichte: die
drei Söhne vor dem Leichnam, neben ihnen der König.
12. Die im Eingange des letzten Tractats geschilderte
Scene: Davids Empfang durch die Frauen Israels.
3. Der Dialekt.
•
Der bis auf einige Kleinigkeiten in G und D völlig
gleiche Dialekt ist der schwäbische der Stadt Augsburg, wie
er ebenso derb auch in vielen Drucken anderer "Werke vor-
liegt. Die Umschreibung aus der elsässischen in diese Mund-
art ist eine so gründliche gewesen, dass wir keine Eigentüm-
lichkeit erhalten finden, die sich nur oder doch vorzugsweise
aus der ursprünglichen Sprachform des Werkes erklären
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— XII —
Hesse. Ich stello im nachfolgenden die wichtigsten und
interessantesten Erscheinungen der Iis. G zusammen, ohne
den Leser mit zu viel Beispielen zu quälen, die sich ihm
ohnehin auf jeder Seite des Textes darbieten.
Die Diphthongierung von l zu ei, von ü zu au ist voll-
ständig durchgeführt; s. Weinhold Alem. Gramm. § 90 und
§ 93. Widerstand scheint der erstem nur in den Ableitungs-
silben -in, -lin, -lieh, und im Compositum ertrich geleistet,
wo eine theilweise Verkürzung eingetreten ist. Der alte und
der neue Diphthong sind als ai (ay) und ei (ey) ziemlich
consequent unterschieden; vielleicht hätte ich die Scheidung
vollständig durchführen sollen. — ü findet sich noch hin und
wieder in Stammsilben erhalten, so tusend 8, 31. 70, 17.
mulmilich 10, 15. truter 54, 29. Altes tu erscheint noch
meist als ü (u), weit seltener kommt eu vor, besonders in
feur 7, 2, 27 u. ö. ; neben fründ und freund haben wir fraind
26, 19. fraintschaß 12, 29 u. ö.; ebenso neben criitz und
creutz auch creitz. Weinhold Alem. Gramm. § 103 schejnt
über schwäb. in anders zu urtheilen.
Für ä finden wir fast durchgehends au, also gaube,
strauff, schlau ff, außen, f rangen, staun, haun, planst u. s. w.,
s. Alem. Gramm. § 96. Die Ausbreitung dieses Lautes in
der Augsburger Stadtsprache lässt sich sehr hübsch in den
Urkunden verfolgen, welche Chr. Meyer seiner Ausgabe des
Stadtbuchs (Augsburg 1872) beigegeben hat. Sie wird am
grössten kurz vor der Mitte des 15. Jhs.
Die Schreibung o für d ist weit seltener, sie findet sich
in noch 16, 8, nomen 25, 15. 38, 17 u. ö. spot 54, 28.
Altes ou ist in einer Reihe von Fällen über au zu d
monophthongiert worden, s. Alem. Gramm. § 87. Beispiele
weyrach 29, 5. rab 27, 19. gelaffen 43, 30. laß 72, 18. be-
stabent 67, 8. — Dem entsprechend lautet der Umlaut öu
jetzt ä (e), so in ungeldblich 25, 20, 30. ungelebig 22, 20.
Idffel 37, 26. tdppeliveib 63, 33.
uo ist in der Schreibung ü noch durchweg erhalten,
nur in schwachen Silben wie reichtum gekürzt.
üe wird oft ie geschrieben: fiert 6, 18. gietig 59, 11.
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XIII —
kienlich 27, 17. mied 55, 6. Hemer 59, 9. kriegen 43, 21.
Messen 66, 20.
Aehnlich hat ö vereinzelt die- Schreibung e: nasleeher
12, 22. recken 67, 30; ü häufig die Schreibung t: king 7, 21.
42, 19 u. ö., kingin 47, 1. 69, 6. spring 46, 8, winde 60 ?
29, /rrjrf 43, *3, glikrad 13, 9. wir/e/ 58, 30. — Umgekehrt
dann auch schauffhürt 5, 30. stümen 72, 4. Aehnlich Wappen»
klaüd neben wappenklayd 29, 27 u. 26.
Die merkwürdigste Erscheinung in unserer Hs. ist aber
die Vertauschung von 6 und ai. frain für fron 52, 8. tayr-
hayt für törheit 54, 20. raych für roc/t (Vow; 63, 2., und
umgekehrt f rodig für fraidig 71, 30, ja sogar geleichot für
geleichayt 15, 10, wo ich es nicht in den Text zu setzen
wagte. Weinhold Alem. Gramm. § 49 belegt ai für o nur in
wenigen Beispielen bei einem der vier Schreiber der Con-
stanzer Chronik (1459. 1464), aus dem Schwäbischen gar
nicht. Für das Bairische dagegen ist ei für 6 (m) im Suffix
öti charakteristisch (Bair. Gramm. § 80).
Im Consonantismus ist das anlautende p fast Regel:
pin, pru8t, pain, pret, pogen, s. Alem. Gramm. S. 114. st
und seht wechseln im Silbenauslaut, sw und schio im Silben-
anlaut: schweren, schwert neben sweren, swert; anderschwa
58, 23; mischt neben mist (40, 29), umgekehrt Part, gemist
(mixtus) 52, 12. vertuscht 50, 25; ja ersch = er ez 53, 33. dirsch
= dir ez 68, 23. — In dem Worte schachzabel wechselt
das ch mit /, das b mit w und g, sodass letztlich die Volks-
etymologie „Schafschwanz" statt „Königstafel 14 herauskommt.
In der EMexion haben die Superlativa sowie die schwachen
Verba im Praes. und Part. Praet. das o bewahrt: reichost
getrüost, hoftichost; betrachtost, -ot (3, 2G. 4, 21), machot,
schweigot, tobot; geordnot, verdampnot, geivitzgot u. s. w.
S. Alem. Gramm. § 284 u. § 357.
In der 3. Pers. Plur. ist bereits eine starke Verwirrung
eingetreten: das t des Ind. Praes. wird nicht durchweg mehr
gebraucht und kann auch an das Praet, ja selbst an den
Conj. antreten. — So scheint es auch, jedesfalls in der Ortho-
graphie unseres Schreibers, mit der Endung des Adj. im
Nom. S. Fem. zu stehen, die ebenso nach dem bestimmten wie
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— XIV —
nach dem unbestimmten Artikel als u erscheint. Ich habe
dieses m, das alte im, durchweg als ü wiedergegeben, weil
die Bezeichnung des Umlauts überhaupt eine recht schwankende
ist und selbst da meist fehlt, wo er durch die sporadische
hellere Schreibung » garantiert wird. Andere Unregelmässig-
keiten der Flexion übergehe ich.
Der Lechgegend besonders eigentümlich ist das Collcc-
tivsuffix -lach in der Function des Plurals zum Deminutivum
-/im: scheiblach 1,14. 3,20 u. ö. glöglach 6,23. hütlach 30,30.
kdplach 67,29. schüchlach 72.21. S. Weinhold Mhd. Gramm.
§ 262, AI. Gramm. § 263 (8. 227 f.), Bair. Gramm. § 245.
Die Züricher Ks. zeigt einen durchaus andern Dialekt,
den ihres Entstehungs- und Aufbewahrungsortes, i und ü
sind erhalten, auch im (als m) noch mehr als in G, statt des
o der Ableitung und Flexion findet sich a (lachati, gelemat).
au statt ä ist auch hier sehr verbreitet (vgl. Alem. Gramm.
§ 52), aber man trifft doch viele Beispiele für o.
In der Ausgabe des G. Sp. habe ich die gute Ortho-
graphie der Iis. G. ziemlich genau beibehalten und nur die
Abkürzungen aufgelöst und eine regelmässigere Bezeichnung
des Umlauts, in deren Wahl ich mich aber gleichfalls der
Hs. anschloss, durchgeführt, ferner Trennung und Zusammen-
schreibung in der Weise geregelt, wie man es bei mhd.
Denkmälern zu thun pflegt. Vereinfacht w T urde ferner die
öfter vorkommende Doppelung fpeh und fß. Die grosse
Schreibung der Hauptwörter und der Satzanfänge ist gleich-
falls consequenter geworden, die Interpunktion der Hs. bei-
zubehalten war nicht möglich, ich habe mich jedoch im
Princip durchaus nach ihr gerichtet, und man möge damit
manche Abweichungen von unserer nhd. Gewohnheit er-
klären. —
KAPITEL IL
DER VERFASSER.
Als Verfasser des Goldenen Spiels nennt sich am Schlüsse
von G (D) ain priester frediger ordern hieß mayster Ingold.
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XV —
In Z fehlt der letzte Absatz des Werkes und damit auch
der Autorname; wir werden mithin auch dem, was der Ver-
fasser in der Einleitung von G über sich mittheilt, mehr
Glauben schenken, als dem, was in Z an dieser Stelle steht,
zumal die Fassung von G eine entschieden individuellere
Farbe trägt. Der Geistliche erzählt hier, dass er als 'Beich-
tiger und Seelwärter' bei einer Herschaft' gewesen sei, die
seine Predigten flcissig nachgeschrieben habe: da habe er
denn den Entschluss gefasst, zu Ehren Gottes, Marias und
der Heiligen und seiner lierschaft zu einem geistlichen Dienst
dies Büchlein zu schreiben, d. h. wol eine Reihe von
Predigten in Tractatform zu einem einheitlichen Buche zu-
sammenzustellen, wie das damals vielfach geschah. In Z
spricht er nur von seiner Thätigkeit als Lesemeister' im
Orden, und es scheint, als ob der Schreiber der nächsten
Vorlage von Z diese Darstellung eingesetzt und am Schlüsse
den Namen Ingold ausgemerzt habe, um selbst als der Autor
zu erscheinen. Dem Schreiber von Z selbst, wie ich ihn
oben charakterisiert habe, traue ich eine solche Selbständigkeit
gar nicht zu.
Über seine Heimath sagt Ingold uns nichts, und wir
würden nach der Sprache der Handschriften gewiss nicht
auf das Elsass schliessen, wenn uns nicht andere Anzeigen
dahin wiesen. Die jetzt nicht mehr vorhandene Strassburger
Hs. B 146 enthielt auf Bl. 57b eine Predigt über Matth.
22,42 mit der Ueberschrift: Vis noch gonde materie hat
gebrediet meister lngolt b rediger Ordens, die nach Wacker-
nagel Litt. -Gesch. § 90 Anm. 74 'ähnliche Haltung' wie
das Goldene Spiel zeigte. Es war dies offenbar dieselbe
Predigt, welche uns in der Berliner Hs. Ms. germ. 4° Nr.
35 theil weise erhalten ist. Ueber diese Sammelhandschrift
welche lauter Stücke der Strassburger Prediger Behtolt
Filinger, Heinrich von Offenburg, Hugo von Ehenheim, und
Meister Ingold, Oswald, Leutpriester zum Münster enthält,
hat Cruel in seinem schönen Buche Geschichte der deutschen
Predigt im Mittelalter S. 523 — 529 ausführlich gehandelt,
über Ingold S. ">2G. Rechnen wir das Bruchstück einer
vielleicht taulerischen Predigt das der Hs. vorgeheftet ist,
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— XVI —
nicht mit, so entfallen auf Ingold Nr. 3 und Nr. 5 der
Sammlung, Bl. 22a— 36b und Bl. 45b— 58a (eigener Zählung,
die Hs. ist nicht paginiert). Die erste Predigt, Diz het
gebrediget meister jngolt jn der krvtze woche jn dein
XXXV jor überschrieben, knüpft, eine Homilie Bedas be-
nutzend, an Luc. 11,5-13 an und gipfelt in einer Erörterung
über drei Arten der Liebe: zwischen Vater und Kind, zwischen
Eheleuten, zwischen Leih und Seele; daran schliesst sich
eine ganze Kette der üblichen Betrachtungen. Die zweite
(Bl. 45b), Dis het gebrediget meister jngolt, handelt über
Matth. 22,42, geht aber schon auf Bl. 47b in eine Predigt
von den 10 Jungfrauen über. Dass diese letztere dem
Tauler gehöre, ist wol ein Irrthum Cruels, sie hat nicht nur
mit der Predigt Taulers über dasselbe Thema (Ausgabe von
1521 S. 231b) gar nichts gemein, sondern weist überhaupt
nichts von dem Stile dieses grossen Predigers auf.
Auf den wenigen Blättern der Berliner Iis. finden sich
nun so viele Stellen, die an das Goldene Spiel erinnern, dass
man an der Identität des Verfassers nicht zweifeln kann.
Wie G. Sp. 19, 27 und 46,2 wird auch in der ersten
Predigt Dina als warnendes Beispiel angeführt. Apoc. 6,2
wird Bl. 31b und G. Sp. 76, 24 ff. gedeutet. Bl. 86a ist
von den rnerwundern die Rede, Vgl. die Sirenen G. Sp. 80,20.
Die sieben Bitten und die sieben Worte am Kreuz stellt
der Prediger wie der Tractatschreibor 82,31 ff. gegenüber;
und zu G. Sp. 63,21 ff. Der boß gayst lebt noch, er fiert
den menschen ze dem ersten an ainem seiden faden, dar nach
so wirt dar auß ain starcks sagt stelle ich Bl. 33a die füret
der böse geist an einem siden vaden vnd nement sy des mit
war do wärt ein karchseil dar vß.
Ausser der Apokalypse wird Bl. 47a noch das buch
der minnenden seien, das Hohelied angeführt, vgl. G. Sp.
73,20. Auch die in den Predigten Ingolds citierten Patres:
Augustin, Gregor, Beda, Johannes Damascenus, Albertus
Magnus treffen wir bis aus Beda im Goldenen Spiel wieder.
In der Kreuz woche des Jahres 1435 ist der Berliner
Hs. zufolge die Predigt über Matth. 22,42 gehalten worden.
Das Goldene Spiel pflegt man auf Grund der in GD
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— XVII —
(8. Lesarten zu 8,31 und 68,1) enthaltenen Angaben ins
Jahr 1450 zu setzen (so J. Grimm, lloffmann von Fallers-
leben, Massmann, Wackernagel, van der Linde). Die
Züricher Hs. bietet an der letzteren Stelle gar keine Zahl,
an der ersteren die Zahl 1432. Nun ist die Hs. G frühsten 3
im März 1450 (s. La. zu 33,4) begonnen, am 25. April
bereits vollendet worden, und zwar in Augsburg. Das
Werk müsste sonach, falls es in demselben Jahr in Strass-
burg geschrieben sein soll, dort im Januar oder Februar
verfasst und unmittelbar nachher von da nach Augsburg
gesandt sein. Der Annahme einer Abschrift nach dem
Original widerspricht aber die oben mit Notwendigkeit er-
schlossene Ueberlieferung durch mindestens eine stark fehler-
hafte Zwischenhandschrift. Wir werden also der Hs. Z in
ihrer Zeitangabe 1432 um so mehr Glauben schenken, als
der Schreiber, der sie im Jahre 1474 anfertigte, zur Fälschung
keinen ersichtlichen Grund gehabt hätte. Dazu treten aber
noch zwei weitere Kriterien. Der bekannte Ilagenauer Lehrer,
Schreiber und Buchhändler Diebold Lauber (s. Sommer,
Flore S. XXXVI, Zeitschr. f. d. Alt. 3,191) führt in einem
seiner Bücherverzeichnisse, das die Heidelberger Iis. 314
enthält (s. Wilken, Geschichte und Beschreibung der Heidel-
berger Büchersammlung S. 406) neben Flore, Morolf, Gesta
Romanorum, Parzival, Tristram, Graurock, W T ilhelm von
Orlens u. s. w. auch auf Hern daz yuldin spil vnd von allen
spilen gemalt. Da nun das letzte Gedicht dieser Hs. 1447
geschrieben ist, so müssen schon in diesem Jahre Bilder-
handschriften des G. Sp. existiert haben, und die vornehme
Umgebung und elegante Ausstattung, in der das Werk hier
erscheint, lässt mit einiger Bestimmtheit schon eine etwas
längere Tradition auf Grund dieser Beliebtheit vermuthen.
Ferner spricht gegen das Jahr 1450 noch eine Stelle in dem
Tractat über das Würfelspiel 57,8. Von einem geistlichen
Würfeln mit dem Christuskind heisst es dort: und das ist
uns yetz zu den tv eihendchten erlaupt. Ich schliesse
daraus, dass der Tractat oder die zu Grunde liegende Predigt
in der Weihnachtszeit verfasst wurde, und zwar um so eher,
als auch Nr. 12 unter den Sermones discipuli des Johannes
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— XVIII —
*
Ilerolt von Basel eine Weihnachtspredigt gegen das Würfel-
spiel ist.
Ich setze mithin die Entstehung des Goldenen Spiels auf
die Grenze der Jahre 1432/33. Ist jene Predigt nur 2 1 /-» Jahre
später entstanden, so sind die zahlreichen Uebereinstimmungen
auf so engem Räume leicht begreiflich. Bei einem Zwischen-
raum von 15 Jahren würden sie selbst bei einem Autor von
der geringen Begabung und dem engen Gesichtskreis des
unsrigen auffallend sein. Denn Ingold unterscheidet sich
sehr wenig von der grossen Schaar unbedeutender schola-
stischer Prediger, welche das ausgehende Mittelalter hervor-
gebracht hat. Das Interesse, das uns sein W T erk erregt,
wird hauptsächlich durch die Wahl des Stoffes und der
Quellen sowie durch seine Stellung speciell innerhalb der
elsässischen Litteratur veranlasst, die ich im nächsten Kapitel
beleuchten werde. Der Autor selbst thut sich viel auf seine
Belesenheit zu Gute, er citiert viel und gern und berichtet
(24.8) mit Behagen, wie er einen alten Ritter abgetrumpft
habe, der ihm gegenüber den Nutzen seiner grossen Bücher-
sammlung bezweifelte. Es war damals nicht selten, dass ein-
zelstehende Kleriker über eine grössere Bibliothek verfügten.
So vermachte ein zeitgenössischer Prediger, der Dominikaner
Peter von Gengenbach, von dem sich eine Predigt aus dem
Jahre 1436 in jener Strassburger He, B. 146 vor der Predigt
Ingolds befand, schon im Jahre 1420 dem Kloster alle seine
Bücher, qui sunt in presentt numero centnm et ultra (Revue
d'Alsace 1876 S. 453).
Der Name Ingold ist als Familienname im Elsass ver-
breitet: im 17 Jh. gab es einen Strassburger Professor
Fr. Rud. Ingold (f 1642), und noch heute sind Träger dieses
Namens diesseits und jenseits der Vogesen schriftstellerisch
thätig. Von unserm Autor vermag ich nur vermuthungs-
weise einen urkundlichen Nachweis beizubringen, und zwar
sein Todesjahr. In Bernhard Hertzogs Edelsasser Chronik
Buch III S. 61 findet sich unter den Epitaphien des Stiftes
Surburg (zwischen Hagenau und Weissenburg) das folgende:
Anno Domini 1465. 8. Mus Iiiiii obiit Honorabilis vir
Dominus Ioannes Ingolt, Canonicus hujus Ecclesiae.
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— XIX —
Bezieht sich diese Grabschrift, was nach dem Zeitpunkt recht
wol möglich ist, auf den Verfasser des Goldenen Spiels, so
dürften wir uns das Leben desselben etwa so vorstellen: im
letzten Viertel des 14. Jhs. geboren — denn er war bei Ab-
fassung des G. Sp. nicht mehr jung — trat er in das Strass-
burger Dominikanerkloster ein und erwarb sich den gelehrten
Meistertitel, war dann Beichtvater bei einer vornehmen
elsässischen Adelsfamilie, schrieb 1432 sein Hauptwerk,
predigte noch längere Zeit in Strassburg und zog sich zu-
letzt als Kanonikus in das Stift an der Sauer zurück, wo er
hochbetagt starb. Seine Lebenszeit fällt unter die Bischöfe
Wilhelm IL von Diest, Konrad V. von Busnang, Ruprecht
von Baiern.
Das Strassburger Dominikanerkloster, aus dem er her-
vorgegangen ist, befand sich an der hovestat (Closener,
Deutsche Städtechroniken 8,131), an der Stelle des Prote-
stantischen Gymnasiums. Mit seinen Insassen haben die
Bürger, seit dieselben im Jahre 1251 in die Mauern Strass-
burgs selbst eingezogen waren (der Bau des Klosters begann
erst 1255), manchen harten Strauss zu bestehen gehabt, so
1277- 1280, 1331 , 1385; aber vieles verdankt ihnen die
Stadt ohne Zweifel, denn in den letzten Jahrhunderten des
Mittelalters sind sie es gewesen, die hier jede Art von
theologischer Gelehrsamkeit pflegten, insbesondere aber der
Predigt sich mit Eifer widmeten. Dass gerade hier im Aus-
gange des 15. Jahrhunderts ein Prediger von der Bedeutung
Geilers auftaucht, hat gewiss zum Theil in der ununter-
brochenen Tradition seinen Grund, deren Träger eben die
Dominikaner waren.
KAPITEL III.
DIE QUELLEN UND DIE STELLUNG DES GOLDENEN
SPIELS.
Das Goldene Spiel ist eines der letzten Glieder in einer
langen Kette mittelalterlicher Litteraturerzeugnisse , welche
an ein Spiel symbolische, moralisierende Betrachtungen an-
EK Lit.-l)ei.kt..Äli.r. III. II
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— XX
knüpfen. Sein Verfasser nimmt eine Reihe von Einzel-
versuchen dieser Art aus früherer Zeit wieder auf und
ergänzt seine Tractatsaramlung durch Hinzufügung einiger
neuen Themata zu einem Cyklus gegen d e sieben Tod-
sünden.
Die Idee, welche der Spielsymbolik des Mittelalters
zu Grunde Hegt, ist nicht lediglich ein Ausfluss der weit-
* gehenden Neigung der Geistlichen, weltliche Gegenstände
und Handlungen in den Bereich moralisierender Darstellung
zu ziehen, wie sie zuletzt selbst das Recept zu einem Spick-
hasen oder einem Fastnachtskuchen nicht verschmäht, es
kommt ihr vielmehr jene durchaus volksthümliche und viel-
leicht in hervorragendem Maasse germanische Anschauung
entgegen, die in den einzelnen Acten des Spiels das mensch-
liche Leben sich wiederspiegelu sieht, ja am Ende geneigt
ist, dieses selbst als ein Spiel, mit Einsatz. Gewinn und
Verlust zu betrachten. Diese Anschauung mag uralt sein,
und sie ist besonders leicht begreiflich bei einem Volke, das
wie die Germanen dem Würfelspiel leidenschaftlich ergeben
war und das Leben, auch im Kampfe, leicht aufs Spiel
setzte. Unter eben dieser Voraussetzung hat es Scherer
Zeitschr. f. d. Alt. 22,322 ff. versucht, die dunkele Etymo-
logie des germ. plegan aufzuhellen. Dem Ritterthum dann
waren diese Vergleiche durchaus geläufig, zunächst für Kampf
und Turnier (ttitspü), wie die Anmerkungen Haupts zu
Erec V. 867. 869, 872, 875 reichlich belegen. Wolframs
oft wiederholtes riter schaß ist topelspil ist der prägnanteste
Ausdruck dafür. Die Vergleiche aus dem Würfelspiel bleiben,
vielfach nicht mehr als solche gefühlt, auch als das höfischere
Schach eine Menge neuer hinzufügt (s. Wackernagel Kleine
Schriften l 119 f.) ; eine reiche Ausbeute hat dann der
bildliche Ausdruck aus dem Kartenspiel gewonnen (s. Hilde-
brand im DWB. V 235 f. unter 'Karte'), und wie rasch der-
artige Metaphern aufkommen, zeigt die Mörin Hermanns von
Sachsenheim (V. 2888, 4862, 5434), die geschrieben ist, als
das Spiel noch gar nicht lange bei uns heimisch war. Am
unempfindlichsten sind wir gegenüber den zahllosen Wen-
dungen geworden, welche der Ausübung des Wurfes und
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— XXI —
Schusses entnommen sind, obwol eine grosse Anzahl der-
selben erst in der Zeit aufgekommen sein mag, wo diese
Spiele den Mittelpunkt der bürgerlichen Volksfeste bildeten,
im 15. und 16. Jh. (s. Gustav Freytags Bilder aus der
deutschen Vergangenheit II. 2, 304). Wettlauf und Tanz
haben am wenigsten und meist nur durchsichtige Ausdrücke
hergeliehen. Die Vergleiche aus der Musik sind wesentlich
anderer Art l .
Die Geistlichkeit machte sich die Popularität dieser
Spielvergleiche frühzeitig zu Nutze, indem sie ihnen eine
ethische Wendung zu geben, ja nicht selten kirchlich dog-
matische Sätze in sie einzukleiden suchte. Als das Würfel-
spielen unter den Mönchen der Diöcese Cambrai zu arg
wurde, erfand der nachmalige Bischof Wibold für sie eine
Alea regularis, ein geistliches Würfelspiel mit den Namen der
christlichen Haupttugenden für die Würfel (Gesta episcoporum
Cameracensium, Mon. Germ. SS. VII 434 — 437). Wie man,
in verschiedener W r eise, das Würfelspiel auch in Deutschland
geistlich ausdeutete, ersehen wir aus den Stellen des Wart-
burgkriegs und Reinmars von Zweter, die W'ackernagcl Kl.
Sehr. I 122 anführt. In origineller Weise vergleicht ein
deutscher Didaktiker aus dem Anfange des 13. Jhs., der
Dichter der Warnung V. 1285 — 1414, das Leben eines
leidenschaftlichen Wurfzabelspielers, dem die Freunde die
Schulden bezahlen müssen, mit dem des Sünders, den schliess-
lich nach wiederholten Rückfällen nur der Priester retten
kann. Umfangreiche Moralisationen anderer Spiele hat das
spätere Mittelalter noch manche hervorgebracht, in den Nieder-
landen sogar eine solche des Ballspiels (gedruckt Löwen 1477,
Delft 1498).
Besonders nahe lag es, die Andeutungen, welche das
damals überaus verbreitete Schachspiel schon in den Formen
und Namen der Steine enthielt, weiter auszuspinnen und so
1 Der Verfasser hofft die Sammlungen, die er wahrend dieser
Arbeit begonnen hat, später einmal in einer eigenen Schrift vorzulegen,
dio auch zur Geschichte der Spiele selbst mehr beitragen wird, als er
jetzt zu geben vermag.
II*
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— XXII
ein Bild der damaligen Gesellschaft und ihres Treibens zu
schaffen, an das sich in der beliebtesten Form der mittel-
alterlichen Satire eine Kritik der Fehler aller Stände und
Berufsarten anknüpfen Hess. Anfänge dazu sind bereits im
12. Jh. gemacht durch Alexander von Neckam, ihm schliesst
sich im 13. Jh. Johannes Oallensis an (s. van der Linde
Geschichte und Litteratur des Schachspiels I 14G ff.), das
classische Werk dieser Art aber ist das um das Jahr 1300
entstandene Buch des Lombardischen Predigermönchs Jacobus
de Cessolis De inoribus hominum et de officiis nobilium super
ludo scacorum (hrsg. von Röpke im Programm der Ritter-
akademie zu Brandenburg a. d. H. 1877; vortreffliche Bib-
liographie bei van der Linde I. Beilage S. 20-34, 105 —
152). Dieses Buch, nach der Aussage des Autors aus
Predigten über das Schachspiel hervorgegangen, enthält zu-
nächst eine Charakteristik der einzelnen Stände nach den
Schachfiguren mit Aufzählung ihrer Sitten und Pflichten und
dann eine gleichfalls moralisierende Darstellung der Haupt-
schachzüge. Eingestreut und meist recht lose angeknüpft
sind zahlreiche Beispiele und Geschichten, zumeist aus der
spätrömischen Litteratur und der Historia Romana des
Paulus Diaconus. Das Werk hatte einen grossartigen Erfolg,
der sich annähernd dem der Gesta Romanorum vergleichen
lässt, für die es auch eine nicht unwichtige Quelle gebildet
hat. Es wurde in zahlreichen lat. Hss. verbreitet und in alle
wichtigen Literatursprachen übertragen, vielfach ausgezogen
und poetisch bearbeitet. Den weitesten Leserkreis erwarb
es sich aber in Deutschland. Hier gibt es ausser den in
vielen Hss. vorhandenen und mehrfach gedruckten Prosa-
übersetzungen nicht weniger als vier poetische Umwandlungen :
zwei alemannische, von Heinrich von Berngen (kurz nach
1300) und von Konrad von Ammenhausen, Leutpriester zu
Stein am Rhein (1337), eine ostmitteldeutsche von dem
Pfarrer zu dem Hechte (1355) und eine niederdeutsche von
Meister Stephan (zwischen 1357 und 1376). Das zweite
dieser Gedichte ist wiederum von Jacob Mennel (1507) aus-
gebeutet worden.
Auch unser Ingold hat, wie er 1, 18 behauptet, das
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XXIII —
Buch des Bruder Jacob Tessali d. i. de Cessolis über das
Schachspiel gelesen und 'viel daraus genommen'. Wider-
legen lässt sich diese Aussage nicht, aber ich glaube, dass
sie nur eine ungenaue ist, und der Autor nicht das Original,
sondern das Gedicht des Konrad von Ammenhausen gekannt
hat. Dieses umfangreiche und wenig poetische, aber cultur-
historisch sehr interessante Product ist bis jetzt nicht voll-
ständig gedruckt grössere Proben daraus geben Wackernagel
in Kurz und Weissenbachs Beiträgen zur Geschichte und
Litteratur Bd. I (Aarau 1846) S. 46- 77. 158-222. 314—373
(voran ein schöner Aufsatz über das Schachspiel im Mittelalter,
jetzt Kl. Sehr. I 107-127) und Vetter Neue Mittheilungen
aus Konrads von Ammenhausen Schachzabelbuch, Aarau 1877.
Ich konnte in Strassburg die beste Iis., die Heidelberger
Nr. 398, einsehen und habe so eine Reihe von Ueberein-
stimmungen Ingolds mit solchen Stellen des Schachzabel-
buchs gefunden, die theils von dem eitlen und pedantischen
Bearbeiter ausdrücklich als eigene Zusätze bezeichnet werden,
theils sich durch Vergleich mit der lateinischen Quelle als solche
ergeben. Aus den Anmerkungen sind die genauem Citate
nach der Heidelberger Tis. ersichtlich, ich begnüge mich da-
her hier mit der blossen Anführung der wichtigern Vergleiche
und Historien, die dem deutschen Gedichte entstammen. Ein
Zusatz Konrads sind z. B. die 37, 3 und 5 angewandten
Vergleiche bestechlicher Richter mit Spinnweben und Sack-
pfeifen, er führt ausdrücklich an, woher er den letztern habe:
Heid. Hs. 398 Bl. 41 c.
Ich kan hie nüt gesagen tue
wenne einen spruch den ich vant
ouch geschriben an einer wttnt
an zwein versen die ich do las.
der rerse betätunge was
das den fürsprechen und dem spil
des wen im höret harte eil
ich meine sagpfiffen, den zwein
ist ein sitte gemein,
das en weders lere enfeit :
wer dem sacke nüt engit
Mastes gn&g, die pfiffe sprichet niht.
an symelichen fürsprechen tuen ouch siht
das su den sagpfiffen sint glich.
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- XXIV
Ihm eigen sind ferner die 24, 20 f., 60, 20 ff. und 67,
4 ff. erzählten Anekdoten. Die erste derselben leitet er mit
den Worten ein (Bl. 125c):
eines ich hie künde,
' . <itts stuont mit an dem büchelin
und muos es werffen doch her in u. s. w.
Er hat die Leute selbst gekannt:
wie ich sy wol geturnten kan y
so wil ich ir doch nennen niht.
Und indem er, wie das Ingold 60,20 thut, an die Er-
zählung von S. Bernhard und dem Spieler, die auch in der
Quelle steht, noch die von dem Heiligen und einem seiner
Mönche anschliesst, äussert er selbstgefällig, dass er sie aus
eigener Belesenheit dem Bericht seiner Vorlage hinzufüge,
s. Vetter S. 34, V. 2190 ff. Uebrigens zeigt auch die vor-
angehende wie fast sämmtliche dem Schachbuche entnommene
Historien gemeinsame Züge mit Konrads von Ammenhausen
Darstellung, während ich nirgends ein Anzeichen gefunden
habe, das auf directe Kenntnis des Jacobus de Cessolis
nebenher schlieasen Hesse. Dass ihm der Name des deutschen
Autors entgangen ist, erklärt sich leicht daraus, dass dieser
in einer YsBtersche, einem Akrostichon, am Schlüsse ent-
halten ist, während gleich die Einleitung den Lombarden
neunt.
Es trifft sich hübsch, dass wir die Verbreitung von
Konrads Schachgedicht im Elsass noch besonders nachweisen
können. Nicht nur jene Heidelberger Hs. ist hier, in Schlett-
stadt durch Reubolt Suesse aus Strassburg im Jahre 1365
geschrieben, sondern auch die Hs. der Arsenalbibliothek zu
Paris (Mss. all. 6, s. Germ. 21, 338), welche Michael Scherer
zu Strassburg am Stephansplatz 1418 vollendete. Und ausser-
dem wissen wir von einer dritten, in Rappoltstein ange-
fertigten elsässischen Hs. des Schachzabelbuchs, welche der
Herzog August von Braunschweig (Oustavus Selenus) in
seinem Schach- oder Königsspiel von 1616 S. 425 anführt
(8. Massmann Geschichte des mittelalterlichen, vorzugsweise
des deutschen Schachspiels S. 155).
Der grosse Umfang dieser Hauptquelle und die gute
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— XXV —
Vorarbeit, die er in ihr fand, mag für [ngold neben der
Bequemlichkeit der Eintheilung in sechs Tractate (König,
Königin, Alte, Ritter, Roch, Venden) der Hauptgrund ge-
wesen sein, dem Schachspiel mehr als die Hälfte seines
Werkes zu widmen. Wenn er nicht überhaupt von Predigten
über das Schachspiel ausgegangen und erst später darauf
verfallen ist, die andern Spiele heranzuziehen. Die Benutzung
Konrads ist eine durchaus freie, was er ihm an Erzählungen
entnimmt, hat er zum Theil auch in den spätem Tractaten
untergebracht, wo andere Quellen und eigene Arbeit die
Grundlage bilden.
Diese Quellen glaube ich wenigstens für drei weitere
Spiele gefunden zu haben. Zunächst für das Kartenspiel.
Als im Jahre 1377 das Kartenspiel von Frankreich hernach
Basel gelangte, schrieb ein dortiger Dominikaner Johannes
einen Ludus' cartularum moralisatus, aus dessen Prolog ich
einige Stellen mittheile, zugleich um Wackernagels Ver-
muthung über die Heimath noch mehr zu befestigen: Hinc
est quod quidam ludus qui ludus cartarum appellatur hoc
anno ad nos pervenit, seil, anno domini 1377. — Nam in
Alamania bis terrae motum nostris temporibm habuimus,
pestilentiam frequenter passi sutnus. Nee est angulus in mundo
in quo ipsa pestilentia non fuerit, quod quidetn pro magna
parte constellatiom celi ascribo salvo iudicio meliori
Unde e<jo frattr Johannes in online praedieatorum minimus
natione theuthonicus sedens quadam vice in mensa 1 abstractus
reoolvens in corde meo hunc inde statum mundi nunc curren-
tjs et ex abrupto mihi ludus cartularum- et quomodo ad statum
mundi posset aptari cepi imaginär i decrevi de huius-
modi materia compilari quae die crastina ineepi et cum dei
adiutorio proper ans ipsum perßeere seu ßnire. si autem
continget aliquem passum non omnibus esse intelUgibilem sed
cdiquürus obscurum et difficilem , tales exeant in Buckhem et
Herum in Ritweiden revertantur et procedant ulterius hunc
tractatum legendo Seine Absicht bei diesem Werke,
das in 3 Theile zu Ü, 5 und 12 Kapiteln zerfällt, ist 1, ludum
• Soeniüller las <[itondam vitae immens«.
« Ergänze in mentem venit?
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— XXVI —
cartularum in se describere qnoad muten am et modum
ludendi ; 2, ipsum ludum ad mores frohere seit nobilibus dare
normam vivendi; 3, ipsos populäres instruere seu eos infor-
mare de modo virtuose operandi. (Zum Thoil nach Abschrift
J. Seemüllers aus der Wiener Hs. 4143 (fol. 88—165);
vgl. Denis Codd. mscr. theol. bibl. pal. vind. lat. I 2,
1234 ff.)
Die Art der Moralisation in Ingolds Tractat über das
Kartenspiel lässt ein fremdes Vorbild entschieden vermuthen,
weil sie viel geschickter ist als z. 13. in dem Abschnitt über das
Brottspiel, und wir dürfen die Bekanntschaft mit dem Ludus
cartularum um so eher voraussetzen, als er nachweislich
ziemlich verbreitet war. Ausser der oben benutzten Wiener
Hs. 4143 aus dem Jahre 1472, in welcher für Bilder Raum
gelassen ist, wissen wir noch von zwei weitern Manusciipten,
die ihn enthielten, das eine, in Basel 1429 von Petrus Huller
alias de Wiscellach geschrieben, kannte Peter Ochs (Ge-
schichte von Basel 2, 450), das andere befand sich auf der
Strassburger Bibliothek: Cod. chart. D 44,10 Ludus Char-
tarum moralisatus (Massmann 8. 109 Anm. 13).
In dem Abschnitt über das Tanzen benutzt Ingold
einen Tractat Was schaden tantzen bringt, der aus einer
Wiener Hs. in den Altdeutschen Blättern I 52 ff. abgedruckt
ist; eine abweichende Redaction desselben enthält die Hs.
der Wasserkirche zu Zürich B 223 /730 (Pap. 4°) Bl. 96 a—
99 b, s. Wackernagel Altdeutsche Predigten und Gebete
S. 259 f. Ich habe in den Anmerkungen auf mehrere zum
Theil wörtliche Uebereinstimmungen kurz hingewiesen. —
Es tritt aber hier noch eine weitere Quelle hinzu, die wie
für diesen so für sämmtliche Tractate von 7 — 12 von Wichtig-
keit ist , das Werk des Johannes Herolt, Discipulus de
eruditione christifidelium cum thematibus sermonum domini-
calium (von mir in dem Strassburger Druck des Johannes
Prüss von 1490 benutzt). Herolt, wiederum ein Baseler
Dominikaner, ist am bekanntesten durch seine Sermones
diseipuli, ein Predigtmagazin in lateinischer Sprache, das in
dem predigtreichen, aber trägen und bequemen 15. Jh. über-
aus häufig abgeschrieben und benutzt, dann noch vor 1500
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— XXVII —
36 mal gedruckt ist Cruel Gesch. d. d. Predigt in MA.
S. 480 setzt das Erscheinen dieses Buchs in die Jahre
1435—1440, wie ich jetzt glaube ohne stichhaltigen Grund.
Denn dass der Tod Procops im Druck vorausgesetzt scheint
kann recht wol auf einer kleinen Aenderung der ihm zu
Grunde liegenden Hs. beruhen. Jedcsfalls ist schon einige
Jahre vor den Sermones der Discipulus de eruditione ehristi-
tidelium erschienen, der bereits für zwei Drittel der dort
gebotenen Predigten die ausführlichen Dispositionen enthält
mit jedesmaligem Hinweis auf das nachfolgende Compendium,
wo der Stoff unter den Rubriken der 10 Gebote, der fremden
Sünden, Todsünden, Sacramente u. s. w. untergebracht ist
(s. Anz. f. d. Alt 7, 188). So finden wir den Inhalt des
Sermo Nr. 37, der gegen den Tanz gerichtet ist, bereits
im Discipulus Do prec. III J, und diese Abhandlung De
Chorea, welche, wie die Predigt und G. Sp. 70,9 auf Exod.
32 Bezug nimmt, hat Ingold fleissig ausgeschrieben, ja zum
Theil wörtlich übertragen, so namentlich 72,1 ff. Ich wundere
mich nur, dass er nicht auch Herolts Teufel Schickendanz mit
aufgenommen hat.
Auch in dem Tractat über das Würfelspiel (Schanzen)
knüpft er an eine Predigt resp. Abhandlung Herolts an
Es ist das die Erörterung in Discipulus D VII über den
Ludus alearum et taxillorum, als Weihnachtspredigt in Nr.
12 der Sermones wiederkehrend (vgl. 57,8 und oben S. XVII f.).
Von einer allgemeinen Betrachtung über die Habsucht, die
immer mit im Spiele sei , geht Herolt zur Aufzählung von
18 Sünden über, die dem Würfelspiel entsprechen: Ingold
macht daraus 21, um die Zahl der Augen voll zu haben.
Wie wir Züge aus Herolts De chorea auch in dem
Kartenspiel Ingolds wiederfinden, wo die Kleiderpracht be-
sprochen wird, so auch solche aus dem letztgenanntem Ab-
schnitt in dem Brettspiel. Hier glaube ich nicht an eine
besondere Quelle für das ganze, weil das Spiel zu unge-
schickt rein als Würfelspiel aufgefasst wird. Das Brett
selbst wird fast ausser Acht gelassen.
Ausser dem, was diese wichtigsten Vorbilder boten, hat
Ingold nach dem Brauche der damaligen Prediger noch eine
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— XXVIII
Fülle weltlicher und geistlicher Gelehrsamkeit iu sein Goldenes
Spiel hineingesteckt, deren Quellen ich, wo ich sie auffinden
konnte, in den Anmerkungen verzeichnet habe. Es ist das
typische Bild des scholastischen Wissens jener Zeit, das sich
uns bietet. In der Bibel ist er überaus belesen, dazu tritt
die Historia scholastica und mancherlei Kram aus den Werken
patristischer Commentatoren. Aus der antiken Litteratur
wird die Ethik des Aristoteles am meisten erwähnt, dann
kommen Ovid, Lucan, Seneca. Weltliches und geistliches
Recht finden wir in pedantischer Weise mehrfach angezogen.
Von mittelalterlichen Schriftstellern nennt er Hieronymus,
Augustinus, Johannes Chrysostomus , (iregorius, Albertus
Magnus, Thomas von Aquino, Petrus Aureolus, Alexander
de Villa Dei, die Historia Barlaam des Johannes Damas-
cenus; dazu die Disticha Catonis und den arabischen Arzt
Avicenna (Ebn Sina). Wer der Meister von den Gewichten
ist, aus dem er die Natur des Magneten kennt (35,8), weiss
ich nicht anzugeben, auch das Buch der Römer, aus dem
er 23,16 und 26,13 erzählt, habe ich unter den mittelalter-
lichen Kaiserchroniken und Fabelbüchern nicht finden können.
Die Sieben weisen Meister sind es ebensowenig wie die Gesta
Romanorurn, obwol die letzteren sonst vielfach benutzt sind.
Auch der Physiologus und spätere Naturbücher haben manches
hergegeben, ebenso volksthümliche Tradition und besonders
das Sprichwort. Vielleicht kannte Ingold auch den Edel-
stein des Ulrich Boner: wenigstens ist für die 81,16 ff.
erzählte Anekdote eine andere Quelle oder Parallele nicht
nachzuweisen, als Boner Nr. 53. Eigentümlich berührt uns
gerade in Strassburg die geistliche Ausdeutung der Garten-
scene aus dem Tristan (68,30 ff.), doch steht auch derartiges
in der zeitgenössischen Litteratur nicht vereinzelt da: der
Meissner Prediger Meffreth legt in seinem Hortulus reginae
Sermo m auch der Schwanrittersage eine geistliche Deutung
unter (Cruel S. 491).
Ueberblicken wir die Leistung als Ganzes, so lässt sich
zunächst nicht sagen, dass die Moralisation der Spiele selbst
mit Geschick durchgeführt sei. Noch mehr als Jacobus de
Cessolis irrt Ingold von dem Wege ab, den er sich vor-
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XXIX
gezeichnet hat: er vermengt durchweg den Zweck der geist-
lichen Auslegung weltlicher Spiele und den, diese Spiele
selbst zu bekämpfen, und kommt so zu vielen Unklarheiten
und Widersprüchen. Die Sucht für alles einen biblischen
Gegenzug zu finden, und die Neigung, den Stoff in weit-
läufige Dispositionen und Subdispositionen einzuschachteln,
haben den Rahmen des Spiels an vielen Punkten gesprengt.
Wesentlichen Einfluss auf Ingold wie auf seinen Baseler Zeit-
genossen und Ordensbruder Johannes Nider, den Verfasser
dor Viernndzwanzig goldenen Harfen hat das 1386 entstan-
dene Buch des Otto von Passau Die vierundzwanzig Alten
oder der goldene Thron der minnenden Seele geübt, wie
mich die Einsicht der Giessener Hs. 813 überzeugt hat. Von
den Nachwirkungen der Mystik aber, die Wackernagel Litt.-
Gesch. 2. A. S. 433 f. annimmt, ist ausser dem herkömmlichen
Spiel mit dem Hohenlied wenig zu spüren. Der Grundstock
und Grundton seines Werkes ist dürre Scholastik, und seine
ansprechende Seite bilden die schlicht und oft recht hübsch
erzählten Historien und der derbe Humor, der besonders
in den Tractaten über Kartenspiel und Tanz durchbricht.
Beides Züge, die für die elsässische Litteratur der Folgezeit
in hervorragendem Maasse charakteristisch sind.
Aber es ziehen sich von Ingold zu seinen berühmtem
Landsleuten auch noch andere Fäden. Er ist der erste, der
ein grösseres deutsches Lehrgedicht seinen Kanzelvorträgen
zu Grunde gelegt hat: seinem Beispiele folgen Geiler von
Kaisersberg, wenn er über das Narrenschiff seines Freundes
Sebastian Brant predigt, und Thomas Murner, wenn er seine
eigenen Dichtungen, wie die Narrenbeschwörung, zum Gegen-
stand von Predigten macht l . Vnd auch die moralische Be-
trachtung der Spiele hat im Elsass noch mehr als einen
Nachfolger gefunden. Der Gegenstand lag freilich damals
überhaupt nahe. Das fünfzehnte Jahrhundert war ja so
spiellustig, wie kaum das sechzehnte, und dass man nament-
lich im Elsass recht viele Spiele kannte, beweist eine fast
1 Schluss dor Narrenbeschwörun:: : Zu Frankfurt hab ich an dem
Mein Dis buch beschriben zü latein Und zu Witsch darzu yeprediget.
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— XXX —
endlose Aufzählung in dem Tugendschatz Meister Altwerts
S. M> f. Als moralisierende Auffassung eines Spiels im Sinne
Ingokls kann man füglich auch die poetischen und bildlichen
Darstellungen des Todtentanzes bezeichnen. Beides, Schach-
moral und Todtentanz, scheint in einem Gemälde vereint ge-
wesen zu sein, das sich im Kreuzgange des Strassburgcr
Münsters befand (s. Edel Die neue Kirche in Strassburg,
Strassburg 1825 S. 88 ff.) und durch welches nach Zarnckes
ansprechender Vermuthung Sebastian Brant zu seinem Ge-
dicht De periculoso scacorum ludo inter mortem et huma-
nam conditionem in lateinischer und deutscher Sprache
(Zarncke, Narrenschiff S. 153 f.) veranlasst wurde. Ihm
reiht sich Geiler an, der nicht nur über das Kinderspiel
'Herr König, ich diente gern eine Reihe von 15 Predigten
gehalten, sondern auch in seinem Buch Arbore humana Von
dem menschlichen Baum eine sociale und ethische Deutung
des Kartenspiels gegeben hat. Ich darf sie als ein recht
charakteristisches Stück wol um so eher hierher setzen, als
den wenigsten ein alter Druck zugänglich sein dürfte. Der
Teufel tritt als Wannenkrämer, als Hausierer mit siebenerlei
Waaren auf, deutsche Uebersetzung von 1521:
139d Die sibent war ist kartenspil, bedüt gwalt, add, eer etc.
Der kremer gibt dir yn, o wie gut ist es gwalt zu haben zü
irntzgen oder lassen gon, glaub int aber tut, bring es für
den dorffmeier, für den tod, heiß in mit eleu vß messen, so
siehst u wie kurtz aller gewalt ist. (Vidi impium exaltutum
etc.) Aller gewalt diser weit ist wie ein kartenspil, vff der
carten sein vil bletter, das ein heisset ein kimig, das ander
140a der ober, der vnder. Also, \ in dem weltlichen regiment ist
einer ein künig, der ist ein burgermeister, der ein Schultheiß,
der hat ein andern namen vff vnd ab, etc. Item vff der karten,
so sticht eins das ander, der künig sticht die fraw, die frauw
den obern, der ober den vnderu. etc. Also einer in dem ge-
walt auch ein künig vberwint ein fürsten, ein fürst ein grafen,
vnd wer baß mag, der thät baß. Item vff der karten sein
alle bletter vß bapeier gemacht, vnd vß bappen, vnd wiewol
eins hübscher gemalt ist dan das ander. Also alle die in
dem gewalt sein, wan schon einer den andern vbertrifft in
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— XXXI —
der würde^ so sein doch alle, der her vnd der knecht, von
einer matery tödlich vnd eilen, vor zeiten was es yar ein
schlecht diny züspilen vf der karten, der küniy stach den
obern, vnd ie das nierer das vnder, zwei stachen nie ein küniy.
Aber ietz, so hat man ein spil, heisset der karnijf'el spil, kar-
niffeliüs, da seint alle diny verkert, die drü stechen ein ober,
die ßer den vndern, zwei vnd serhß stechen ein küniy, vnd so
schlecht man vmb, ietz so ist einerlei keiser, darnach so wärt
ein anderer lei keiser, wie das ylück gilt. Also in dem ye-
walt ist es auch vmbkert, for zeiten was yar ein schlecht
ding zu erwölen Herren zu dein yewalt, wan man ericölt al-
wegen die fürsichtiyen, die yuten, die yotz/örchtiyen die waren
küniy, vnd hatten allen yewalt zu alten zeiten, da waren
priester vnd philosophi, die waren küniy, die waren, als si
Jethro beschriebe dem Moisi, denen waren die andern gehorsam,
die minder waren in weißheit.
Aber ietz so ist ein ander spil fanden in dem reyiment,
auf der kartten, das der vnderbüb sticht den Künniy, die
zwei vnd sechß ein Künniy, die drü den obern, vnd der
minder den merern, wan si von dem keiser spil sein. Ach
wie dick kumpt es, das die frumen, \ ersamen, fürsichtiyen MOb
werden vnder yetrnckt in raten, in den erwölunyen, so man
küniy vnd bischqff erwölen sol, so man inen fürsetzt frum
ersam sein, die nit yehört vnd erhöret werden in iren ersamen
heilsamen raten, vnd ander die vrteilen nach dem fleisch vnd
der sinlicheit die werden erfiort.
Sie haben die hart mit betruy vnd falschheit yemißt,
also zu mischen das derlei sie beyert liaben, keiser zu werden,
sie künnen es also practicieren vnd zu rüsten, das der erwölt
wärt, dan sie wenen es sei durch ßllerlei bullen vnd bitbrieff,
wie yat es aber zu dein leisten, wan das spil vß ist, so würfet
man alle bletter, küniy vnd keiser mit allem hoffyesind in
das Jener. Also die in dem spil des yeu altz sein, wärfft man
in das ewiy feuer.
In eigenartiger Weise übertrug Murner die traditionelle
Spielauslegung von der Kanzel aufs Katheder und verwerthete
sie hier praktisch zur Einprägung von Kenntnissen in der
Philosophie, Metrik und Rechtwisaenschaft. Aus diesen Be-
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— XXXII —
strebungen, welche von seinen Zeitgenossen wiederholt als
erfolgreich gepriesen werden, sind drei seiner lateinischen
Werke hervorgegangen: 1) Logica memorativa, chartiludium
logice, zuerst Cracov. 1507 gedruckt und oft aufgelegt (Gö-
deke § 133 Nr. 9). 2) Scaccus infallibilis quantitatis sylla-
barum. auch als Praxis carminandi und als Ludus studentum
Priburgensium Francof. 1511 gedruckt (Gödeke Nr. 12 und
13); 3) Chartiludium institute, Arg. 1518 (Gödeke Nr. 27).
Ueber alle diese Schriften handelt jetzt ausführlich Gödeke
in der Yorrede zu seiner Ausgabe der Narrenbeschwörung
S. XVI, XIX, XL ff., vgl. auch Stintzing Geschichte der
populären Litteratur des römischen Rechts in Deutschland
S. 432 ff., Sieber in den (Baseler) Beiträgen zur vaterlän-
dischen Geschichte 10, 273 ff. und Prantl Geschichte der
Logik IY 294 ff. ; doch irrt der letztere, wenn er glaubt, dass
Murner mit seinem logischen Kartenspiel wirklich habe
spielen lassen. Diese Karten, in die alles mögliche an Zeichen
und Bildern hineingedrängt ist, haben mit wirklichen Spiel-
karten kaum noch etwas zu thun.
Die alte Art der Spielauslegung scheint nunmehr im
Elsass abzubrechen. Wol aber bezeugen noch mehrere in
Strassburg erschienene Schach- und Würfelbücher die an-
dauernde Spielfreudigkeit, und namentlich wird hier die aus
Italien eingeführte Gattung der Loßbücher heimisch, harmlose
Orakelspiele, in denen meist durch Umdrehung einer Scheibe
das Loo8 bezeichnet wird, zu welchem ein bald ernstes, bald
scherzhaftes Bild mit Yersen gehört. Fast sämmtliche von Gö-
deke § 159 Nr. 5 namhaft gemachte Werke dieser Art gehören
dem Elsass an, oder sind doch zu Strassburg und Mülhausen
gedruckt. Da treffen wir neben dem Weltlichen Loßbuch
Jörg Wickrams von Colmar das Geistliche Loßbuch des
Heinrich Vogtherr, beide 1539 zuerst erschienen, und wenige
Jahre später, 1543, auch ein Karten-Loßbuch. Und um der
langen Reihe bekannter und berühmter elsässischer Namen
einen würdigen Abschluss zu geben, nenne ich Fischart, der
zwar über die Loßbücher (mit Ausnahme der Wickramschen)
in der Daemonomania 1 herzieht, aber doch auch durch sein
' (1581. S. 181 f.).
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— XXXIII —
überreiches Spielverzeichnis im Gargantua unwillkürlich an
eine ähnliche Aufzählung bei seinem 150 Jahre altern Lands-
mann Meister Altswert erinnert.
Diesseits des Rheins Hessen sich noch manche Beispiele
für Einkleidung moralischer und politischer Tendenzen in
die Form eines Spieles anführen. Ich will hier nur erwähnen,
dass, wie wir früher nach einander ein moralisierte« Würfel-
spiel, Schachspiel, Kartenspiel, Ballspiel auftreten sahen, jetzt
der Richtung der Zeit entsprechend das Kegelschiebon heran-
gezogen wird. So in einem niederdeutschen politischen Fast-
nachtsspiel De Schevekloth, das bei Lüntzel Die hildesheimische
Stiftsfehde S. 220—230 abgedruckt ist, und namentlich in
einem vortrefflichen gereimten Dialog, der den Nürnberger
Buchdrucker Lenhard zti der Aych zum Verfasser hat:
Kogel spil gebraettiziert auß dem yotzigen zwytracht des
glaubens u. s. w. (2 Drucke aus d. J. 1522, s. Gödeko $ 134
Nr. 7 und Weller Annahm II 335). Luther tritt dfirin als
Vorkegler der Reformatoren auf, besonders Hutten zeigt sich
zu stürmischem Werfen geneigt. Als abwartende Zuseher
unterhalten sich über daa Spiel und die Spieler der Pabst
und der Kaiser, während andere heftig auf die jungen Loll-
fetzen schimpfen. Das Stück ist ganz in Murners Ton und
Sprache geschrieben und auch in der Tendenz einigen seiner
Schriften verwandt.
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Do ich bey meiner herschafft was ain peichtiger und la
ain selwarter, und marckt da pey wie das sy so gar zu guten
sitten genaygt waren, die sy von got hetent und von iren
ältern her pracht, als ich wol han gemerkt, und geren vil
predig horten, und die an tün und schreyben, als sy von mir 5
manig predig geschriben hand, do han ich gedacht das ich
got dem obrosten herren und der edlen hochgelobten mfiter
Marien und den hailigen zü eren, und meiner genädiger her-
schafft zu ainem gaystlichen dienst, und allen den die es
lessend zü ainer manung zü tugenden, das ich wil machen 10
ain büchlin das ich nennen wil das guldin spil, und das wil
ich taylen in siben spil wider die siben haubttodsünd, und
das sind syben guldin spil, schaffzagel wider horffart, pret-
spil mit den scheiblachen wider frausshayt, | kartenspil wider lb
unkeusch, würfelspil wider geitikayt, schiessen wider zoren, lö
tantzen wider trauckayt, saytenspil wider neid und hass. Von
dem ersten schaffzawelspil lass ich wissen das ein prediger
was der hieß prüder Jacob Tessali, der hat dar über ge-
schriben, dar auss ich vil han genomen, auch han ich vil
genomen auß der geschrift und vil auß meinem aygen sinn 20
und auch von sagen, wie ain haidnischer mayster was in
Caldia der hieß Xeraes oder Philometus, der hat das spil
Ueberschri/t: Hie hebt sich das buch an | das man nent das guldin
spil | vnder dem begriffen seind siben spil | durch welche die houbtsünd
der auch an der ezal siben seynd [ kuroz vnd meisterlich zu bestraff ung
der irrenden erclart werden D 1 Da ich nach den gewonlichen rechten
vnd vffgesetzter alter ordung der brftder predier ordens ein vnwirdiger
lesmeister was und mir von desselben amts wege die vslegung des gott-
lichen worts geburt vnd zugehört da marckte ich da by das etlich geistlich
kinder Z. 4 die — 6 hand, dafür grossen drost vnd geistlichen froid
da von enphahen Z. 15 die Reihenfolge richtig in Z. 18 tesseli Z
von tessalis D. 22 philomater Z.
Eis. Lit. Denkmäler III. 1
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— 2 —
gedichtod von dreyer lay Sachen. Der erst ist das ain küng
was ze Babiloni der was Nabuchodonosors sun, und der hies
Emordach und was zemal ein untugendhafter her, als auch
sein vater was; über den verhangt got das er siben raonat
5 aß als ain vich und gieng auf henden und auff füssen als
ain tier. Der selb jung küng wolt von nieman strauff leiden
umb seiner misstat, und da in sein vater strauft und in
fieng, do erhü er in ze stüken nach seim tod und gab in den
foglen zü essen, dar umb das er nit wider lebcntig würd und
10 in mer strauffte, und wer in strauft den tod er zehand. Und
also gedacht der vor genant mayster das spil, da mit er den
küng pracht zü guten sitten und das er sich Hess strauffen,
und das was die erst sach. Die ander ursach dar umb das
spil erdacht ward das ist für müssig gan, und das man da
15 bey leret streiten und fehten und alle klückayt, da von fil
ze sagen war. Die dritt sach ist das man da bey lernot tugend
und güt sitten und manig groß klüghait, und also hayßt ain
ieglich spil das auff tugent weißt eutropolia, als Aristotiles
spricht. Und dar umb will ich von disem spil ze dem ersten sagen
20 wie es gezogen ist auf güt siten und auf den menschen gaystlich,
ze dem andern mal von dem gestain, wie es geschikt ist, und
was es bedüt, und wie man es zücht, und wie ir geng sind.
DAS ERST IST SCHAFFZAWELSPIL.
!a Ego pauper ludo dum tu dives mediteris. Ita scribit
Alexander de Villa Dei in secunda parte libelli puerorum,
25 ich armer spile, so du reicher betrachtest. Ich han gedacht
got dem almächtigen herren ze eren, und allen den die es
lessend zu bessrung, und zü ainem gaystlichen trost allen
müssigen menschen dis büchlin ze machen von dem spil, und dar
zü han ich gedacht fier sach. Die erst was da bey die materlich
30 sach des spils, das ist armüt, armüt an güt und an gnaden und an
tugenden. Dar umb ist geschriben: ich armer, wan sunder on
zweifei aller spil materi ist armüt und nit reichtum, das merkt
man da bey : was ainer hat darumb spilt er nit, er spilt aber
3 elmordacha Z oiulmaradach D. 12 brächt D. 18 das fehlt G.
24 deuila G. 29 was da sey G. sy D. 32 zwofel G.
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- 3 —
dar umb das er nit hat und es geren gewünn, und ist nieman so
reich er spil dar umb das er noch reicher werd. Wann es
spricht Seneea: der ist nit arm der wenig hat, aber der vil
begert dem geprist. Das er hat das getar er nit prauchen
noch den eren gotz, und im gepristet auch das er nit hat, 5
und dar umb so spilt er. Die andern sach ist die bewegung
werklicher sach, das ist die person der speler, der muotwiller.
Dar umb stat geschriben: ich, als ob er Sprech: ich pin
meines rechtens, als der verloren sun sprach: vater, gib
mir mein güt, und das verspilt er mit frawen. Also spricht jo
auch der spiler: ich verspil mein gfit, dar zü ich recht han,
es ist mein und han taylt mit meim vatter. Die drit sach
ist ain endsach war umb allü spil erdacht sind, das ist umb
dreyer lay sach, als Aristoteles erzelt. Es ist umb gewin
leiplichs gelusts, als essen und trinken und kürtzweil ze 15
treiben, oder zeitlich er, und umb überwinden und ertzaygung
der sterk. Die fiert sach ist ain formlichü sach des spils,
wie das spil geschaffen sey. Und also ist ze wisen das ich
sagen wil von siben spilen, da alle spil in begriffen sind : das
erst ist schaffzawelspil, das ander pretspil mit den scheiblachen 20
umb die ürten, das drit kartenspil, das fiert ist würfelspil auf
dem pret, das fünft ist walgen mit den kuglen, oder durch
den ring | küglen, schiessen und des geleich was mit dem 2b
klotz zu gat, das sechst ist lauffen und sterk erzaygen und
tantzen, das sibent ist saytenspil. Nun sprich ich in dem 25
ersten wort: ich armer spil, so du reichei betrachtost. Der
arm ist der besunder mit dem spil vil verlürt tugend, der
sei güt und der edlen zeit, umb die üppigen wort die da
gesprochen werdent, umb ergerung die da beschehent, umb
gütü werck die man versaumpt und verlürt. Der ist billich 30
arm der vil schuldig ist und wenig hat, aber der ist reich
6 beweglich werklich Z. Die Stelle ist verderbt, ob werltlich?
7 der die p. GD. 12 und han taylt doppelt G. 14 zerzolt G. 15 luata D.
zitlioha gutta oder luata Z. 15 zitt verdriben oder vmb Z. 17 frö-
liche Z. frümglich D. 17 des (der D) speis GD. fehlt Z. 21 itt/ehlt
D. 21 kartenapil vff dem bret Z. 22 ballen achlachen durch den
ring keglen vnd waß Z. 24 kotz G. cloß Z. louffen dantzon apringen
vnd at. Z. 24 vnd die ü. w. GD. 30 die ist G.
!•
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— 4. —
in tilgenden und in gnaden der da betrachtet den schaden
des spils, und hüt sich da vor und legt sein zeit bas an. Und
dar umb so wil ich sagen wie die Untugend spilend, die tugend
betrachtend, was dem spil nach volget, des spils armüt und
5 schaden. Zu dem ersten so spilt hoffart die erst haubtsünd
schachzawelspil. und ir sieht zü und betrachtet die reich tugend
der demütikayt. Zü dem andern mal so spilt die arm frauß-
hayt pretspil umb die ürten in essen und trinken, so sy zert
und zechet on noturft, und sieht ir zü und betrachtet die
10 reich tugend der m&ssikayt. Zü dem driten mal so spilt die
armüt der unküsch mit den karten , und sieht ir zü und
betrachtet die reich küschhayt. Zü dem fierten mal so spilt
die arm geitikayt das würfelspil auf dem pret, und sieht ir
zü und betrachtet die reich miltikayt oder die reich armüt
15 Cristi. Zü dem fünfften mal so spilt die arm neidikayt und
hass das saytenspil, und sieht ir zü und betrachtet die reich
minn und lieb gotz und des menschen. Zü dem sechsten mal
so spilt die arm zornikayt des schiessens, Stechens, prechens,
tiirnierons, und das betrachtet die reich senfftmütikayt. Zü
20 dem sibenden mal so spilt die arm faul traukayt das spil
des tantz, und das betrachtot reichü andacht und heilikayt
und süssikayt Jhesu Cristi.
Nun von dem ersten das ist schachzawelspil ist ze
wissen das es vor der stat ze Troye erfunden ward | von
3a 25 ainern mayster der hies Xerses, von ains küngs willen den
nieman torst straffen umb sein hoffart und umb sein groß
unrecht, weder sein fraw noch sein gesind ; und der mayster
strafft in gar redlichen mit dem spil, und erbot im so vil
schach und mat und tet im schmaebayt und nam im alles
30 sein gestain, wann er was unwissend und unbehüt auff dem
spil. Das markt der küng vil wol uud bessert sich gar fast.
Als vil nun ain ieglich spil zü güten siten geordnet wirt, so
ist es ain tugend und hayßt eutropolya von Aristotiles, als
vil aber ain ieglich spil weist auff Untugend, so ist es sünd
6 sehend zü vnd betrachtend QD. 9 in noturft GD. 11 arm
vnkuach Z. mit der k. D. 13 auf — 14 zü fehlt Z. 14 die armüt Z.
22 und s&ssikayt fehlt Z. 33 eythropholia D.
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und verpoten. Nun ist das erst spil dar umb ordacht das der
mensch gestraufft werd umb sein hoffart, und ist das schach-
zawelspil also geordnet das zfl dem spil gehörend xvi stain
von der ainen partey und xvi von der andern, das alles
sind xxxn stain ; der bedütet acht stain den adel und acht 5
sein dienstlüt. Der erst ist der küng, der ander die küngin,
der drit die alten, und der sind zwen, an ietweder seiten
ainer, und der fiert sind ritter, auch an ietweder seiten
einer, der fünfft sind die roch. Also bedüt der küng die
Vernunft in dem reich der sei, die küngin den willen, die 10
alten gedächtnüß die rät wol gedenkend, die riter sind die
vechter, die roch sind die richter; der küng die Vernunft in
der sei das gftt erwelen, die küngin den freyen willen, die
alten die rät der Vernunft, die riter die krafft ze streiten
wider das p6s zü dem güten, die roch die richter oder die iö
vögt, das sind die krefft die da volgend dem rechten urtayl
der sei. Also sind der gestain vm: der küng, die küngin,
zwen alten, zwen riter und zway roch.
VON DEM KÜNG IM SCHACH.
Rectorem te posuerunt, noli extolli, sed esto unus ex 20
illis. Das ist so vil gesprochen: sy hand dich gesetzt ainen
küng | über sy, des solt du dich nit überheben, aber du solt 3b
sein als ainer under in. Es ist ze wissen das ain küng wirt
in dreyer lay weis. Ze dem ersten von gepurt; also sprachen
die küng von Orient: wa ist der geporen ist ain küng der 25
Juden? das ist Christus, der allain ain geporen küng ist. Ze
dem andern mal ain gemachter küng, der erweit und ge-
ordnet dar zft ist von got, als Saul und David, die von got
erweit wurden zü küngen. Saul was ain esseltreiber und
David ain schauffhürt. Ze dem driten mal so hayßt der 30
ain küng den das volk auß erweit und auf würft zü ainem
küng, als dise vor gesprochen wort sprechend. Ze dem
fierten mal so ist der ain küng der sich selber auf wirft für
ain küng und herren, als wir lessen von Nerarot, der der erst
7 den alten OD. 9 die fünffton Z. 12 In Z nur einmalige Auf-
zählung , aber zum Theil mit den Ausdrücken der zweiten Reihe.
17 der fehlt D. 18 Am Schlüsse 1450 G. 25 der der D. 33 *u
einom k. D. nemort G.
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küng auff ertrich was, und Julius der erst kaysser, der satzt
ze Rom im selber mit gewalt die krön auf. Nun schreibt
Aristotiles in dem püch von den siten das dreyer lay reichß-
nung in den lüten ist. Das erst ist so ainer regniert der da
5 gütt dar zü ist, und den gemainen nutz sücht mer den sein
aygen nutz, und der hayßt ain küng. Aber wer da sücht
nun sein nutz und nit den gemainen, der hayßt von recht
nit ein küng, aber ein tyrann und ain wüthrich. Das ander
da die gemain regnierend und etlich von der geraaind die
10 da güt sind und süchend den gemainen nutz, das hayßt
aristoeratia. Das dritt da die gemainen regnierend und übel,
das ist das allerpöst, und hayßt olorgarcia. Also lesen wir in
her Daniels püch das der küng sach in seim träum ain saul
und ein abgot dar auf stan, des haupt war lüter vein gold,
15 die arm silbrin, die prüst und der pauch waren erin, die
füss "waren eysnin. Dar durch sind bezayehnet vier reich
der weit. Das erst bey dem guldin haupt bedüt das küng-
reich von Kaldea, von Babilonia, dar umb fiert der küng in
4a seim wappen | ain guldins haubt ains menschen. Die silbrin
20 arm und brüst bedütent das künkreich von Meda, und sind
ir wappen zway silbrin arm und prüst. Der erin pauch be-
zayehnot das künkreich von Kriechen, und dar umb so fürt
ir künig in seim wappen drey erin schellen oder glöglach.
Die eysnyn fuß bedütend das romisch reich, dar umb ist sein
25 wappen ain schwartzer adler, des fuß seind eysinvarb. Nun
ist ain adler ain küng über all vogel und aller sterkst, als
das eysen under anderem geschmeid, also zwingt es und
zamet alles geschmeid. Also tüt auch das romisch reich,
das überwint und zamet allü reich disser weit nichtz auß
30 genomen. [Dar umb, wan das römisch reich hat geherschot
über all dis weit]. Und dar umb so hat Ovidius dis weit
getaylt in vier zeit. Das erst was guldin, wan im anfang
der weit do waren die menschen guldin in mynn und lieb
1 erst fehlt GD. 4 der der G. 10 das — aristoeratia fehlt D.
U dritt ist D. 12 und — ologarcia/eAÖ D. 14 vnd des D. 18 f&rentt
ire küng in irem w. Z. 22 fftron ire küng — glocken in iren w. Z. 25 eysnin
D. vard Gt. fehlt D. der ist isen frawglioh Z. 27ynd alle dem schmide Z.
30 Darumb — weit fehlt Z. Verderbnis in GD. resp. der gemeinsamen
Vorlage von GZ.
I
._ 7 -
und in geduld. als sich das gold lat schlahen, und gepessert
wirt in dem feur, wan vor zeiten warend allü ding gemain,
und was kain gericht. Dar nach kam ain silbrin zeit, da
ersprang der pfenning und das gericht. Zü dem pfenning
vieng der kauf an mit aufsatz und mit untrüwe, und er- 5
dachtend die lüt die mass und die zal und die gewicht, und
velten päum nider, und taylten ertrich und wasser ze aygen,
und machten schiff, mauren und graben, und zün und hüser
und wonoten dar in. Do komen zway wort in die weit, das
ist dein und mein. Die drit zeit des menschen und der weit 10
das was messin, das was noch pöser, wan da stund auf list,
falschayt, unwarhayt, krieg und unfrid, und als das erin ge-
schmeid dont, also beschirmten sich die menschen mit Worten
und stünden auf die gericht. Das fiert zeit da ward die weit
eysnin, da ward es noch poser. Da wurden sich die lüt weren nit 16
allain mit worten, besunder auch mit herten widerspanigen
werken, und die | vor mit worten mochten überwinden, die wel- 4b
lend aber nun mit eysnin schwerten, mit lantzen. mit spiessen,
mit pantzer, mit eissenhüten, mit geschossen und mit manger lay
waffen überwinden, und wollend kain strauff leiden als des 20
kings Nabokodonosors sun, und lebte Ovidius noch, er sprach:
die lüt sind nit allein eysnin, sy sind auch stainin worden;
wan wir seyen in ainer posern stat denn das wir eysnyn
weren. Also sprich ich: das guldin haubt an dem abgot,
das der küng von Babiloni sach, bedüt götlich lieb der 25
menschen, wan als sich das gold under dem hamer lat treiben
on allen widerschall, und lat sich bewären in dem feur, also
tät auch ein guter got lieb habender mensch, der lat sich
üben on murmelen, und wirt bewärt in dem feur des leidens ;
aber er wirt silbrin, so in im götlichü lieb erlischt. Do 30
beleibt er an der warhayt, und hat ouch geren das man im
die warhayt halt; und das ist das silber on gold, das ist
warhayt on götlichü lieb. Dar nach so wirt der puch messin,
4 der gitz zu dem pfennig vnd fing Z 6 gericht OD. 9 das
ist dein das ist mein, dein vnd mein GD. das ist dein das ist mein Z.
möschen Z. mossin das was fehlt GD. 13 bcschirment GD. behulffen Z.
14 den gerichten GD. 18 lancen baner kesselhatten Z. 20 strauff
doppelt G. 23 wann D. 25 sach] das D. 28 liebhabender mensch gots D.
32 warhayt on gold das ist warhayt in götlichm (göttlicher D) lieb GD.
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das mess klingt und dönt, und ist dem gold geleich, das ist
wenn dem menschen die warhayt ab gat, so nempt er sich
an ainer geleichßnung und ainer falschen haylikayt, das er
doch in warhayt nit enist, und betrügt die weit offenlichon
5 mit dem schein der haylikayt und mit dem tün klüger wort,
und er wirt auch selber betrogen. Dar nach so sind die
payn eyssin. Das eysen ist hert und zamet alles geschmeid;
also wen der mensch begriffen wirt in seinem unwarhafften
leben, so wirt er hert und ungeschlacht und feit mit herti-
10 kayt auf die lüt die in gemerkt hand, und kan nieman vor
im genessen. Dar nach so werdent die f&ß scherbin von
erden, und das pricht gieren. Also wirt der mensch krank
und preathaft, unleidig und untuldig, und das er vormals
5a gestraffet hat, das mag er nit leiden | das man in dar umb
15 strauff, und der vor guldin was der wirt nun irrdin, und der
vor berayt und willig was alle widerwärtikayt ze leiden, die
weil er was guldin in götlicher lieb, der ist nun unleidig
durch irdisch Ungeduld, und mag kain straufwort vertragen.
Also bösert sich die weit, und also vindet man auch den
20 menschen der sich geleichet den tieren, den Voglen, den
vischen, den paumen, und sind geleich den stainen und der
kranken erden. David spricht: der mensch da er was in
eren, da verstund er es nit, er ist nu geleichet den tieren.
Also geschach dem hochfertigen küng von Babilon, der ward
25 siben jar als ain tier. Salomon geleichet den menschen dem
vogel und spricht: als der vogel wirt mit dem strik gevangen,
also werdent die menschen gevangen mit pösen listen in diser
zeit. Abacuk geleicht sy den vischen und spricht : des menschen
antlüt ist als ain visch. Und nach fünffhundert jaren do
30 geleichet Cristus die menschen den paumen; aber nun so man
zalt tusend und fier hundert dreißig und zway jar so seyen
wir geleichet den stainen mit der hertikayt der ungehorsam,
wan in dem stain ist hertikayt, kelt und schwäre. Also
1 me89ing D. 3 ain g. G. 4 nit ist D. 4 und dem D. der tön G.
sohall kl. w. Z. 11 in D. von in G. 21 den paumen fehlt D. vnd sein
geleich wirt GD. 22 in fehlt GD. 23 nu fehlt GD. 24 vnvernufftig
tier Z. 28 sich D. den mensohen Z. 31 vnd funffUig GD. 33 (swery
Z) kelt vnd für GD.
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9 -
wurden die lüt nie herter in ungehorsam, nie kelter in g6t-
licher liebe, schwärer und träger in götlichem dienst. Und
als das wasser lauft über die stain und kumpt doch nit dar
ein, also lauffend allü gütü ding obnen hin und körnend nit
in den grund der hertzen, und wird das hertz unberürt; aber 5
es kumpt bald die zeit das wir ze erden werden, als wir vom
erdrich gemacht seyen, und das tüt der stain des tods, der
velt auf den abgot, das ist der mensch, und pricht alles das
wir gemacht haben und seyen. Und dar umb wenn hie vor
zeiten die Romer ain küng machten, so pracht man im ain 16
marmelstain, dar auß er im ein grab machte, dar umb das
er gedächtnüss het seinstods; als Salomon spricht: gedenck
dein lest zeit, so sündest du nymmer. | Und dar umb so ist 5b
das spilpret des schachzawel schwartz und weis und vier-
eggig, und wenn man das pret auf hebt, so ist das spil auß, 15
und legt man das gestain alles in ain sak; so leit der küng
als bald unden in dem sak als obnan, so sind sy denn al
geleich. Also geschieht auch mit dem spil der hoffart. Das
pret ist die zeit, gevärbt mit weis des tags liecht, mit schwartz
der nacht. 80 nun die zeit auf gehaben wirt durch den tod, 20
so hat das spil ain end, das man kain für den andern hat,
das man ain her für ziech, den andern hin hinder stoß. So
ist den kainer weder küng noch riter, noch vögt noch herren,
sy sind all geleich in dem sack der erden. Wer denn hie
wol het tan, der findet es. Nun sol der küng an im haben fier 25
errzedel oder fürstentugend, das sind weyßhayt, mässikayt, ge-
rechtikayt und sterk. Weyßhayt sol im vor gan; Aristotiles
spricht : die klüg Vernunft hand die sind von natur der anderen
küng und herren. Mässikayt zu der rechten seiten des gelüks,
sterk zü der glingen seiten in der zeit des ungelüks. Gerech ti- 30
kayt sol im nach gan. Die weißhayt gat im vor mit aim
püch, die mässikayt mit aim muschgatlin, die sterk mit aim
panner und mit aim schilt, und gerechtikayt gat im nach mit
aim schwert. Durch die vier tugend wirt der küng geordnot
2 nie schwürer D. und träger fehlt Z. 14 wis quartieret Z.
21 das - hat fehlt Z. 22 ziech ] vnd D. 25 windet G. 29 gluck-
rades Z. 31 sol in GD. 32 muschcl kemralin Z.
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in allem seim leben : mit der weißhayt gen seinen alten und
raten, mit der mäasikayt gen seiner frawen und küngin, mit der
sterk gen seinen riteren, mit der gerechtikayt zü den rochen und
richtern. Zü dem ersten weißhayt ordnet den küng zfl seinen
5 rätten den er weißhayt rat, und sy im auch. Nun ist ze merken
das weißhayt füret alle tugend, weißhayt schweiget allem zoren,
weißhayt überwindet allü ding, weißhayt macht got und der
weit genäm. Ze dem ersten sprich ich das weißhayt fürt all
6a tugend | , wan sy weißt den küng zü allen tugenden. Dar
10 umb so hies got in alten zeiten saltz in alle opfer legen;
das saltz bedüt weißhayt, dar umb sprach Paulus: ewer red
sey mit saltz gesaltzen. Wir lessen das ain küng belag Rom,
und begeret ir weißhayt und embot hin ein, das sy im rat
gäben wie er sein saltz solt behalten, es wölt im faulen. Do
15 emboten sy im hin wider auss, er solt es mit mulniilich
sprengen; da bey verstünd er wol ir weißhayt, wann es ist
unmüglich das ain maultier milich geb. Zü dem anderen mal
so geschweiget weißhayt und stillet den zoren, besunder der
küngin, wann Salomon spricht: es ist kain zoren über weib-
20 zoren. Aber spricht er: der thor kriegt, der weis stilt den
krieg, wann ain süss wort macht vil fründ. Ze dem driten
mal weyßhayt überwint allü ding, wan also lißt man von
dem küng Dario: der het drey kämerling, und ieglicher
schrayb ain brief, und legten die dem küng under sein haupt-
25 küssin. Der erst schraib: der küng ist stark, es ist war,
mag er sich selber überwinden. Der ander sprach : der wein
ist noch sterker, das ist auch war, er überwindet den küng
und würft in nider auflf die erd, so er trunken ist. Der drit
sprach: die weib sind allersterkest , aber allü überwindet
30 warhayt. Zü dem fierden mal so macht weißhayt got genäm
und den menschen gevellig, wan sy lert die gerechtikayt,
die ieder man das sein gibt, got die er, dem menschen
bessrung, im selber maysterschafft. Bey dem küng verstan
4 zü sinen richtern Z. 5 in O. 10 aller 0. 16 f. vnd wen iß
man vngolich ist das saltz ful werd als vnnglich ist kein mul milch
geb Z. 25 ist es D. es fehlt Z. 26 schreib Z. 29 schreib Z. bryeff lautet
also D. WS Anfang weißhayt durchstrichen, daneben warhayt G. weyß-
heyt DZ. das echte ergibt sich aus der Deutung 11,4. 30 dye woißhoit D.
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wir sterk in geduld, und ist ain tilgend des küngs und seiner
ritter, der wein bedüt massikayt des künigs und der küngin,
die fraw bedütet gerech tikayt des künigs und seiner rochen,
die warhayt die allü ding überwindet bedütet weißhayt des
küngs und seiner alten und räte. Zü dem ersten mal so sol 5
der küng haben sterk in geduld zü im selber, wan | es spricht 6b
Seneca: wer sich selber überwiut, der ist sterker denn der
land und lüt überwindet. Bist du nun ain küng und ain
herr, so bis auch dein selbs künig nnd her, und zü ainem herren
macht dich dein starkü geduld, die nieman überwinden mag. 10
Ze dem anderen mal so sol er auch massig sein, und sol sich
den wein und die frawen nit lassen überwinden gegen seiner
küngin. Er sol ouch nit ain ebrecher sein, von dreyer lay
sach wegen. Des ersten das er nit prech das pot gotz, als
David tet mit Bersabo Urias des ritters frawen, darumb das 15
er die und ander sünd müg straffen. Zü dem andern mal
das er nit fal in die pein der ebrecher, als David der über
sich selber ain rechtz urtayl gab. Zü dem driten mal das
er nit verworffen werd von dem reich, als Salomon den ain
weib darzü bracht das er ain abgot anbetet. Dar umb auff 20
dem spil so sol die küngin mit dem küng ziehen und sich
von im nit ferren. Zü dem fierden so sol er haben die tugend
der gerechtikayt, die sol der küng üben in saim land durch
sein vögt, vitztum und richter, das bedütet die roch der
gerechtikayt, die sol ain küng an im han. Wir lessen das 25
ains küngs sun het geschmächt ain erber witwen und het
sy mit gewalt überwunden; das ward der küng gewar sein
vater. Nun was dar umb recht, wer ein solichs tät, dem solt
man seinü äugen auß stechen. Do stach der selb küng im
selber ain aug auss und dem sun auch ains auss, das dem 30
rechten gnüg geschäch, und gab der armen frawen den sun
zü der e mit grossem güt. Die fiert tugend hayßt weißhayt,
die sol der küng halten mit warhayt, die überwint allü ding.
Nun komt die weißhayt von fünf sachen. Zü dem ersten
1 sterk vnd geduld D. 2 der fehlt GD. 3 der kunig G. 4 die
warhayt — 5 rate fehlt, dafür das sind rögt vnd die richter die in warhayt
allü ding.überwindent GD. 5 alten rnder der ratten Z. 22 ferrern D.
24 witztum G. vicarien Z. sun der het G. 25 der küng. 32 die heyst D.
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— 12 -
von ge8chrifft und lernung der püch. Ze dem andern mal
von weisen raten, den man folgen sol und sy nit verschm&chen.
7a Zü dem driten mal | von dem empfinden, wann es spricht
Aristotiles: vil empfindens macht kunst. Dar umb sprach
5 Vegecius in dem püch von der riterschafft : in dem streit ist
ain gelertü krafft besser von wenig denn von vil ungelerten.
Als wir lesen von aim alten riter, zü dem sein widertayl
sprach: ich han vil Schwerter wider dich. Do sprach er:
so han ich vil gelerter jar wider dich. Salomon spricht:
10 wo dem ertrich des küng ain thor ist, und des fürsten frü
essend. Also spricht auch Catho : sälig ist der der in fremdem
schaden gewitzgot wird. Zü dem Herten mal das man weiß-
hayt von got piten sol. Als man list von Salomon, dem
geben ward von got erwelen weißhayt, gewalt, oder reichtum,
15 da erweit er weißhayt, des gewert in got, und gab im nit
allain weißhayt, er gab im auch dar zü reichtum und gewalt
und frid, das im nieman mocht geleichen auf ertrich. Nun
ist es also, wer den küng ansieht, der sieht an im alles sein
künkreich. Das haupt des küngs in dem sieht man an sein
20 alt rät, die sind sein ougen die fer sällend sehen in den
sachen, sein oren sind sein rät die er hören sol und in
volgen, sein naslecher sind sein rät die in süllend weissen
underscheid ze vinden, der mund ist sein rat der für in reden
sol, so seind sein arm und sein prust die ritter, die süllend
25 beschirmen den küng und witwen und waysen. Sein hertz
dar inn so sind zwo ädern, durch die ainen zücht das hertz
den luft an sich, durch die andern so plaußt es den luft
von im. Und das ist sein fraw, die sol er lieb han als sein
aigen hertz, und sol sy zü im ziehen in lieb und in fraint-
30 schaff. Er sol auch von ir lieb gehabt sein. Die fftss sind
die richter die das künkreich tragend und laytend, der recht
füss ist die parmhertzikayt die all richter haben süllend, der
geling füss bedüt gerechtikayt. Des zü ainem zayehen so
kerend die edlen tier als der leo den rechten füss für, und
7b 35 sind 1 auch die gerechten gelider grosser und sterker den
1 ron der g. D. 3 drüten G. 8 sprach der alt man D- 12 die
w. D. 20ferre sechen in die Z. 21 er - 22 die fehlt D. 25 erst hertz OD.
27 tust GD. den fehlt OD. lust GD.
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— 13 -
die glingen. Wir lesen von aim küng, der kund nichtz ver-
gessen denn nun allain das das wider in geschach, des ver-
gass er gar bald. Also so solt der küng gemalt han in sein
sali ain ring. Ze obrost ist ain küng der sitzt in seiner
majestat und spricht: ich reichsnun, zü der linggen hand 5
ainer velt her ab und spricht: ich han gereichßnot ; und zü
der rechten hand ainer der fert hin auff und spricht: ich wil
reichsnen; so leit ainer unden an dem ruggen und spricht:
ich bin on reich, und stat in dem glikrad geschriben obenan
dar an demüt, darnach weißhayt in warhayt, dar nach frid, 10
dar nach reichtum, dar nach hoffart ze untrost, dar nach wider
umb diemüt, und lauft also umb und umb. Das ist der
sin: noch diemuot volget weißhayt und bekantnüss sein selbs,
wan kain aug das in dem nebel ist das sieht den nebel, wan
es ist des nebels vol: also kan nieman in den sünden sich 15
selbs erkennen. Also weishayt pringt demüt, demüt pringt
frid, frid pringt reichtum, der reichturn pringt hoffart, hoffart
pringt krieg und unfrid, krieg pringt armüt, armüt pringt wider
umb demüt, und also lauft das glükrad umb und umb. Wir lesen
in dem püch der richter in dem nünten capitel, das die höltzer 20
im wald heten ain rat wie sy ain küng machten über sich,
und komen zü dem ölpaum und paten den das er das reich
auffnäme und künig über sy würd. Der sprach: nayn, ich
mag meiner füchtikayt nit gelassen, wan da mit so dien ich
got in dem tempel und den lüteu. Sy komen zü dem feygen- 25
paum, der sprach: ich mag mein süssikayt nit gelassen. Sy
komen zü dem Weinreben, der sprach: ich mag mein güt | t
tranck nit gelassen da mit ich die lüt fr61ich mach. Sy komen
zü dem hagdorn, und der nam das reich auf und ward küng.
Nun hat er die art das er an dem ersten nit sticht, wan die 30
doren sind noch ze weich, aber dar nach werdent sy fast
hert, und denn so stechend sy gar übel. Auch so der wind
dar ein wäget, so geit er sein feur, da von das holtz und die
paum verprennt werdent, und das ist ain gaystlicher sin. Der
ollpaum bedüt ain frumen küng der genaygt ist auf erpärm, 35
3 bald ] der linck fuß bedeuttet gerechtikeit [ Der kung Z. 5 maje-
stat ] Vnd der gelingg füss bedüt gcrechtikayt [ vnd GD. 16 diemüt ] vnd D.
17 frid ] vnd D. 18 armüt ] vnd D. 19 demut | also. 21 in w. G. 32 vast vbel D.
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— 14 —
als Sant Ludwig ain king von Prankreich und Sant Elsbet
die küngin von Ungern, So bedüt der feigenpaum die auff
süssikayt gaystliches lebens genaygt sind. So bedüt der reb
ain herren der bekert ist von weltlichen dingen zü dem
5 frid des hiraelreichs, und die sind küng aussen und innan,
und gaistlicher den münch oder pfaffen. Der hagdoren-
paum bedüt die hoffertigen herren, und die sich am ersten
senftmutig erzaygond, aber dar nach so werdent sy hert
gen armen lütten und ungeschlacht von jar ze jar und
10 verderbent arm leit. Item ain weisser her und küng sol die
warhayt halten, und seinü wort süllend sein so stet als ain
insigel. Wir lesen von küng Alexandro das er so warhaft
was: er lag vor ainer stat, die wolt ererstören und gewinnen,
nun mocht die stat seim zoren und gewalt nit widerstaun
15 und sich sein erweren. Also santen sy zü im hin auss ain
mayster der hieß Amaxenas, das er in gnad erwürb, wan er
het in gar lieb. Und do in der küng Alexander ersach, do
sprach er zü im: ich sprich und schwer das bey got das
ich nit tün wil das du mich wirst biten, dar umb so bit nit
20 und lass es varen. Do was der mayster nit unweis, er kniet
für den küng und pat in das er die stat gewün und zerstört,
8b und das er nieman i in der stat ze gnaden näm. Alexander
bestund bey seinen worten und gab den kraft, und macht
und tet dennichtz; also beleyb die stat bey frid. Es spricht
25 Aristotiles: dis weit ist als ain gart, der garten sind die
künkreich, die künkreich werden behalten mit der gesatzt
die der küng hat gesetzt, der küng wirt enthalten durch
sein riterschaft, und die riterschaft wirt enthalten durch iren
sold, der sold wirt gesamnot von dem gemainen volck. Also
30 ist das volk ain dienstman der gerechtikayt, mit der gerechri-
kayt wirt die weit geregiert. Also spricht man auch: ain
roßnagel halt auf ain eysen, ain eysen ain pferd, ain pferd
ain man, ain man ain haus, ain haus ein land, ain land ain
künkreich.
3 leben G. 5 aber ynnan gynd sie Z. 8 f. ye herter vnd hertter
den armen lütten von jar ze jar vnd schiessen füer vnd brennen und
verderben arm lütd Z. 14 sein z. G. 17 do der GD. 18 dem al-
mecht igen got D. SO bit oder lass GD. 25 karten G. sind des k. GD.
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— 15 —
HIE SAGTZ VON DER KÜNGIN.
Non est bonura horainem esse solum, faciamus ei ad-
jutorium simile sibi. Gen. primo. Es spricht got in dem püch
der geschöpf : es ist nit güt das der | mensch allain sey, wir 9a
süllen im machen ain hilf sein geleich. Do got die frawen 5
Evara geschüf die ersten küngin, do macht er sy nit aus
Adams haupt, noch auß den füssen, er macht sy aber auß
der Seiten nach pey dem hertzen, dar umb das die fraw nit
wär ob dem man; ob sy auch nit gesündet hat, so war sy
gestanden in gleichayt zü dem man. Sy solt auch nit under 10
im sein als ain füsstuch, aber in geleichayt, wann geleichayt
ist ain sach der lieb, und lieb ist ain sach der geleichayt.
Dar umb macht lieb geleich allü ding und ungeleichü ding
geleich. Dar umb so solt Eva Adam geleich werden: sy ward
gemacht das sy Adam geleich würd, das machot lieb, sy ward lö
gemacht Adam zü ainem trost das er nit allein wär, sy ward
gemacht Adam zü ainer hilff kind ze ziehen, und machen das
er ir und sy im hülff die pot gotz behalten. Nun ist ze
wissen in welchen Sachen ain man und ain fraw ainander
geleich sind und auch ungeleich in der hayligen e. Zü dem 20
ersten mal so sind sy geleich in der natur, wan sy sind baydü
menschlicher art und natur, die Cristus an sich genomen hat. Sy
sind auch geleich inn den sacramenten, wann ains empfacht nit
mer denn das ander. Sy süllend baydü getauft und gefirmet sein
und baydü cristen sein küng und kÜDgin. Sy süllend geleich reich 25
sein an dem güt, wan die e macht ir güt gemain. Sy süllend auch
geleichen tayl haben an den leiben, wan kains ist seins leibs
gewaltig, wan ie ains ist des andern leibs gewaltig in der e.
Sy sind auch gleich an den kinden: wie wol das ist das der
vater das edler tayl und substantz gegeben I at. Sy süllend 3°
han ain geleichü lieb, also das ains dem anderen mit antwert
in lieb geleich sey. So sind sy auch ungeleich in drey
dingen. Des ersten in der person: wan der küng ist ain
man und ain herte person, die küngin ist ain weib und | 9b
1 Hio sagtz fehlt Z. 7 fuaRen sunder nach by sinem hertzen vssen
einem ripp Z. 10 geleichot O. 13 Dar umb — ding geleich fehlt Z
17 machen ] nach der seien Z. 24 werden D 27 ir keynes D. 28 ir
eynes D. 34 man - ain fehlt GD.
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- 16 —
ain weichü natur und zarter. Ze dem anderen mal in den
wercken, wann der man sol regnieren und würken auß-
wendige werk die zü dem haus gehörend, aber der frawen
werk süllend sein inwendig in dem haus, als spinen, näen
5 und solch ü leiblichü werk. Ze dem driten mal mit den
ampten, wan die man habend ampt inn raten, in rechten,
das den frawen nit zü gehört. Ze dem fierten mal in gayst-
licher zükerung gen got in andacht, wan noch gewonlicher
Ordnung so sind die frawen andächtiger und geschikter zü
10 gotz dienst denn die man, doch vält das oft an manger
frawen die vil minder andächtiger ist denn ain man. Nun
wil ich sagen fünff stük von den frawen. Das erst wie man
ain frawen sol erwerben. Das ander wie man ain frawen
sol erkennen. Das drit wie man sy sol lieb haben. Das
16 fiert wie man ain frawen sol behüten. Das fünfft wie man
ain frawen sol regieren und erlich halten. Ze dem ersten
ist ze wissen das etlich man nernend frawen von hübschayt und
schön wegen, als die unküschen, etlich von reichtum wegen,
etlich von weißhayt wegen. Und die da hübschayt süchend an
20 frawen die sind unküsch und betrogen, wan die garten tragend
nit alle zeit plümen. Es fraugt Aureolus der mayster, ob der weis
man ain frawen sol nemen die schön sey oder ungeschaffen,
und spricht: ist sy hübsch, so begert ir iederman, nun ist
das gar hart ze behüten das iederman begert; ist sy aber
25 ungestalt, so ist es auch nit güt, wan das ist schwär ze lieb
haben das iederman hesslich und verschmächlich ist; doch
so ist das ander besser den das erst. Die geitzigen süchend
güt in weiben. Dar umb so spricht Crisostimus der guldin
mund: du junger man, süch nit reichtum in den frawen,
I0a30süch aber güt siteu, wan | güt sitten gewinend alzeit gütz
genüg, aber reichtum gemachet nie güt sitten. dar umb ist
armüt der heiligen erlicher den reichtum der sünder. Es
fraugt ainer ain mayster, ob er sein tochter solt geben aim
2 regieren von vßuen in das huß Z. 4 synd von innen in dem
hußZ 4 f. spinnen vnd stricken noen vnd ander arbeit Z. 10 wann D.
18 wegen vnd etlioh die vnhübschen ein tev] von richtom Z. 18 wegen
fehlt OD 21 allain zeit plümen GD. 21 Areolus GD 25 lieb czü haben D.
28 güt fehlt D. 32 a. erlich den hayligen denn (vnd D) r. den bünderen GD.
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— 17 -
armen weisen versuchten man oder ahn reichen unversuchten
man. Der mayster sprach: ich wolt lieber mein tochter
geben aim dem reichtum gebräst, denn aim der gut gnüg het
und dem weyßhayt geprest. Und der sprach auch: ain arm
frawen ze haben ist schw&r, ain reich frawen ze haben ö
das ist peinlich, wau sy wil irs reichtums geniessen. Doch
so spricht Salomon: es ist besser mit ainer armen frawen
die fridlich ist in dem haus und in den winkelen des haus
wonen, den mit ainer reichen und unfridlichen die da sitzt
in vollem reichtum in dem haus. Der weis man nempt ain 10
frawen nach der weißhayt, wan es spricht Salomon : ain weisse
fraw paut das haus, ain thorochte fraw zerstört das haus,
und die reichtum geben vater und müter und die fründ, aber
weißhayt geit got. Salikait des mans ist weißhayt der
frawen. Ze dem andern mal wie man ain frawen sol er- lö
kennen, die man zü der haiigen e wil nemen. Es spricht
Crisostimus der guldin mund: man sol war nemen ob
vater und müter guter weißhayt und siten seyen und from,
wan so ist die tochter on sorg ze nemen. "YVa aber vater
und müter nit frum sind noch güter sitten, so ist es sorglich 20
die tochter ze nemen. Ist aber der vater von güttem sitten
und die müter von pössem, so ist es sorglich, wan die döchtern
beleibent geren bey den müteren und lernend von in. Ist
aber der vater von bössem sitten und die müter von gütem,
so hab kain forcht die tochter ze nemen. Zü dem driten 25
mal wie man sy lieb haben sol. Man sol | sich hüten vor iob
übriger ungeordneter lieb, wan es ist dreyer lay lieb: aine
ist ain ungeordnote lieb und ze vil, die ander ist ze lützel
und ze kalt, die drit ist beschaiden geordnet. Die erst ist
ain yferende lieb, da von spricht Salomon : es ist ain schmertz
des hertzen ain yferende fraw in lieb. Es was ain Römer, 30
der het ain frawen die was ussan gar sitig, aber in dem haus
was sy ain yferin, und er strauft sy ; da gab man im unrecht,
4 Und — auch fehlt GD. 7 vil besser D. 8 und — wonen fehlt
Z. 9 vnfridlichen frouwen D. 10 eitzt in vollem haus OD. wies G.
21 gütten D. 22 bösen D. ist es ze firchten GD. 26 von GD. 30 yserende G
eusserende D. heisset ein yfferde 1. Z. 31 ifrende Z. GD wie oben.
33 ysserin G. eusserin D.
EU. Lit. Denkm&ler III. 2
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— 18 —
und er sprach: sehend an mein schäch, der ist uswendig
schön und wol geschikt, aber inwendig trükt er mich gar
ser. Die ander lieb ist kalt, und ist die so ain fraw wayss
das ir man unrecht tüt, und das doch Übersicht und gutik-
5 liehen schweigot. Augustinus spricht : die man geschweigend
den frawen und sprechend drey ding. Wir seyen man, ir
sind frawen, dar umb süllend ir leiden. Aber Augustinus
spricht: sind ir mann, war umb ist euch so unleidlich das
ewer frawen unrecht tfind? und wie sol es ewern frawen leid-
10 liehen sein das ir unrecht tünd, die da bas möchten wider-
stan den die frawen? Bist du ain man, so überwind du dein
aügen argen list. Ze dem anderen mal so sprechent sy: wir
seyen herren und ir sind kellerin, ir hand uns nit ze strauffen.
Augustinus spricht: die fraw ist nit gemacht auß den f&ssen
15 das sy sül dein kellerin sein, sy ist gemacht auß ainer ribb
nach bey dem hertzen, das du sy als lieb solt haben als dein
aygen leib, und die heiligü e macht euch bayd geleich. Und
ist fraw Eva auss Adam gemacht, das doch kainer frawen nie
ist geschehen. Es ist nieman entsprungsn aus aim stain. Ir
20 süllend ainander helfen zü leib und zü sei, zü sei die pot gotz
behalten, zü leib die kind ze ziehen. Das drit sy sprechend : wir
ft seyen häupter und ir sind gelider. Augustinus spricht : | bist du
ain haubt, so für das gelid den rechten weg. Ir allerliebsten
frawen, nit volgend ewern mannen in der unküsch, aintweder
9 5 ewer man süllend mit euch behalten werden, oder verdampnot.
Die küschen rainen frawen die süllend Cristo allein trü und
küschayt halten, ob villeicht die man got nnd euch frawen untrü
sind. Die drit lieb ist ain geordnotü lieb mit beschaydenhayt, als
äant Pauls spricht : ir man, habend ewer frawen lieb als
Cristus die haiigen kirchen. Cristus hat die menschen also
lieb, tüt er wider in, er empfacht in wider gütiklich. Also
sol auch ain man sein frawen lieb haben. Zü dem Herten
mal wie man ain frawen halten sol. Dar umb ist ze wissen
das ain elich leben ist ain orden, und hat der frawen regel wol
3 kalt vnd louw Z. und ist die fehlt Z. 12 f. deyner ougen D.
14 vnder den fflsseu OD. 17 hailign G. 21 den leib GD. sy fehlt
GD. 25 oder sond an vwer schuld verlorn werden Z.
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- 19 -
fünff capitel, und ist die regel genomen auß Thobias pfich
an dem zehenden capitel. Das erst: sy sol nit allain sein
noch ziehen auf dem spil, anders das spil wirt nit gewonnen ;
und wär Eva bey Adam beliben, sy wär von der schlangen
nit betrogen worden, wan sy sind bayde ainander ze hilf g
geben. Das ander: sy süllend ainander lieb han lebent und
tod, und sol kains an dem andern prechen. Es schreibt Sant
Jeronimus das ain fraw hiess Lucrecia, die ward gewaldigot
von des küngs sun ze Rom, die erstach sich selber, das kain
fraw geren hernach det, das sy vil ungeren det. Wirt aber jq
die küngin auf dem spil genomen, so mag der küng ain
ander küngin machen auß aim fendliu, die macht er edel,
und hat als vil gewaltz als die erst küngin. Es sind in den
rechtpüchern geschriben drey sach die ain man irrend das
er kain efrawen mag nemen. Die erst ist: hat er sein 15
efrawen ertot oder ursach geben das sy ertöt würd, dar umb
das er nach irem tod ain ander möcht nemen, das mag er
nit tün mit recht. Die ander sach: hat er ainer frawen
die e gelobt | bey seiner frawen leben, also wenn sy gesterb nb
so wöll er sy haben zü der e, das mag auch mit recht nit 20
gesein. Die drit sach : sitzt er offenlichen bey ainer andern
frawen ze unstat die weil sein fraw lebt, die mag er auch
mit recht nit nemen zü der e. Wen aber ain küng mer
frawen nempt denn ain, das ist zemal unrecht und äussert
von got; als Salomon det, der ward von weiben verkert von 25
got zü der abgötterey. Das drit capitel : die frawen süllend
weis sein, das sy nit verloren werdent als Dyna her Jacobs
tochter des patriarchen. Die verlor ir er, wan sy was un-
behüt, und von iren wegen wurden vil lüt erschlagen, als
man lißt in dem püch von der gepurt. Das fiert capitel: 30
die fraw sol trü sein. Es schreibt Vegccius von der riter-
schafft, das tze aim mall die frawen von Rom so getrü waren
den mannen, als die stat belegt ward, das sy ir har ab-
schnitend das man sayl dar auß macht wider die veind. Item
es süllend vier verainung geschehen in der e. Die erst ist 35
9 ersaoh GDZ, vielleicht richtig, dann fehlt unt erstach sich.
10 frow iez gern dette Z. 17 f. die sal er dar nach nit nemen Z. 22 by der
vne Z.
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- 20 -
des gemütz und des willens, also das sich der frawen will
ergeb des mans willen, und wider urab in rechten ordenlichen
sachen. Die ander verainung ist des leibs, wan der frawen
leib ist des mans leib, und wider umb ist des mans leib der
5 frawen leib. Die drit verainung ist ain fruchtparlichü Ver-
mischung des samens von kind und erben wegen. Die fiert
verainung ist des lebens, wann ain sunderlichs leben das sol
werden ain gemain leben. Hie ist ze mercken das Cristus
gesprochen hat: es sind zway auf aim acker, der ain wirt
10 genomen, der ander wirt gelassen; es sind zwen auf ainer
mül, der ain wirt genomen, der ander wirt gelassen ; es sind
zway in aim bett, das ain wirt genomen, das ander wirt ge-
lassen; es sind zway in aim tempel, ains wirt genomen oder
12a gehört, | das ander nit. Das bedüt fier fürstentugend die
15 ain küng an im haben sol. Die erst ist weißhayt, und bedüt
• die zwen auff dem aker da schön plomen sind auf gewachsen,
das ist der küng und die küngin die da sprechend die
schönen plümen weisser klüger wort von dem aker der weiß-
hayt. Also wirt der behalten der sein weißhayt praucht nach
20 dem lob gotz. Wer aber sein weißhayt praucht nach übi-
kayt der weit und zu den sünden, der wirt verworffen. Das
ander betüt die tugend der sterk und der geduld, das betüt
die zway in der mül, der ainer wirt behalten, der sein sterk
übet in gotz dienst und geduld hat in widerwärtikayt, und
•25 der sein sterk praucht zü sünden, der wirt verlassen. Die
drit ist mässikayt, und bedüt uns die zway in ainem pett,
da wirt ains behalten, die in mässikayt by schlaffend und
4 mans leib vnderworfen Z. 5 ist die vnfruchtbarkeit die sol sin
verwandtet in fruchtbarkeit Üblichen zu den kinden vnd geistlichen zu
glitten werckon wen die frow sol nun men betten vor wen nu so sol
sy bitten vor dem man vnd für die kinder, des was sy vor nit schuldig
vnd ouch der man Z. 7 sundlich D. 10 mal D. 13 oder gehört fehlt Z.
14 fürsiehtig tugend OD. 19 prauoh G. 22 das betüt fehlt GD. bey den
zw. GD. 23 mal D. 24 got dienst G. 27 die Stelle ist verderbt, der hier
eingesetzten Lesart aus Z. geht vorher die messikeit ist kung und kungin.
GD lautet: die in maasikayt mit essen vnd trincken schlauffen gotz er
suchend in der haiigen e die werdent behalten aber die werdent
verlau8sen die da mit vnkQsch vnordenliohen lebend als das vich wider
natur vnd gesatzt der hailigen e.
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- 21 —
dar in sftchend die er gotz und kind, und meinend die heiligen
e ; das ander sucht in dem bett unküschayt und lust, die werden
verloren. Die vierd tugent ist gerechtikayt, und betüt die
zway in dem tempel, der ains wirt behalten durch die tugend
der gerechtikayt, das da petet und nieman verurtaylet, das 5
ander wirt verloren, das mit dem geleichßner petot in dem
tempel, das sind die die anderü lüt strauffend und sich selber
nit erkennen wöllend.
| DIE ALTEN. 12b
Consilium custodiet te et prudentia servabit te. Pro- 10
verbiorum secundo. Es sprach Salomon zfi seim sun: rat sol
dich behüten, und weißhayt sol dich behalten. Es ist ze
wissen, als Sanctus Thomas spricht und Aristotiles in dem
driten päch der sitten, das kain rat ist noch sein sol von
dem end, aber besunder so ist rat von dem mitelen das da 15
weißt zu dem end. Kain artzit rat gesunthait, wan sy ist
von im selber gemaint und beschlossen, er hart aber von den
mitelen die zü dem end weisend, das ist zu der gesunthayt.
So ist auch kain rat von ewigen dingen, die sich mit kaim
rat mügend wandten. Es ist auch kain rat von notürftigen 20
dingen die von not sind und müssen sein. Es ist auch kain
rat von den dingen die von natur alzeit körnend, also das
die sunn morgen schein, ob der wachter den tag nymmer
kündet, dennocht wirt es tag, und ob die stundglogg nymmer
schlecht, | dennocht wirt es nacht. Es ist auch kain rat von 25 13a
den dingen die da nit sind in des menschen gewalt, besunder
so ist rat in den dingen menschlicher werk, die auf unsicher-
hayt stand. Dar inn so wirt rat genomen und gegeben, wen
das zügat das der mensch sücht ain fund oder ain mitel wie
er kum zu aim end das er begert. Und das ist ain tugend 30
3 die iet D. 9 lieber »ehr ift fehlt D, weil oben am Bande in
G. Von den alten Z. 11 primo OD. IdschribtZ. 14 ist noch fehlt Z.
16 Kain — gesuntheit fehlt Z. 17 gemain OD. 20 kaim weg Z.
26 nit fehlt GD. die da von vngenerd geschehen, eß ist ouch kein
ratt von den dingen die da Z. 28. 29 den dar zu gut GD. 29fründ GD.
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- 22 -
die da hayßt in latein eubulia, das ist ain klügsücherin. Dar
nach so der mensch wol ersücht, so erweit er das mitel als
vil gut, dar zü das er den maint ze beschliessen, und das
hayßt sinesis, ain urtailende kraft des erfunden mittels.
5 Dar noch so beschlüßt der mensch das güt ist zü dem end
das er zü dem ersten gemaint hat, und die tugend haißt
prudentia preceptiva, ain gepietente weißhayt. Aber so die
ding sind ob des menschen Vernunft, so wirt von got geraten,
das hayßt ain gab des haiigen gaysts. Nun wil ich schreiben
10 wer da raten sol, und wer dar zü güt ist, und was man auß
schliessen sol. Es ist geschriben in den rechten, wer nit
zücknüs mag geben, den sol man auch nit in rat nemen.
Die ersten sind kind, den geprist zeit und weißhayt, als wir
lessen von dem kind das mit seim vater in den rat gieng
15 und der müter sagt, der rat war ob ain man zwo frawen
solt han oder zwo frawen ain man. Die andern das sind
frawen, den geprist kraft und sterk; frawen rat ist ^int-
weders tür oder schwach. Die driten sind die von natur
toren sind, den geprist gescheidikayt. Die fierden sind die
20 in dem pann sind. Die fünfften sind die ungelebigen. Die
sechsten sind die zü dem tod verurtaylet sind. Die sibenden
die da rechtend mit tieren die zen habend von geltz wegen,
das sind üppig arm verlaussen lütt. Man sol auß schliessen
auß dem rat unweißhayt. Zü dem ersten sol weißhayt in
25 dem rat sein, als Salomon sprach : ich weißhayt won in dem
131, rat und bin bey den rechten gedenken. Zü dem andern |
mal so sol man auß schliessen pÖßhayt, denn was pös ist das
mag wol finden pösen fund. Man sol auch das pöß nit er-
wellen weder durch sein selbs willen noch durch des güten
30 willen das dar noch volgt noch durch ains grossem pßsern ze
vermeiden, noch grössern schaden ze für komen, als man
1 da fehlt D. erbulia G. eutropolia D. 4 sineresis D. verteilende D.
5 beschlützt G. 7 prudentia fehlt GD. 10 was man raten GD. 14 den
fehlt G. den rat. War (WieD) ob GD. 15 ain fraw zwen man solt han
vnd ain man zwo frawen GD. 18 aintweders ze vil hertt oder zevil lind
Z. 19 tob vnd toren Z. bescheidenheit Z. 23 verlaussen fehlt Z. 27 f.
vnd was pös ist das man wol erfinden vnd erkennen (mag D) GD.
28 mag man Z. 29 dein GD. 30 pösers G. böses D. besseren Z.
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— 23 -
gemainklich spricht, das under zwain bössen sol man das
minder bös erwelen. Das ist ie da nit, wan man sol kain
bös erwelen, man sol es auch nit raten. Dar umb spricht
David: sälig ist der man der nit gangen ist in den rat der
pößen. Das drit man sol auß schließen schnelikayt von dem 5
rat, sprach Salomon : wer eylt der zerstösst geren die füss. Es
spricht Socrates : ainem schnellen rat dem volgt rü nach. Es
spricht auch Yarro der mayster: es ist ain zaychen der un-
weißhayt von den behenden räten in schwären sachen. Der
kayscr Octavianus sprach; es geschieht bald gnüg das da 10
wol geschieht. Das fiert man sol auß schliessen von dem
rat den zorn. In rat sol man zorn meiden, wan zoren maint
vermügen das er doch nit vermag. Es sprach Jacob zü seinen
8ünen Symeon und Levi, sy weren vässer der pößhayt und
des kriegs: in ir rät sol mein sei nit eyn komen, wan sy hand 15
in irem zorn ain man ertöt. Es stat geschriben in dem püch
der Römer das drü ding sind die da habend Rom zerstört.
Das erst ist junger rat, das ander aügner wil, das drit aygner
nütz. Das geschach dem küng Roboam küng Salomons sun,
der w T olt den alten seins vaters raten nit volgen, er volget 20
aber den jungen die mit im erzogen waren, und dar umb so
ward sein reich erstört. Nun sind zwen alten auf dem spil,
das sind die rät, die der küng nit leichticlichen von im schiken
sol, er sol zem mynsten ain bey im behalten, wil er das spil
nit verlieren. Also lessen wir das ain küng lag vor ainer 25
stat, und enbot hin ein | das sy im zehen der weissesten hin auß 14a
santen, so weit er von der stat ziehen. Do antwert im ain
weiser mayster her auss und sprach : die hirten und die wolf
heten ain krieg mit ainander, und sprachen also die wolf:
wir wöllen ain frid mit euch hirten machen, und wöllen euch 30
kain schaff mer essen, also gebend uns nun die hund hin auß,
wan so ain kantzer frid ist, so bedürfend ir kains hunds.
Das teten die hirten und gaben den Wolfen die hund. Do
nun die hund hin komen, da brachen die wolf den frid und
5 anß schlahen GD. 6 zerstört D. 8 Varo G. 9 der behen-
den räten Z. 13 seinem sun GD. 16 puch der fehlt G. dem geschieht
der D. 21 der jungen G. waren worden D. 28 mayster fehlt D.
31 nymmer mer D 33 hund all sarapt vnd D. 34 hund all sampt D«
wolf tzu hannd D.
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- 24 -
fraussent die schaff. Die red markt der küng wol, und gab
der stat frid von weißhayt wegen des maysters. Also sol
der küng nit leichtiklichen von im geben sein alten und sein
weis rät. Es kriegt ain junger man mit aim alten weisen
5 man, der jung sprach : ich han gar vil Schwerter da mit ich
dich ser schlahen will. Do antwert der alt und sprach:
so han ich vil jar und sinn da mit ich dir widerstan wil.
Mich fraugt ainest ain ritter, warumb ich so vil alter pücher
het die ich doch nymmer auff tat, die würden doch staubig.
10 Ich sprach : lieber W , varend ir nymmer über veld on
schwort? Er sprach: nayn, das war nit riterlichen. Ich
fraugt in, ob er nymmer über veld züg das er das swert nit
auss züg und es prauchte. Er sprach : ja, ze hundert malen.
Ich sprach : war urab ? Er sprach : dar umb, so es not tät,
15 so brauchet ich mein swert. Also sprach ich: also ist es
auch mit meinen püchern, die ligend da ze warten, wen ich
ains weisen räts bedarf, so brauch ich sy. Ain tor ret mit
dem herzogen von Osterreich und sprach : al dein rät ratend
14b dir wie du in das land | körnest, hayss dir auch raten wie
20 du her wider auß körnest. Ain nar sprach zü ainer frawen:
ich gicng aim nach und bat in umb ain beltz, als bald er
mir ward, do kom ich nymer zü im. Also rat ioh dir das
du dein gut behaltest, und es nieman gebest;. Die zwen alten
auf dem spil bedütend gaystlichen in der sei Vernunft und
25 willen. Was der wil erweit, das sol die Vernunft mit rat
volgen, und was die Vernunft erkent, das sol der wil volgen
mit lieb. Und das sind die zway äugen und oren und der
mund des küngs, und süllend zü in nemen wen sy wellend.
Zü dem ersten die natur der vogel und tieren. Zü dem
30 andern mal die geschrift der haiigen e. ZA dem driten mal
süllend sy dar zü samnen und rüffen die samnung der tugend.
Zü dem ersten mal süllend sy nemen rat von dem adel der
5 jung man sprach zu dem alten D. 6 ser fehlt Z. alt man dem
jungen vnd D. 14 wan es D. 16 ze warten D. 17 der riet eines
mals dem h. Z. 18 hör ich dir ratten Z. land vnd in den saok Z.
27 lieb J vnd wider umb war auf der wil feit das gut ist, das sol die
Vernunft volgen GD. 27 der fehlt GD. 29 engel vnd tiereu GD.
30 e fehlt GD.
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- 25 -
«
natur. Von dem pfawen süllend sy rat nemen zü der demüt,
wan er lat sein spegloten schwantz nider, so er sein fuss an
sieht. Von dem vogel pellican nem rat wider neid und
hass, wan der erpickt sein hertz und sein prust und lat sein
plüt dar auß und das geplast von seim hertzen. Von der an- 5
maysen spricht Salomon: du träger mensch, gang zü der
anmayssen und leren von ir den weg. Also sol man auch
fraugen die haiigen geschrift, wan durch die kau der hailig
gayst wol raten. Man sol auch vorhin all rügend fragen, ob
die sach nit sey wider die parmhertzikayt, oder wider die 10
demütikayt, oder wider ander tugend. Und dar nach sol man
den rat | beschliessen. Also spricht Salomon: der rat des 15a
weissen hertzen ist als ain prunn darauss man schöpft. Also
hatten auch die Römer zwen rät gesetzt über alles volk, und
die nomen zü irem rat wer sy güt daucht. Man lißt in dem 15
püch Balaam: ain vogler der veing ain nachtgallen, und die
sprach: weitest du mich laussen fliegen, ich wölt dich drey
weis rät leren, das du gar weis wurdest. Do gelobt der
vogler, er wölt sy laussen fliegen. Und sy lert in das
er kain ungeläblich ding solt glauben; das ander er solt 20
umb kain verloren güt rü haben, das er mit rü nicht möcht
her wider pringen; das drit er solt sich nit fleissen ze vahen
das er nit möcht vahen. Do der vogler die nachtgallen Hess
fliegen, do sass sy auf ain ast, und sang gar frölich und
sprach: 0 du rechter narr, hetest du mich behalten, das het 20
dich reich gemacht, wan ich han in meim pauch ain edlen
stain, der ist als groß als ain straussenay, der ist als groß
gold wert. Und der vogler gelaubt es pald, und het rü das
er sy het laussen fliegen. Do sprach die nachtgal: du hast
meiner 1er nit gevolget, wan du gelaubst ain ungläblich ding 30
von dem stain. Ich bin doch selber nit als groß als ain
straussenay, wie möcht ich denn ain su liehen stain in mir
han? Das ander du hast rü umb das das dich nit hilft. Das
drit du wilt vahen das unmüglich ist ze vahen. Ich bin
2 sprecloten D. spigloten Z. 3 Und von D. vogel gamaliel Z.
4 im selber das bös blüt von dem herezen Z. 7 die weg Z. ^og
tzft gleicher weyß D. 8 durch die heyligen gosohrifft D. 10 Ende die
fehlt G. 12 rat ist des weissen GD. hertzen fehlt GD. 27 der — wert
fehlt Z. 28 golds D.
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- 26 -
nun gewarnot, ich kom nit mer zu deiner hand. Es ist
grosser underschaid zwischen den weisen und den toren. Die
erst ist: der thor sieht an den anvang, aber der weis sieht
an den ausgang. Die ander : der thor sieht an die hübschayt
5 der ding als sy erscheinend, der weis sieht an unstätikayt
15b der ding und was sy da sind an in selber. Das drit: der
tor tregt | das hertz in dem mund und wil nit beiten der
fraug, aber der weis tregt den mund in dem hertzen und mag
der fraug wol er beiten. Das fiert: der un weis wil lieber rat
10 geben und sprechen, wan rat hören von andern, aber der
weis wil lieber rat heren und von den andern underweißt
werden. Das fünfft : dem thoren volget rü nach, dem weisen
volget kain rü nach. Wir lessen in der Römer püch das die
jungen ze Rom ze rat wurden, sy wölten die alten rät ze
15 Rom all erschlagen und tötten, umb das das sy selber den
rat besessen. Do das geschach, do hetten sy rat, welcher ir
aller her würd, also funden sy under in ain fund: welcher
under in drü ding betrachtete und pr&cht, den besten grösten
fraind, den grösten veind und den grösten schätz, der solt
20 ir aller her sein. Do was ainer under in der het gar ain
alten weisen vater, den hat er behalten in ain keller, dar in
behüt er seinen vater und speißt in dar in, der selb lert sein
sun das er mit im näm sein weib, sein hund und sein jungs
kind, und sprach vor dem rat, sein weib war sein gröster
•25 veind, und das es war sey, do schlug er sy an ain baken,
als bald do ward sy erzürnot und sagt von im, das er seinen
vater verborgen het in aim keler, und möcht sy ain mord
uff in erdacht han, sy het es geren taun. Er nam sein hund
und hau im ain groß wunden und sprach : das ist mein ge-
80 trüoster fründ, und lokot im zehand wider, do kam der hund
gar früntlich zü im. Er nam sein kind für sain grösten
schätz und das beweißt er auch, und ward durch die drü
ding der obrost in dem rat. Also sprich ich auch: es ist
1 in dorn hand Z. 2 toren ] vnd das iu zwen weg Z. 4 ander
vndersoheid D. 6 Die drit vnderscheid die ist D. 11 den fehlt D.
12 fünft thorhayt volget dem toren nach rew. (vnd der ruwe aber
Z) dem w. GDZ. 17 ain fand G. 18 betrachtete und fehlt Z. 20 under
fehlt G. 21 den — 22 darin fehlt Z. 22 dar ein ü. 25 das er G.
mit letzer hand [ an Z. 32 sprechend sy GD.
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ain weiser rat das der mensch hat sein aygen flaysch für
sein grösten (veind; wer sein leib zü der e hab genomen,
der hat ain veintlich eweib. So ist es auch ain weiser rat wer die
conscientz zü fründ hat, die bilt ze aller zeit als der hund, wie
dik man sy schlecht, so mahn | sy uns doch mit trüwen. Es ist 5 16a
auch «in weiser rat der sein lauter almäsen hat für sein rcichosten
schätz der nit gemindert wirt; als Cristus sprach: sampnend
euch den schätz in den himel den kain diep stilt und kain rost
frißt und vererbt, und hat da ewig fröd imer ewiglichen. Amen.
VON DEN RITTEREN. 10
Nemo militans deo implicat sc negociis secularibus, ut
placeat ei cui se probavit. Es spricht Sant Pauls in seiner epistel :
nieman der got riterschaft fürt bekümert sich mit weltlichen
Sachen, das er dem gevall dem er sich hat bewert. Nun sind zwen
riter auf dem spil, ainer zü der rechten seiten, | der ander zü der 15 16b
glingen seiten, und die springen gar ritcrlichen auß auf das drit
veld. Der ain behütt dem küng sein hüt das sy nit geprochen
werd, der ander behüd der küngin ir hüt das sy nit geprochen
werd. Sy varend auß auf rab, sy ziehend wider hinder sich und
beschirmend sich selber. Der küng und die küngin die süllend 20
zem minsten zwen venden haben die auf sy warten, so stat
das spil wol bewart. Also sprich ich gaystlichen: die riter
sind des küngs arm vnd hend, da mit er sich und sein küngin
und sein volk schirmen sol gegen seinen widersachen, und
pey dem ritterspil ist uns bedüt die tugend der sterk. Nun 20
hat die selb tugend zway werk: das ain ist manlich und
kienlich an greiffen güter werk, das ander ist manlich und
künlich leiden das übel und das widerwärtig. Das sind die
zwen ritter, der ain hilft gütz tün und das manlich understan
ze tün, der ander hilft das man sich gütlich und dulticlichen 30
geb in leiden ; und das sind zway tayl der sterk, das sind die
zwen riter gaystlich. Der erst tayl der sterk ist das man on
sach und on undcrstaun künlich und manlich würk das güt,
und das beschicht in zwayer lay weis. Zü dem ersten so ist
1 fleisohlichheitZ. 2 sein lieb D. 4 beleibt (st. bilt) OD. 6 in schlecht
OD. sy vewundet Z. [9 und hat bis Schluss fehlt Z. 9 ymer vnd e. D. 20 vnd
suln G. 31 die fehlt G. gavstlich riter G. das — gaystlich fehlt D. 32 Der
- ist fehlt D.
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1
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es ein beraytung des gemutz zü dem selben, und das hayßt
fiducia, ain getrawen, ain hoffung das oder das ze tön. Zü
dem anderen mal das der mensch darzü ain getrawen hat, er
wol das gut tün und bestan, das er dar zü tü ain ervollung,
5 und das hayßt magnificentia so der mensch alles sein güt
dar auff kert, oder es hayßt magnanimitas so der mensch all
sein kraft und er dar auff kert, das es volbracht werd dar zu
der mensch ain getrawen und ain hoffung hat. Das ander
tayl der tugend der sterk leit an leiden. In dem leiden
I7ai0wirt gewirkt | die tugend, und das ist auch ze zwayer lay
weis. Das erst so der mensch fürchtet das im geprest in
dem werk, dar wider ist die tugend der geduld. Das ander
ist das der mensch fürcht das im geprest an dem end, dar
wider ist die tugend der geständikayt bis auf das end, und
15 das ist die tugend der marter. Also sind die zwen ritter die
zway tugend der sterk: die ain lert wie man das güt man-
lich und kunlich unterstand, die ander lert wie man sich in
dem leiden halt mit der erfollung der geduld. Nun ist ze
wissen das die sterk der ritter stat auff drei dingen, dar
20 wider sy streiten süllend. Das erst ist angreiffen grosser
ding, als David spricht: übend euch manlich, so wirt ewer
hertz 'gesterkt. Das ander ist in laiden und in vertragen
grosser ding. Dar umb spricht Salomon: die lieb ist stark
als der tod, und Paulus spricht: wer mag uns schaiden
25 von der liebin Cristi. Das drit ist das man grossü ding ver-
schmäch, als Cristus gesprochen hat: wer vatcr und müter
nit lat durch meinen willen, der ist mein nit wirdig. Also
sag ich das geduld ist zü der glingen seiten in der zeit der
widerwärtikayt, und geduld oder sterk ist zü der rechten
30 seiten in dem zeit des glüks. Das ist ain starke edle riter-
schaft das der mensch in lieb und in layd stark und kün
sey das güt ze tün und das arg ze meiden; dar auf so stat
allü riterschafft und sterk. Und dar umb so ist ain fraug
ob der sterker sey der das güt manlichen und künlichen tüt
3 hab D. 5 hayßt zu Lateinischer Sprach D. ain m. O. 7 darzü
denn D. 10 gewirk Q. 11 zü dem ersten das D. 16 die eyn tugent
vnd die erst D. 17 vnd ouch D. ander tugent D. 18 ist ouch D. 19 die
statD. 28 dem zeit G. 29 gerechten D.
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und volbringt, oder der der das p6ß dulticlichen leidet und
überwindt. Ich sprich: der ander überwindt mit leiden, und
der erst überwindt on leiden, und dar umb ist die ander
stärker denn die erst. Man sieht das das kraut geit sein
8chmak so es zerstossen wirt, und der weyrach | geyt sein 5 17b
rauch so er in das für kompt. Also ist es auch von der
geduld, die so stark ist das sy nieman überwinden mag, ie
mer man sy peinget, ie mer ir kraft zu gat, als das gold,
ie mer man dar auff schlecht, ie mynder es wider dönt.
Also tüt auch der tultig. Und auch als ain schnegg, so man 10
den anrurt, so zuckt er bald die oren hin ein und wil sich
nit weren, aber er wil durch got leiden. Es ist ain ver-
fluchtz eysen das von dem schleiffen rostig wirt ; also ist das
auch ain pösser mensch der von der strauf gotz nit pessert
sein leben, wan geduldikayt pricht das pand der sünden, als iö
den drey kinden in dem pachofen das für nit schadet, nun
das es in die pand auf ledigot da mit sy gepunden waren.
Ich sprich das: und künd der kelch und die monstrantz in
der kirchen reden, sy danckten dem goldschmid das er sy
also kosparlichen gemacht hat und kain schlag auf sy gesparet 20
het. Also sol der mensch got auch dancken das man leiden
uff in schlecht, wan da von wirt er gar edel, als David
spricht: es hand die sünder schmidet auf meim ruggen und
hand ir boßhayt verlengert. Und wis: es ist ain erlicher
ritter dem sein schwert pricht in dem streit und sein pfert 25
tod beleibt, und das wappenklayd hehaltet. Das wappen-
klaüd ist geduld. Der riter tregt gold, das gold ist geduld,
ie mer man das gold in dem feur prennt, ie mer es sein
gütikayt erzaygt, und ie mer es getriben wirt under dem
hamer, ie minder es under dem hamer dönt. Also sol der 30
geduldig riter tun. Die riter süllend in dem streit beschoren
sein, das man sy bey dem har nit begreif. Der scherer ist
1 böß manlich vnd knnlich Z. 10 gedultig mensch. Es ist war
das ain sohnecke Z. 11 hin ein ] Also thut ouch der mensch der da
gedultig ist. So der angerurt wirt so zucht er bald die werhorner
in Z. 14 des almechtigen gotz D. 16 kalchoffen Z. 21 mensch ouch
dem almechtigen g. D. 22 (so D) wirt es GD. 23 gesohmidet D.
24 hand da D. 24 wifß ouch D. gar eyn D. 25 eynom str. D. 28 es
da D. 32 dar umb das D.
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— 30 —
got der herr, der kan also sauberlichen scheren, wer sich
18a stil j und eben under im heltt, und nit vicht hin und her
under dem scherer, das ist under dem scharpfen scharsach
des leidens in geduld sich güticlichen helt. Ain riter sol
5 reich sein und grosen sold verdienen mit sehn leib. Ich
sprich : als vil der mensch veind hat, als vil hat er Schuldner
die im schuldig sind, ist er geduldig, so müssen sy all für in
bezalen, und machend in reych. Ain riter sol edel und wappeu-
genoss sein. Wan wiss: ain unedler stain der pricht pald,
10 so man in übt, so pricht er in unduld, wär er aber edel, so
, belib er gantz in geduld. Wer aber recht edel sey, das kent
man bey sechs zeichen. Das erst zaychen ist geduld, da von
ich gesaget han. Das ander ist miltikayt, da mit volgt man
got nach dem aller miltesten. Das drit ist dankpärkayt und
15 demüt. Salomon spricht: ie grösser du bist, ie mer du dich
demütigen solt in allen dingen. Das vierd ist erbarm, dar
umb wolt die natur der binen künig sich nit waffnen mit
dem angel, wan er hat kain angel des rauchs als die anderen
binen. Das fünfft ist manhayt wider die veind. Dar umb
20 so schlecht man die riter und geit in ein neus schwert. Das
sechst ist schäm, wan sy süllend fliehen und sich schämen
aller unerlichen und schamlichen ding. Nun lessen wir von
nun der aller sterksten riteren diser weit, der waren drey
juden , drey hayden , und drey cristen. Die drey juden
25 warend: der erst war Sampson, sein wappen ist ain esel-
kinbakzan, da mit erschlüg er vil tusend man. Der ander
was David, sein wappen was ain scharf saytenspil, der er-
schlüg den rissen Golias, und zerzart ain beren und ain leo.
Der drit was Judas Machabeus sun, sein wappen waren dreu
18b3ojyden hütlach, der half seim volk, und floch inn die | wüstin
das er nit äss haydnisch speis, und volbracht gross streit und
vechten. Die drey hayden waren: der groß Alexander, der
ander was Hector von Troy, der drit hies kayser Julius. Der
1 sich da D. 7 all fehlt D. 9 sein fehlt D. Dann D. 10 vnge-
duld D. man in wurckcn sol also geschieht ouch einem vnedeln menschen
so Z. 11 rech G. reych D. -was aber rechter adel sey Z. G.
13 ander tzeichen D. 14 dritt tzeychenD. 18räches. vindicte Z. 19f0nffG.
fünfft tzeychen D. 22 schamlich G. 26 esel kindkasttzan. mandibulum. Z.
27 harpfenseytten Z. 30 hfitlin Z.
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- 31 -
floch in ditz land uiid paut vilstet, bis das er sich gestärkt,
do zoch er gen Rom, als Lueanus schreibt von im. Die drey
cristan waren: der groß Karulus, der me lüt und lands hat
gewunnen mit dem schwert den die zwelfpoten mit den
zungen. Der ander was küng Artus von Engeland, der drit 5
hieß Cristofferus. Also sprich ich gaystlichen : es sind dreu
ding dar an der mensch sein sterk erzaygen sol. Das erst
ist an seim flaysch, dar zü gehört gewalt. Das ander ist dis
weit, dar zü gehört starke weißhayt. Das drit ist der tüfel,
und den müß man überwinden mit gerechtikayt. Das erst 10
ist macht oder gewalt, und ist zü gelegt dem almäehtigen
vater. Das ander ist weißhayt, die ist zü gelegt got dem
sun. Das drit ist gerechtikayt, die da zü gelegt wirt dem
haylgen gayst. Nun was alles volk vor Cristus gepurt getaylt in
in drü tayl. Es waren Römer lateinen, die heten den gewalt vor 15
allen dingen. Es waren die Kriechen, die hetten die weißhayt.
Es waren die Juden, die heten die hailikayt das got selber
mit in redet, dar umb so was auch die übergeschrift an dem
crütz ge8chriben in latein und in kriechen und in ebräyscher
sprach. Nun lißt man in den alten püchern das sich die drü 20
das ist gewalt, weißhayt und hailikayt auf erden hie nymmer
schaydent, als wenig sy in der gothayt geschayden sind;
wan wa der gewalt ist, da ist auch die weißhayt und haili-
kayt. Also do der gewalt was in dem jüdischen land bey
Salomonis zeitten, also was auch die weißhayt und die haili- 25
kayt bey der judischhayt. Und do der gewalt was in kriechen- | 19a
land, da was auch da bey die weißhayt und die hailikayt
bey Alexanders zeiten. Und do der gewalt was bei den
Römern, da was auch da weißhayt und hailikayt. Dar nach
kom gewalt, weißhayt und haylikayt gen Frankreich gen 30
Baryß. Nun han ich vor geschriben: allü sterk leit dar an
das man drey veind überwind, sich selber mit gewalt, die
weit mit weißhayt, den. tüfel mit hailikayt. Nun wirt es
alles überwunden mit sterk. Zü dem ersten das man ge-
1 tützsche lant Z. 2 als — im fehlt Z. 11 oder ist 0. 17 Es
hetten die Juden D. heten hailikayt Q. 24 Alfo was der g. GD. jüdischen
fehlt GD. 26 in den kriechen D. 33 f. Nun ist es alles vber wunden
vnd alle Sterke ist zu dem 0. Z.
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- 32 —
waltiklichen an greif starke ding, und das ist unser flaysch.
Ie mer wier das sterken, ie mer es wider uns gesterkt wird ;
dar umb so süllen wir im gewaltiklichen ab prechen unmassi-
kayt und übrig fül. Das ander das man sich gen der weit
5 weislichen halt in geduld, wan die weissen haben nit alles
das gerochen das wider sy geschehen ist. Also süllen wir
auch mit weißhayt in gedultikayt die weit überwinden, als
Jesus Christus uns gelert hat, so er spricht: in gedultikayt
besitzend ir ewer sei. Zü dem driten mal das ist : wir süllen
10 fliehen vnd verschmähen das gevächt des flaischs, wan es sind
etlich flayschlich veind, die müss man überwinden mit fliehen
und mit verschmähen, als unküschayt. Es ist nit güt vechten
mit aim unflätigen und unsaubern menschen, man verunraint
sich an im. Also under den Juden hatt Sampson erzaigt
15 sein herschaft, der mit aim esselkinbakenzan vil taussend
menschen erschlug, und trüg das tor der stat enweg, und
zerrayss den leo und nam auss seim maul das honig, und
zerrayß nüe sayl als ain spinnenwepp. Also erzaygt auch
David sein sterk an seiner starken weißhayt und geduld, do
20 er vil grosser schmachayt layd von küng Saul, und endwaich
im auss der stat; und auch die schmachayt die er layd von
seim sun Absolon. Judas Machabeus erzaygt sein sterk an
19b der hailikayt, | das er in den wald fläch mit den seinen, und
wolt sein sei nit vermalgen mit speis der hayden. Also hand
25 auch die heiden ir sterk erzaygt, als Alexander mit seim
gewalt, und Hector mit seiner weißhayt, und Julius mit seiner
starken gerechtikayt. Auch hand die cristen erzaygt ir sterk,
als der groß Karulus mit seinem gewalt, küng Artus mit
seiner weisen geduld, undSanctus Cristoferus mit seiner haiigen
3Q sterk, wan er belaib ain junkfraw, und ward ain martrer.
Der ist nit weis der wol geseet hat und der nit schneidet,
und schauff opfren on den schwantz das ist verpotten. Also
12 alle vnkeuscheit D. ringen vnd fechten Z. 13 eynfeltigen vnd
säubern D. 15 gar vil D. 17 ouch den 1. D. 18 ouch new 8. D.
19 starker 0. 20 gar vil D. 21 die ander schmacheit D wißlich vnd
dultigklich leid Z. 22 Machabeus sun Z. 22 an der hailikayt fehlt D.
24 wolt nit schwinifleisch essen Z. 25 die fehlt D.
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— 33 -
ist gestAndikayt das pest in der sterck, das sind die marter
durch gotz und durch des glauben willen.
Hie endent die riter und vahend an die roch des schauf-
zawelspils.
VON DEN ROCHEN. 5
J Juste judicate qui judicatis terram, ir süllend recht 2<>a
richten die da richtend das ertrich. Zu ainem rechten gericht
gehörend dreu ding. Das erst ist ain recht/, gemüt und
mainung, das ander ain redlichü sach, das drit ain rechtü
Ordnung. Dar umb wirt das gericht verkert, so man rechtet 10
auß posser mainung und von gunst oder von Ungunst.
Es spricht Seneca : alles recht zergat, wenn die sach körnend
zü gunst. Das gericht wirt verkert von pößen sachen, als
die zwen richter taten Susanna der unschuldigen frawen, als
man lißt in dem püch Daniel an dem xm. capitel. Das 15
gericht wird verkert von Unordnung wegen, als Cayphas tet;
er gab von ersten urtayl und dar nach fraugt er erst umb,
do er unseren herren verurtaylet zü dem tod. Py latus der
erkant unseren herren unschuldig, und dar umb so wusch er
sein heud, und über das alles do sass er nider ze gericht 20
und urtaylet Jhesum Cristum zu dem tod: do ward die ord-
nung des gerichtz verkert. Also geschiht es noch hüt bey
tag. Nun sind auf dem spil zway roch, die gaud gar weit
und fer auf aim schlechten ebneu weg, und sind dem küng
gar nütz, und behütend und bewarnend das gantz spil. Und 25
ist man in gar gefär, wie man sy und den küng gfieng auf
aim veld, wan man mag nicht sprechen schach roch auf un-
geleichen velden. Unde versus: disparibus campis nunquam
schach roch tibi fiet. Ain richter sol den küng nit so lieb
han noch in geleichhayt bey im stan , das er von seinen 30
4 Am Schlüsse: got viegs zü (f&gs D) dem pesten GD 1450 marzo O.
5 Ueberschri/t Jehlt GDZ. G terram summus auctor Z. 8 ist
ain fehlt Z. gericht vnd mainung G. 23 sind ouch I). 23 gangend
D. 25 bewarend DZ. 26 man ist D. gar | veind durchstrichen , gar
gefftr G. gar veind vnd gar gefär D. 27 ainer feldunge Z. 28 vfi
versus G. Darumb so ist ain Spruch zu latein Z. 29 fiat D.
KU. LH. Denkmäler III. 3
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— 84 —
wegen unrecht rieht. Es spricht Aristotiles : Plato ist mein
fründ, die warhayt ist mein fründ. Doch so sol die warhayt
vor allen dingen geert werden. Die roch sind die richter
des küngs, dar pey bedüt uns die gaystlich und die weltlich
20b 5 gewalt. Das sind J zway schwort die das gantz reich be-
hütent und beschirmend, und die zway schwert werdend uns
bedüt bey den zwain sünen Zebedey, von den geschriben stat
das ir mäter sprach zü unserem lierren : herr, sprich das die
zwen mein sün sitzen ainer zü der gerechten hand, der ander
10 zü der glingeu hand in dem reich des himels. Die richter
und vögt der gerechtikayt sind des küngs füss, wau sy ent-
halten den küng auf und das küngkreich. Sy gebend got er,
dem menschen mitleiden und in selber aufenthaltung in natur.
Und das ist : der erst gat schlechte wege weder zu der rechten
15 noch zü der glingeu hand, und nit krumme weg, als etlich dyc
naygeud sich zü dem swäreu tayl dein gelt nach und nit der ge-
rechtikayt nach, so sy nemend schenk und miet. Wir lesen von
aim küng von Frankreich, in des gegenwertikayt gab aiu
richter urtail wider des küngs sach. Do sprach der küng:
20 ich fröw mich von gantzem hertzen, das in meim reich noch
so vil gerechtikayt ist in meiner angesicht. Wir lesen das
der groß Alexander koni an ain gericht beklaydet als ain
knecht unbekaut, und hört da zwen die kriegten mit ainander
umb aiu schätz ze verlieren. Der erst sprach: ich hau das
•25 haus kauft und nit den schätz , der schätz hört mir nit
zü. Der ander sprach : ich hau das haus verkauft und was
in dem haus was, und hau das main her auss genomen, der
schätz ward nie mein und wil sein nit. Und also sprachen
sy dem richter zü, er solt den schätz nemen und geben wem
2la 30 er weit. Der richter sprach: ich wil sein auch nit, ir wol-
tend mir die süud auff legen. Also nam Alexander den
schätz und taylt den in drey tayl, und gab i dem richter ain
1 Ar. vnd Plato D. ist — 2 warhayt fehlt Z. 10 Item die r. Z.
10 f. Die gerechtikayt sind der richter vnd der vögt füss OD. 14 ist
das D. 14 gat fehlt GD. ist die rechte schlechte wege weder Z. ge-
rechten hannd D. 15 vnd krum ist als GD. verderbte Stelle. l(i sich
als die wag Z. 16 sch warern D. 19 der k. von Frankreych. 21 meinem
D. 22 der kom GD. 24 erst der sp. D. 31 küng A. D.
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-. 35 -
tayl und den zwayen auch yetwederm ain tnil. Ich furcht
aber, gar übel gechäch ietzt ain sölichs, es würd anders ur-
tayl dar umb gan. Es kom Alexander in ain land und fraugt
nach dem richter. Sy sprachen: wir haben kaiu richter, ain
ieglicher ist sein selbs richter; dar umb so bedurfFen wir 5
kains richters. Der da nsmpt ain magnatenstain auf die
wag, so zücht er die wag auff, und der in legt under die
wog so zücht er sy her ab, als da spricht der mayster von
den geweichten. Also tüt auch ain bosser richter, wan er legt
gar ungleich auf die wag des rechten des armen und des 10
reichen Bach. Wir lessen das ainer het grossü ding ze
handien , und der schikt gen Koni groß miet und schenk,
und die von Rom beschlüsseud die tor und wolteu des gütz
nit. Ain küng der schand aineu falschen richter und beschlüg
den richtstül mit der hut, und macht sein sun richter und 15
satzt in auf den richtstül , das er gedacht das er recht richtet.
Ain armü fraw het ain kü, und des richters kft sties der armen
frawen kft, das sy in das waser viel und erdrank. Nun ward
sy gelert das sy kom für den richter und sprach: mein kü
hat die ewern gestossen in das Wasser das sy ist ertrunken. 20
Do sprach der richter : icli gib aiu urtayl das du mir mein
kü bezalen solt, wan dein kü hat mir die mein ertrenkt.
Do sprach die fraw : mir gefeit das urtayl wol, aber ich haun
missrett, wan ewer kü hat mir mein kü ertrenkt. Da sprach
der richter: es sol nieman urtayl geben in aigner sach, ich 2.">
widerrüff das urtayl. Es was aiu prüder in ahn wald, dem
starb sein vater, und der richter urtaylet im sein väterlich
erbtayl. Die fründ komen zu im und sprachen: nyin da
taussend pfund, das ist | dein erbtayl und ist dir gefallen mit 21b
urtayl; wan dein vater der ist tod, des sind acht tag das er 30
starb. Der prüder sprach : ich wil des uuglikhaften gütz nit
und wil auch unglik nit erben. Ist mein vater tod in acht
1 tzwoyen sechern Z. 2 ain a. u. D. es 3 gan fehlt Z, dafür
längerer Zusatz. 4 vnd sye sprachen zu im D. 8 er die wag D
9 legt oucli D. 14 der fehlt D. sant O. 15 zfi richter D. 16 in da D.
17 Es was e. n. f. die hett D. die stieß D. 19 und sprach fehlt G.
sprach czu im D. gelert vnd sprach zu dem richter Z, 23 fraw czu
dem Richter D. 24 die meinen ertrenkt D. der fehlt D.
3*
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— 36 -
tagen, so bin ich vor hin tod es ist wol zwaintzig jar, kain
toder sol nit erben. Es was ain küng, des künkreich gieng
under und verdarb, und er fraugt die weissen mayster in
den schulen, war umb das war. Da waren fier mayster, und
ö ieglicher schraib ain spruch an die porten, und het die stat
vier porten. Der erst schrayb: Cum nummus fit judex, fraus
est mercator in urbe ; Nec lex est domini nec timor in pueris.
Der ander schrayb : Ingenium dolus est, amor omnis ceca
voluptas Ludus rusticitas, gulaque festa dies. Der drit schrayb :
10 Etas ridetur, mulier pulsatur amore, Dives laudatur, pauper
adheret humo. Der vierd schrayb: Prudentes ceci, nobiles
de genere scandunt, Mortuus ignoratur, nullus amicus amat.
Der erst sprach: der pfenning ist lichter worden, in der stat
ist untrü der kaufman, die herren hand kain gesatzt, und
15 ist kain vorcht in den kinden. Der ander sprach : klftg-
hayt ist worden bößhavt, alle lieb ist ain blinder wollust,
der schimpf ist worden pürisch und hochzeitliche tag frauß-
hayt. Der drit sprach: alter wird verspotet, die weib werdent
bewegt zu lieb, der reich wirt gelobt, der arm sitzt auf der
20 erden. Der fiert sprach: die weissen sind blind, die edlen
verlieren iren adel, man vergißt des tods, kain fründt hat
lieb. Es ist ain fraug, ob gerechtikayt nottürftiger sey dem
menschen oder fraintschafft, und sprechent die mayster: und
wäre der mensch in Unschuld beliben, er het kainer gerechti-
25 kayt bedurft, er het aber wol bedurft fraintschafft, wan allü
22a ding waren woll bestanden in ainer geleichen | fraintschaft.
Nun spricht Aristotiles in dem fünften püch der sitten : es
sind zwü gerechtikayt, aine ist gemain und hayßt ain auß
taylende gerechtikayt, die geit auß nach dem rechten, got
30 die er und lob, dem nächsten das sein, und im selber auch
das sein, aim me, dem andern minder, nach wirdikayt der
menschen. Die ander hayßt ain verwandlende gerechtikayt,
1 dar vmb so mag keyn toder nit erben D. 2 was eines mala
ein KOnig vnd dem gyng sein k. vnder D. 6 schreib vnde versus Z.
7 timor pueris GD. 8 Der — sohrayb fehlt Z. 9 Der — schrayb fehlt Z.
10 deridetur D. 11 Der — schrayb fehlt Z. 12 aroicu9 ame G. amico
amor D. 15 spruch spruch lautet also D. 19 arm mensch D. 20 spruch
lautet also D. 22 dyo gerechtikeyt D. 23 meyster da D. 29. 30 gut Ere D.
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— 37 -
die gcit ains umb das ander in kaufs weis, dem küng als
dem hirten, dem armen als dem reichen in geleichayt. Die
gericht geleichend dem spinnenwepb, sy vahend aHain nit
anders den klain flügen und lassen die grossen hin durch
faren. Die richter und die sakpfeiffen sind geleich, wan die 5
sakpfeiff müs allweg plaust haun und der richter allenfantz,
anders ietweders dönt nit.
Hie endend die roch und vahend an die venden.
VON DEN VENDEN.
Quis, putas, fidelis dispensator et prudens inveniatur? 10
omnes sunt administratores. Ich han vor gesagt von dem
adel und het geren da von noch mer geschriben. | So mist sich 22b
der adel under die dienstlüt, dar umb so wil ich fürbas von den
dienstlüten sagen die edel sind und doch dienstlüt. Und sind
auf dem spil acht venden die uns bedütend die dienstlüt, also 15
sind an des küngs hoff achter lay dienstlüt oder amptlüt, die
all mit dem küng ze veld ziehend, und die züch ich auff gab
des hayligen gaists gaystlich. Der erst ist der portner,
der ander ist der arzat, und hat bey im jäger, pfister, koch
und des geleich, vischer und appcteger; der drit ist der 20
kantzier und mit im die Schreiber, der vierd ist der peich-
tiger, der fünft ist der cappelan und der almüssner; der
sechßt ist der panerher ; (der haubtmann ist der küng selber
und der ritermeister ;) der sibend ist der weinschenck, der
keller und der kredentzer, der achtend ist der marschalk und 25
der wagenman und der läffel. Die all gehören dem küng
zü, so er ze veld zücht, und sind all ander dienstlüt in den
acht stüken begriffen. Bey den werden uns begriffen die
siben gab des haiigen gaystz und des gepetz. Zü dem ersten
die gab der götlichen vorcht bedüt uns den portner oder den 30
kamrer die nieman ein lassend und wol hütend und wachend.
Es sey den das du dich haltest in götlicher vorcht, so wirt
1 hin fliegen D. 9 Überschrift fehlt GD. Von den vendeln
vnd dinst lutten Z. 10 Putas quis fidelis dispensator inveniatur fidelis
servus et prudons Z. 11 ministratores D. 12 gesagt D. 12 mischt
D. 15 die — dienstlüt/eM* Z. 17 gaben D. 20 aptecker D. 26 louffer
vnd der handtwerckman Z.
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— 38 —
dein haus bald umb kert, spricht Salomon. Wer got fürcht,
der vcrsaumpt nichtz, wan vorcht ist ain anfang aller wciß-
hayt, spricht Salomon und mit im David in dem psaltcr.
Nun ist manger lay vorcht. Es ist ain naturlichü vorcht, die
5 da kumpt von natur. Die ander ist ain menschlichü vorcht
und kumpt von Vernunft. Die drit ist ain weltlichü vorcht,
so man die weit fürcht. Die fiert ist ain knechrlichü vorcht,
also der knecht fürcht sein her erschlag in, oder zürnet mit
im, oder geb im sein Ion nit. Die fünft ist ain kintlichü
23h 10 vorcht, also die kint fürchten iren vater von lieb wegen, |
von eren wegen, das hayßt ain erlichü vorcht, dar umb so
behalt sy wol. Es stat geschriben in der küng puch, das
küng David mit Joab giengen bey nacht durch das volk in
das zeit küngs 8aul seins veinds, da wolt Joab küng Saul
15 mit aim spies haben erstochen han, da zucht in David da von
und sprach : da sey got vor das Wir unser hend legen an ain
gesalbeten küng. Aber sy nomcn im den köpf dar auss er
trank und sein sper und giengen wider auss dem zeit uff ain
berg und rüfFten des küngs portner, der hieß Abner : Abner,
20 wie hütest du deins herren? Do das küng Saul gewar ward,
da hielt er ain frid mit David. Nun ist das der geystlich
sin: Abner was des küngs ritermayster oder hoffmayster,
der was entschlaffen, dar umb so kom sein her in sorg. Saul
ist der sünder der durchgeht David das ist Cristus. So nun der
25 sünder nit stat inn seiner hüt sicher, und Abner entschlaffen
ist, das ist so der mensch lebt in sünden und nit gotz
vorcht hat, so wil Joab, das ist die gerechtikayt gotz, Saul,
das ist den sünder, rotten. Dar wider ist David, der wil es
nit verhengen; das ist die parmhertzikayt gotz, die nit wil
30 des sünders tod, mer das er von den sünden ker und in des ge-
salboten, das ist in dem plfttvergiessen Cristi wider kom und
leb. Aber er nimpt im das trinkgeschir, das ist da er aller
mayst trostz in hat, und das sper da er die allergrößten
2 vorch, (auch sonst wechselnd mit vorchU 0. 8 schlag D. 8 czürne D.
10 dio ist D. 14 geczolt D. küng D. 15 han fehlt I). zuckt D. I8guldin
köpf Z. 18 paner sper OD. 21 mit dem David D. 24 Cristum Q.
27 das ist fehlt D. 28 ertötten D. 80 er sich D. in dem D. 32 lob D.
34 das er OD. 33 dye größt D.
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30 —
hoffnung in hat, das unzücht er im, also das der sünder von
seinen sündcn ker und Cristum erkenn und frid mit im halt,
als Saul mit David: und das ist der portner, der kamerling
und der hoffmayster. Zä dem anderen mal so ist die gab
der gütlichen miltikayt der artzit, der koch, der pfister und 5
alle die da speis beraytend und pringend; | wan das ampt 28b
sol haben miltikayt, wan ains hern speis süllend vil Kit
gemessen. Der artzit der nie siech ward der ist hert und
unmilt gen den siechen. Dar umb sprach Cristus : sälig sind
die milten, wan sy werden das ertrich besitzen. Ain ieg- io
lieber artzit der sol sich kaius siechen underwinden, er hab
den vor gebeichtet und der sei ertzney genomen; das gepüt
Tnnocencius der pabst bey dem pann. Es süllend auch die
amptlüt nit karg sein, da der her milt ist, es wär denn des
herren unwil und grosser schad. Das drit ist die gab der 15
kunst, die da lert under den possen unstrauffperlichen wandlen,
und das bedüt uns bey dem kantzlcr. Dem gehört zü das
er dem herren bewär sein er, sein gut und alles das sein mit
geschrifft , mit insigel , das sein herr und er unstrauffpar
beliben. Also tet nit küngs David schreiber, der da schraib 20
von Davids hayssen ain brief über Urias, wie in der haupt-
man Joab solt schaffen vornan an den spitz des streitz, das er
erschlagen würd, [und die brieff fürt Urias selber zü Joab.
An des tod waren schuldig: der küng, der kantzier, der
schreiber und der haubtman. Das vierd ist die gab der 25
sterk, und das bedüt das ampt des hauptmans. Des haupt-
mans ampt ist so der her nit selber ze veld ligt, wan so
ist er selber hauptman (wan man nit zway häupter sol haben
über ain volk) oder der panerher, wann an dem so leit die
sterk des streitz. Man lißt von küng Karolus, do er 30
het ain streit verlorn und vil ritte r, do machet er ander
ritter, und nam anwerkslüt von schwären anwerken die
macht er edel und schlug sy ze riter, als schmid, stain-
metz, zümerlüt und maurer, und nit die leichte anwerk
1 enezuckt D. 2 mit in Q. 3 kamerer D. 4 Darnach czu D.
15 schaden D. 20 des küngs Dauid D. 21 küng Dauids D. 26 Des
— 27 ist fehlt GD. 27 ze weld O. 31 ritter fehlt D. handtwercksleut
immer D. 33 maurer vnd metzger Z.
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fürten, als schueider, Schreiber und der geleich; und also
gewan er den streit. Das fünfft ist die gab des gütlichen
24a ratz, und das | bedüt den beichtiger, den sol der küng mit
im ze veld füren. Man sol ain peichtiger prauchen als ain
5 besem, da mit man sol gar sauber keren, wenn man des
bedarf, und den menschen wol übergan und kain staub der
Sünden in im lassen. Und wenn man des bessems nit mer
bedarf, so sol man in hinder dem offen lassen ligen, bis das
man sein mer bedarff. Also main ich: der beichtiger sol
10 auch nit gemain sein, aber man sol im nach senden, und er
sol selber nit komen, dar umb das die schäm der beicht dem
menschen nit engang. Es ist ain sprüchwort: ain han wär
ain hübscher vogel, wär er nit als gemain. Das sechßt
ist d?e gab der götlichen verstäntlichhayt, durch die man
15 verstat die geschrift des haiigen gelaubens; und das ist der
capplan. Wan der sol verstan was er betet, singt oder lißt.
Es was ain herr, der sach zü ainem fenster auss wie frü ain
weib gieng auss seins capplans kamer. Der herr hieß den
capplan meß han, wan er wolt reitten. Der kapplan wolt kain
20 mess lessen und vorcht got mer denn den herren ; dar an ward
der her gebessert. Das sibent ist die gaub der fürschmecken-
den weißhayt gotz, das ist der weinschenk, der virträger,
der virschneider, der kredentzer. Da von spricht Salomon : die
weißhayt hat gepawen ain haus und hat dar ein gemacht siben
25 säul, das sind die siben gab des haiigen gaistz, und hat
den wein gemischt und versücht, wie süss der herr ist. Nun
lessen wir wer den wein des ersten funden hat, das was Noe.
Und do er des weins kraft empfand, do legt er zü den reben
fierley mischt, das was schnufmist, leomist, affenmist undschwein-
90 mist, ze tungen. Wer wein messiklichen trinkt, der wirt
senftmütig als ain schauf und beschayden, wan er kreftigot
das hertz und hitzigot das plüt; wer aber trinkt über mass,
24b der wirt schimpflich als | ain afF; wer sich aber übertrinkt,
der wirt zornig als der leo ; wer auch den wein unbeschayden-
1 schnider, weber, kürßner, watliit, appentegker, sohriber, peoker,
scherer, badter u. d. g. Z. 3 und fehlt D. 16 betes OD. 1? auss wie
• fehlt D. wol frtt D. 18 die gieng D. 27 wir noch raer der den w.
D. 30 Welcher D. 34 eyn leo D.
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liehen trinkt, den macht er unsauber als ain schwein , und
wirt dar auss ain grossü sau mit unsauberkayt, mit speien,
mit unflat. Das achtend ist ain andächtigs gebet und ist
uns bedüt bey dem lauffer und poten; wan es lauft bald
zu got und zü seinen haiigen. Sy lauffend all, aber ainer 5
nempt den laytstab. Ain pot oder ain lauffer sol haben ain
zayehen des Wappens seins herren, also sol das gepet be-
zayehnet sein mit dem wappen gotz, das ist götlichü minn
und lieb, als Cristus sprach in dem ewangelio: in dem er-
kennend allü menschen das ir mein junger sind, ob ir ain- 10
ander lieb habent. Also wen das pet von dem mund gat
auß lauterm hertzen, so ist es zehand vor got in dem himel,
als David sprach: es sol mein pet gefiert werden für dein
angesucht, das ist der schnell pot. Das geistlich dienstlüt die
bedütent uns die acht venden auf dem spil, und die süllend 15
all fürsich gan und nit hindersich in dem dienst gotz; wan
Cristus spricht: wer sein hand legt an ain pflti? und hinder-
sich sieht, der ist nit wirdig des reichs gotz. Also han ich
gesagt von dem adel in den acht ersten stainen und von
den dienstlüten in den acht andern stainen. Also sprich ich 20
gaystlich : die hailig kirg ist ains und hat doch zwen namen,
die ain hayßt ecclesia triumphans, die ist die überwindent
kirch in dem himel, die ander hayßt ecclesia militans, das
ist die vechtend kirch auff dem ertrich. In dem himel ist
Jesus Cristus ain küng und her über all herren, der da über- 26
wunden hat al dis weit. Des geleich ist auch die müter
des küngs ain küngin der engel und alles himlischen hers.
Maria die gewaltig kayserin die hat kain spil nie verloren
und ist von I dem küng nie komen noch geschayden. Da 25a
sind auch zwair lay rät, das sind die alten patriarchen und 30
propheten, die ir weißhayt uns gelassen habent auf erden,
und die haiigen engel, die ze allen zeiten von got zü uns
1 er fehlt G. schwin ] Also nement seü ain schwein farlin In dem
Ermel und ee dann es nacht wirt so ist ein grosse suw dar vi.» woden.
So man den weg lernet an den hußern ald zunen heim gen Z. 7 ein
bachsen oder ein wappen zaichen Z. 9 heiligen ew. D. 13 gebet D.
14 Die geistlichen d. D. 19 acht stainen yon den ersten GD. 24 himel
das ist D. 28 nye kein D. 80 soind ouch die czwen a. p. D.
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— 42 —
gesent werdend, uns das best ze raten und ein sprechen noch
dem willen gotz, als sy es in got bekennend. Da sind auch
die wirdig ritterschafft, das sind die haylgen martrer, und
die sind zwayer lay : die ainen sind martrer des plütz, die ir
5 plüt vergossen habend durch gotz willen, die andern die hie
inzoit vil durch ach tikayt gelitten habent von der weit, als
die lieben trächtiger. Da sind auch die roch, die richter,
das sind die haiigen zwelfpoten; zü den werdent gesetzt
all arm lüt den hie inzeit kain recht gan mag, die setzt got
10 an dem jüngsten gericht zu den haiigen apostollen auff die
stftl ze urtailen die zwelf geschlecht von Israhel; und das ist
der adel in dem himlischen spil. Die dienstlüt gotz die sind
auf der erden, und unser her Jhesus Cristus ist selber ain
dienstman hie auf erden gewessen, als er gesprochen hat :
15 des menschen kind ist nit komen auf die erden dar umb das
man im diente, mer das er uns wolt dienen und sein sei
setzen für vil menschen. Und mer spricht er : ich pin miten
under euch als ain diener. Zü dem ersten so ist ze merken
das die ampt alle ains kings dienstlüt werdent bezaychnot
20 in unserem herren Jhesu Cristo. Des ersten so ist er ain
portner und behnter aller weit, wan er spricht: ich bin die
tür, wer durch mich ein gat, der wirt behalten. Es spricht
David: es sey denn das der her die stat behut, so wachend
die umb sunst die ir hütend. Zü dem anderen mal so ist er
25 ain artzat der da spricht : ich bin nit komen von der gerechten
wegen, mer von der sünder ze ruflfen zü der rü. Er ist auch
25b der artzat der den wunden menschen ir Jericho | haut auf
gehabt und hat im 611 und wein gegossen in sein wunden,
und hat in gehailt, und hat die kranken al gesunt gemacht.
30 Er ist auch der koch der all speis lustig macht und uns allü
speisset mit seinen sacramenten und manigvältigen gnaden,
besunder der fünftausend menschen gespeyßt hat von fünf
proten und von zwain vischen. Zü dem driten mal so ist
er der Schreiber und der kantzier, der mit seinen vingern
35 geschriben hat in das ertrich der Juden sünd, der mit seinen
20 ZÜ dem e D. 25 Ich bin komen das ich suchen will vnd be-
halten daa verlorn was Z. 27 verwunten D. 31 seinem sacrament D.
31 manigoaltiglichen D. 34 eygen vingern D. der ouch D.
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vingern gescbriben hat die zehen pot in ain stain, und die
geschrift hat er gesiglet mit seinen haiigen fünff wunden.
Zä dem fierten mal so ist er der hauptman und banerher, der
da spricht: habend ain getrawen, ich haun die weit über-
wunden. Der first diser weit ist auff geworffen, er hat sein 5
sterk wol erzaygt daran das er auss trayb uss dem tempel
kauffer und verkaufter. Er hat die hell erstört, und den tüffel
dar ein gepunden. Er hat auch manig tüff wunden gelitten
durch unseren willen. Er hat mit seim tod den ewigen tod
überwunden. Zü dem fünfften mal so ist er ain weiser poicht- 10
vater und geit güt rät, wan er mag allain die sünd vergeben,
als er sprach zü Maria Magdalena uss dem rat seiner parm-
hertzikayt: dir wcrdent dein sünd vergeben, gang hin in frid.
Also hat er auch den andern sündern allen ir sünd vergeben
die sich gen im mit rü gebeichtet habent, und noch allen 15
sündern tät. Zä dem sechßten mal so ist er der weinschenk,
und hat uns geladet zü der wirtschafft und zü seim aubent-
essen, da er sein flaysch und plüt verwandlet in prot und
wein, und uns das für setzt ze niessen als ain milter her und
vater seinen lieben fründen und kinden. Er ist auch der 20
woinschenk der uss sechß kriegen wassers wein gemacht hat
zü der hochzeit, und sprach: | ist ieman da den turst, der 26a
kom zä mir und trink. Ze dem sibenden mal so ist er unser
capplan, der für uns gepetet hat auf dem berg, und mess
gehalten an dem fronen crütz , do er sich selb seim vater auf 25
geopfert hat für all menschen ain lebendigs opfer. Zä dem
achtenden mal so ist er ain lauffer und ain pot von got ge-
sant, als er sprach: der vater hat mich in die weit ge-
saut, nun lauss ich die weit und far wider zü dem vater. Er
ist in unserem dienst gelaffen drü und dreissig jar und ain 30
halb jar, barfüss, hungrig, durstig, des dienstz aüllen wir im
billich dancken mit im selber, wan unser dienst ist ze krank
dar zü. Also beschlüss ich nun das spil wie hoffart spilt wider
die junkfrawen der diemfttikayt, als der arm an tugenden mit
dem reichen. Got geb das die deraüt der hoffart ob lig. Nun 35
3 der banerffirer vnd her Z. 7 zerstört D. die teufel D. 8 ge-
bunden daroyn D. 14 allen sampten D. 18 vnd ouch seyn blüt D. 21
guten wein D. 25 vff dem altar des heiligon fron creutzs Z. 31 vnd durstig D.
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ist gesagt von dem spil: von dem küng, von der küngin, von
iren raten und riteren; von den rochen und von den venden
was das alles bedüt. Nun fürbas wil ich sagen wie das ge-
zogen ist uff die hoffart, wie die da spilt und was sy her für
5 zücht. Zü dem ersten mal so zücht die arm und schnöd
hoffart her für den küng das ist iren adel : wie edel, wie wol
geporen und wie sy mit eren her komen sey; und man solt
sy billichen fürbasser eren und her für ziehen wenn man tüt,
und des geleichen. Den adel zücht sy uff das pret, und in
10 wil doch nieman kauften. Dar auf wil ich antwerten. Es ist
war das die hoffart edel ist, wan sy nam iren Ursprung in
dem himel und viel in abgrund der hell. Nun nimpt mich
wunder wie sy her wider auss komen sey, sy leit aber hie
zeveld. Sy zücht ze dem andern mal den küng her für, so
15 sy für fasset iren reichtum, und maint sy sey dester besser
von irs gütz wegen, oder went, het sy des schnöden gütz
26b nit, sy war dester bösser, und schämet sich das J sy nit vil
übrigs gütz hat. Und also wil sy allzeit her' für gezogen werden
durch irs gütz wegen. Etwen zücht sy her für auf das pret
'20 er, und also spilt hoffart und zücht auff den küng und ge-
schieht im als dem hün. Wenn das ain ay legt, so schreit
und gatzgot es gar lang, bis das es im genomen wirt. Also
spricht Gregorius dem geleich: der begert beraubt werden,
der sein schätz offenlichen ze weg tregt Dar noch so spilt
25 die hoffart mit der küngin, so sy der küngin tugend her für
zücht, das ist küschhayt : ich bin so küsch und so rain und
so bederb und so trü, und des geleichen. Dar nach so spilt
sy mit den alten, so sy der alten aygenschafft her für zücht
und spricht: ich bin so weiß und so witzig, und kan ditz und
30 das, und bin des herren rat und tut nichtz on mich, und des
geleichen. Dar noch so spilt hoffart mit den riteren, und
spricht: ich pin so stark, so geständig, so türstig, ich getar
im sagen under sein antlütz was mir gen im geprist, und
des geleichen. Dar nach so spilt sy mit den rochen, so sy
35 überhebt ir gerechtikayt, als der geleichssner tet in dem
7 grossen eren D. 8 billicher GD. fürbasser fehlt Z. 11 raä GL
18 werden vnd geret Z. 21 schreit es vnd gaezgot D. 22 ir G.
23 dem geleich fehlt Z. 32 vnd so geturstig D.
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tempel, der sich seiner gerechtikayt berümt und den offen
sünder verwarff. An dem spil verlor er, wann er giong haim
in sein haus ungerechter. Dar nach so spilt sy mit den venden,
so sy sich überhebt und her für zücht ir ampt das ir emphol-
hen ist und irs antwerks das sy treibt. Nun spricht Gregorius 6
das fier lay hoffart sind. Die erst ist so der mensch sein ver-
mügen zü zeit das das er den volbringt, als ob er das von im
selbs hab. Die ander, ob er nun went das er es von got
hab, so zeit er es doch sehn verdienen zü. Das drit, so der
mensch sich rümet und güdet von dem das er doch nit ver- io
mag und nit hat, und woll wais das es an im nit enist. Die
üert, so sich der mensch auf hebt in hochmütikayt, und sich
besser dunkt den andrü | menschen, und sy durch das ver- 27a
schiuächt. Auch spricht Johannes der mit dem guldin mund,
das hoffart dik kompt von guten werken, und denn sol man 15
gütü werk underwegen lassen. Auch kumpt sy etwenn mit
güten werken, und dann sol man gütü werck nit underwegen
lassen , wan man hat sy nit durch hoffart angefangen. So
kumpt hoffart etwen nach güten werckcn, und denn sol man
der hoffart ab komen in der beicht. Und das ist gesagt von 20
dem ersten sinn des spils, als ich verhayssen han am anfang
ditz büchlins. Zü dem andern mal so ist ze wissen das der
küng und auch der anderen gestain erster aussgang gat bis
auf das drit feld, dar nach ho gat der küng fürsich, hinder-
sich, nebensich auf das nächst veld , also der küng in seim 25
reich; der mag faren wa er wil, so er aber auss dem reich
kumpt, so sol er sich be waren, und seins volks eben war
nemen. Wan welher herr sein volk lieb hat und es nit
übergibt, dem gat es wol. Der küngin gang ist ze dem ersten
auf das drit veld und nit fürbas, und dar nach nebensich und 30
her wider. Das bedüt das die frawen da haim bas behüt sind
denn anderswa an fremden steten. Zü gleicher weis: ain
rech ist gar schnei, und hördt doch das bellen der hund geren,
also das im der sprung dik ze kurtz wirt und gefangen wirdt.
3 sy ouch D. 4 züch G. 10 doch fehlt D. 13 vnd ] das D,
durchstrichen in G! 16 So kompt Z. kumpt man GD. 24 an das
d. f. D. 24 hindersich fürsich D. 25 also sol d. k D. 27 volk G. 32 an
anderen st. D. 33 ain roch G. euwer frag (!) D. 34 und — wirdt fehlt D.
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Also sol ain fraw uit ze fer springen uüd losscn fremder mer
von der minn, wil sy nit gefangen werden, als Dina Jacobs
tochter geschach. Also sprach ain mayster: und het ich ain
frawen die da fareu wölt zu den haylgen, ich wölt ir mallen
5 die haiigen in das haus, das sy da applas hollet. Des alteu
gang ist an das drit veld und nit ferer, und das selb sol sein
über die spitz. Er sol auch sein varb auf dem veld behalten
die er des ersten het. Die drey spring bedütont drü ding.
Das erst ist gottes er, das ander des küngs er, das drit ist
*27blOsein | aygen er. Er sol auch die färb behalten, das ist die
statikayt in der warhayt. Des ritters gang der ist gar eng.
Zü dem ersten umb in, wenn er aber kumpt enmiten auff das
pret, so sind sein geng frey, und hat acht veld bey im. Das
ist, die weil er da haim ist in der künd, so ist er gar gemälich
15 und stil, so er aber kumpt under die veind, so schlecht er
umb sich hie und da und versorgt sich gar wol. Von des
rochs gang: so müß das roch stil stau an dem ersten, so al
stain gand her und dar. So es aber mag in die weit komen,
so hat es gewalt verr und nach ze gan. Also das es bey
20 dem küng in ainer färb nit stand, anders man gibt im schach
roch, das ist, die weil der lichter und der landtvogt nit ist
komen auß des küngs balast, so zaygt er nit sein gewalt.
Der venden gang die mügend dos ersten auf das drit fehl
gan und dar nach auf das nächst, und getürrend nit hindersich
2.") ziehen. Das ist das die amptlüt da haimd gar wild und
frevel sind, wenn sy aber komen von irem haus, so vergat
in der unmüt, und gedenkend hindersich an weib und kind,
sy türend aber nit fliehen hindersich. Er sol auch in der
fremd nit fer gan, kumpt er aber mit seim rechten gang bis
1 lessc-n? lauffen fremde reere zft hörende Z. 2 wil fehlt D.
2 thina GD. ß vff dus d. v. Z. 8 wie er es D. 8 sp. die bed. D.
10 sin velde nach sinen varben Z. 12 umb in fehlt D. wenn er ab
her D. 13 weld G. 14 gemächlich D. 17 an dem ersten fehlt Gl).
20 im fehlt D. bötet im Z. 21 roch fehlt D. der l itter Z 25 haim D.
26 irli O. 27 hindersich fehlt 1). 28 hindersiel) fliehen D. 29 gan.]
Kr komet ouch oben an die spangen vnd wirt der kungin genösse lisch
dem vnd den das velde geuerbet LXIII ist nun so haut das Felde LXIII
vol.le nun so das spil vli ist so spriohot demüt so sind sy alle glich
in dem sack der kunig als bald zft vmlrest als zu obrest. In dem grabe
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zü der spang, so wirt er der kingin genoss, nach dem und
das veld geniert ist. Item das schaufzawelpret hat lxiv
veld. schwartz und weis sind sy am maysten.
Hie endet sich der sehafzawel, und sagt dar nacli von
dem pretspil. 5
VON PRETSPIL.
| Hie hebt pretspil an oder spilen mit den Scheiben.
Postquam comederunt et biberunt, surrexerunt ludere.
Dar nach als sy geaussen und trunkent, do stünden sy auf ze
spilen. Es ist ze wissen das das pretspil erdacht ist worden 10
in Kriechen vor ainer stat die hayßt Troya von kürtzweil
und Übung willen, und ist in dem rechten erlaubt umb trincken
und essen unt nit anders. Fnd das spil spilt der veind mit
Eva unter dem paum, auch spilt es die arm fraußhayt mit
Loth, do er truncken ward und bedü sein tochter beschlieff, 15
auch spilt es die arm frässikayt mit der reichen massikayt,
die kan gar wol betrachten den gewin und die Verlust des
8pils. Und also des ersten wil ich sagen was den spiler dar zü
pringt, uud wie manger lay es ist. Zü dem ersten ist ze wissen
das ditz spil pringt vil abgotterey, das des menschen leib 20
wirt sein abgot, als sant Paulus spricht. So ist die kirch
die tabern, die küchin, der altar die tisch, das altartüch das
tischlach, die speis das opfer, das | trinkgeschirr der kelch, 28b
die paten das taler, die gloggen die weinrüffer. Der priester
der das opfer nimpt das ist der wirt, der niemand lat auß gan 25
unbezalt. Dar umb do das volk von Israhel geauß und ge-
wa ist den adel ere riclitura Schönheit wa ist der gewaltig kung all-
xander wa ist der veste kung dauid der starck Samson der schon ab-
solon der wis aristoliles. Alle in der erden darumb sprach david in
dem dritten buch der kunigen. Ich wil spilen das ich swerer werd
wenn ich wil vnd wil werden demütig in minen -äugen vnd diß sy
geseit von dem ganczen spil das genant ist das schaffzabel spil Z.
2 schaffczapel stets D. 5 pretspil ] 1450 iar in dem mayen O ; es folgt
ein Wappen mit einem umgestülpten rochus bifrons^ daneben eine Schleife
mit den Buchstaben V. A. N. 7 fehlt GDZ. 8 scheiblachen D. Das
ander ibt bretspil o.ler vrtin spil Z. 13 ebung O. 16 bedo 0. 17
rechtem O. armen D. 18 den v. D. 19 Und — 20 es ist fehlt Z. 23
tabern vnd D. 24 liachrüeh D. 25 patten« der toller Z.
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trank, do viengen sy an ze spilen und betend an das guldin
kalb. Da von so stat geschriben in herr Daniels päch, das
Daniel zerstört den abgot Bei und den gemachten tracken,
und zaygt dem küng die verborgen weg die dar zü giengen,
5 die besät er mit äschen, und darin sach man die füsstrit der
dieb, die die speis und trank haimlich nacher beten tragen.
Was ist disser abgot anders den der füll buch? wilt du
wissen wen man an dem haiigen tag an betet? Das ist der
selb abgot von frü an bis zü aubend. Wilt du auch wissen
10 wa die speis allü hin kumpt, so betracht die äschen wa sy
all vor uns komen sind. Wir seyen all von aschen komen,
und werden auch das selb wider umb. Ze dem andern mal
so verlürt ditz spil das gaystlich güt, als Esau verlor sein
erb von essen. Dar umb müss der mensch got rechnung tün.
15 Das erst ist die gnad die er versaumpt hat in der ürten, das
ander ist zeit die er verlürt, das drit ist unnützü wort die da
geschehend, das fiert unmässikayt der speis und des tranks
das da on noturft verzert wirt. Zü dem driten mal so speißt
der spiler sein veind, das ist sein aygen leichnam, wan es
20 spricht Salomon: wer sein knecht zärtlichen speißt, der vint
in her nach widerspenig. Es war ain altt vater den hungert
gar übel, und er lief in die stat und ruft das man im ze hilf
kam; er het drey veind, die zwcn het er überwunden, aber
der drit lief im alzeit binden nach, des mocht er nit ledig
25 werden. Der erst ist hoffart, der ander ist geitikayt, der
drit ist der leib oder das flaysch , der hunger. Und do er
gespeißt ward, do gieng er wider in den wald. Zü dem
andern mal so wis das die fraushayt ist getaylt nach den
29a punten und nach den äugen die au ff dem würffel stand, |
30 da mit man in dem pret spilt umb die ürten. Wan auf dem
würffel stat ain aug, das hayßt ain ess, das bedüt ain ürten
in dem tag; und ist ain cristen wort, so man vastet, so sol
man nun ain mal essen und nit raer, das ist gaystlich und
cristenlich. Aber Cristus vastet on alles essen und trinken,
35 das was nit menschlich , es was götlich. Ze dem anderen
mal so sind zway auff dem würfel, hayßt ain dus, das bedüt
II all hin D. vor uns fehlt D. Uvmbein voressen Z. 16 unQtzen
G. 32 tag fehlt D. vasten O. vasten sol D. 36 dauß D.
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zwü ürten, zwen anbis, an dem tag und an dem aubend ; und
also rastend die Juden bis aubend, bis das sy den steren sehend,
wan sy fahend iren tag an an dem aubend bis an den andern
aubend, und wir ze mitter nacht. Und also essen wir in der
vasten am suntag zway mal, und nit mer. Ze dem driten 6
mal ist auf dem würffei drü äugen, das hayßt ain drey, und
bedüten drey ürten in dem tag, zwen anbis und ain morgen-
prot, das gehört den arbaytern zü, aber sunst so hayßt es
geselclichen. Das fiert auf dem würfel das sind fier äugen
und hayßt ain quater, und bedüt fier ürten in dem tag, an 10
dem morgen, an dem inbis, des aubends und des nachtz ; das
ist vichlich. Ich han gehört das ain mensch was der hat die
gewonhay t der fier ürten, dem gieng ain stim nach die sprach :
vich, vich, vich, also lang bis er die selben bossen gewonhayt
verließ, da hört er sy nit mer. Das fünft auf dem würfel 15
sind fünf äugen und hayßt ain zingg, und bedüt fünf ürten
in dem tag, die fier da von ietz gesagt ist und dar nach das
schlafftrincklin , das wir nit 1er nider gangen schlaffen. Das
sechst uff dem würfel sint sechß äugen und hayßt ain ses,
und bedüt die ürten und die unmässikayt die die trincker den 20
gantzen tag verfüllend ; und die ist tüflisch. Dar umb als ich
han gesagt in dem schaufzabelspil, wie Noe der erst was der
den wein flantzet, an dem auch der wein ze dem ersten sein
kraft erzaygt. Und da er zü im selber kom, do mischt er
den weinstok mit vier lay tierplüt und tiermist, das was mit 25
schauffen, äffen, leon und sch weinen. Nun ist allü fraußhayt
also, das sy geschieht zü dem ersten mal in lust | der speis 2i)b
und des tranks, und das in treyer lay weis : in schmecken oder
in versüchen wider der sei hayl, wider des leibs gesunthayt
und wider des leibs und sei sälikeit, oder in neu der speis, 30
wan das neu ist lustiger, oder so man das essen mit nüer
kost sol beraiten, oder so man unzeitig frücht ißt durch lustz
willen , oder so der speis ze vil ist noch der gewonhayt, noch
der leichtvertikayt oder nach dem glust. Zü dem sündet man
1 imbis Z. 5 an dem s. D. 6 ain tres Z. 7 in den t. G. inbis D»
12 Vilich gelept Z. 14 bis das D. 20 vrten ] den gantzen die kloffter
vnd die spertruncke vnd für vnnutz hinhin ferr in die nachte Z.
2 1 das ist tüfenlich gelept Z. 23 wein beltzet D. 30 da* ernte und fehlt D.
El«. Lii, Denkmäler III. 4
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in fraußhayt noch der zeit, so man joch zimlich speis nirapt,
vor der stund, noch der stund, wider das pot gotz und der
kirchen. Es ist auch sünd, so man ißt in der zeit so es ver-
poten ist, und an der stat die da geweicht ist, oder die speis
5 die da verpoten ist haimlich oder offeulich. Als Sanctus Gre-
gorius spricht : fraußhayt ist sünd in fünferlay weis. Ze dem
ersten so man die rechten zeit nit hält, ze dem andern so
man ze vil berayt, das drit so es kostlich ist, das fiert zo vil
geitziklicheu essen, das fünft ze vil fleiß auf die speis legen.
10 Nun merck was schaden von dem spil komen. Der erst ist
enteren der feirentag, wan die haiigen feirtag, die in götlichem
dienst verzert süllend werden, die werdent da mit dem spil
in des tüfels dienst verzert, da mit man got schwärlichen
erzürnet. Das ander ist Verlust der zeit, die man in gotz
15 dienst wol an legen solt, die wirt da durch das spil unnützlich
zersträt und verloren; dar umb der mensch got ain rechnung
tün muß an dem jüngsten tag. Das drit ist versäumen güter
werck und manger lay gnad und tugend, die der mensch ver-
saumpt und sich selb hyndert an vil gnaden, die im sunst
20 besehenen mochten. Das vierd ist müssigü unnützü verlaussnü
wort und das groß mißhandlen gotz das da bey dem spil be-
schicht, durch das got hart erzürnet und geunert wirt. Das
fünft ist pösü gewonhayt und verluscht der güten gewonhayt,
wan ob spil werdent all gut siteu des menschen verkert in
30a2öböß gewonhayt. Das sechßt | ist ergeruüß des nächsten, wan
ob spil wirt nieman pessert. Das sibent Verlust des zeitlichen
gütz und gesunthayt des leibs, wan mit spil verlürt der mensch
leib und sei, und güt und er. Das achtend ist nachvolgung
ewiger verdamuüs, und ander vil schaden die da von körnend.
30 Und also ist würfelspil ain ursach der fraußney, und ist er-
dacht und erfunden umb sölichß, als ich vor han gesprochen.
Dar umb ain ieglich mensch fiüch spil und unmäsikayt, wan
dar umb das Adam und Eva mit fraßhayt habend gesündet,
l doch D. 7 andern mal D. 9 ze vil speis OD. 11 den feir-
tag D. 11 in dem göttlichen il. D. 17 tag fehlt Q. 17 versaumung D.
19 selber D. 19 hyndt O 20 die massigu O. massigen vnnützlichen
verlaussen D. 24 ob dem sp. D. 26 ob dem sp. D. 26 verleuat D.
30 fresserey D. 31 vor an G.
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dar urab wurden sy vertriben auß dem paradis, dar umb ward
auch Sodoma und Gamorra versenkt. Dar umb ward Noe ver-
spotet, dar umb kam Esau umb sein recht erbtayl, dar umb
ward das volk von Israhel in der wüstin in dem land Madian
erschlagen, dar umb ward der küng Baltasser geplagot ob seim 5
tisch, do er sach ain band die schrayb an die wand: mane
thechel phares, das ist so vil : dein reich ist gewegen , gezelt
und getaylt. Dar umb ward der unschuldig Sant Johannes
enthauptet in der ürten Herodis des küngs. Nun nemend
war wie dy arm fraußhayt spilt das pretspil umb die ürten, 10
und die reich mässikayt sieht ir zfi und betracht iren schaden
an sei und an leib. Wann frasshayt hat mer lüt getöt denn
das swert, spricht Avicenna der artzat. Dar umb hayßt frass-
ney wol ain zerer, wan sy zerzert leib und sei, und güt und
er. Aber die reych mässikayt die wil kain ürten verzeren 15
mit der frässikayt, sy wil aber verzeren mit Cristo Maria
kind. Der hat sein ürten gehapt ze dem ersten do er in
dis weit kam : do nam er herberg bey Maria seiner tugent-
reichen müter, und ward von ir getrenkt mit ir junkfräulichen
milich, und doch nit genüg, wan er allen naturlichen gelüsten 20
nie genüg tet. Er prach im selber vil mer ab in der kint-
hayt den Sanctus Nycolaus, der in seiner kinthayt 1 zwen tag 30b
in der wuchen seiner müter prust nit wolt sugen , an der
mitwuchen und an dem freitag; und auch vil mer wen das
kindlin Dominicus, der in der kinthayt nun wolt ligen auf der 25
blossen kalten erd. Die ander ürten unsers herren Jhesu
Cristi was in Symons haus, und da geprast im wassers, als
er selber klagt : du haust mir nit wasser geben meinen füssen.
In der driten ürten geprast im weins, das was auf der hoch-
zeit Sant Johannis, do sprach sein müter: sy habent nit wein. 30
Do macht er auß wasser wein den hochzeitlüten, und ist
geläublichen das er desselben mauls zem ersten wein tranck.
Es ist in der weit gar unerlich, so man in ainer ürten oder
zech unbezalt auß gat; unser her Jhesus Cristus der bezalt
2 versenk G. 5 Balthasar D. 7 dechel pares G. 9 Wirtschaft
Herodis D. 12 und fehlt GD. hayßt es fresserey D. 27 was fehlt G.
31 er wasser zü wein D. 34 der am Rande G. fehlt D.
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sein ürten wol und trank wenig, und Hess doch sechs gelten
vol weins, die schanckt er den hochzeitlüten für sich und sein
müter. Die fiert ürten was in der wiistung, do lüd in der
tewfel und gab im stain vir prot ze essen, und er wolt im
5 selb nit prot machen auß den stainen, der doch von fünf
proten speißt fünf tausend menschen, und des vil übrig ward.
Die fünft ürten was an dem aubendessen, do Cristus mit seinen
jungern auss und trank und in sein frain leib gab ze niessen
und sein plftt ze trinken. Und das was das schlafftrinklin,
10 wan er gieng dar nach schlauffen in den menschlichen tod.
Die sechßt ürten het unser her an dem fron creitz, do trank
er essig und gallen, gemist mit mirrenwein, und an die sechsten
ürten so sieht die reich massikayt und manet die armen spilerin
die fraußhayt, das sy in ir sechs ürten gedenk unsers herren
15 Jhesu Cristi. Aber nach seim tod so hat er noch mer ürten
gehabt mit seinen jüngern uff der erden an dem haylgen
ostertag, da er fürbas nit mer von dem Weinreben trank und
kain flaysch auß. Aber er auß prot, honig und praten fisch,
und die selb speis ward weder in sein leib noch in sein
31a 20 flaysch verwandlet, ! es verschwand aber in seim leib in die
materien, dar uss es denn komen was. Aber nun in dem himel
so hat er die rechten ürten und wirtschafft, da von Johannes
schreibt: sälig ist der mensch der da ißt das prot in dem
reich gotz. Dar ein keif uns Jkesus Cristus Maria kind. Amen.
25 DAS DRIT SPIL IST SCHANTZEN.
Super vestem meam miserunt sortem. Auf meinü kleider
habend sy das los geworfen. Hie ist geschriben wie die
Juden habent gespilt umb die klayder unsers herren Jhesu
Cristi, die doch nach der weit wenig wert warend. Und als
30 der groß mayster Albrecht schreibt, so hat er her klayder
gehabt: das erst ain mautel, der was vornan offen, der belayb
3 wüstin D. 7 aubend essen ] vff den hochwirdigen donstag Z.
8 fronen D. 10 de G. dem D. 14 her G. 17 nit mer fehlt GD. keinen
wein me tranck Z. 21 martern D. 24 Maria — Amen fehlt D. Amen.]
Ein Sprichwort von der vrten trinck tranck vnd gilt tranck oder gang
da die ganli trank Z. 26 meinen kleidern D. 28 f. Jhesu Cristi fehlt D.
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in dein garten ; ain rok an blossem leib, und der belayb gantz
und ward verspilt, ain weiß klayd das im Herodes an leit, und
ain purpur klayd das im an gelegt ward nach der gayßlung.
Nun sprich ich das die arm geitzikayt spilt umb zeitlich güt,
und sieht ir zü und betrachtet die reich miltikayt, und nimpt 5
irs gewinns und verlost war. Nun hörend zü dem spil | drü 31b
ding. Das erst ist: die person sol nit gaystlich sein, weder
priester noch kind das seins vaters prot ißt, noch kain fraw
noch nieman der seins gewaltz nit ist, als wir das haben in
decretis, distinetione xxxi capitulo l questione xiv ca. v 10
non sane et xxxi ca : non debent ; extra de honestate et
vita clericorum : cui officio et cetra. Das ander das das gelt
dar umb man spilt nit sey über ain Schilling, so man umb die
ürten spilt. Codice de censu alieno constitucione greca et in
ff. de aleatoribus qui in convivio postulento et poculento ludunt. 15
Das drit ist außschliessung der geitikait, dar umb allü spil die
da stand auf dem glük ze wagen die sind verpoten. Nun ist
ze wissen, als auf dem würffei sind xxi puneten und äugen,
als manig sind ist auch auf dem würfelspil. Der erst punet
auf dem Würfel ist die erst sünd, das ist geitikayt aller sünd 20
ain wurtz, wan das spil ist genaygt auf gewin, und solt ainer
mit seim vater spilen; und das erst aug hayßt ain eß. Der
ander punet ist ain dus, und das ist die ander sünd, das ist
raub, besunder des der mit im trinkt und ist auf dem selben
tisch. Und der hayßt wol ain rauber, wan möcht er in be- 25
rauben mit spil bis an das hemd, das tät er geren. Der drit
punet hayßt ain tres oder ain drie, und ist wücher, nit allain
ain jar oder ain monat, ja auch auf den selben tag und stund
fier umb fünff leihen. Das viert ist ain quater, und ist manig-
valtig liegen und üppigü wort die der spiler tät. Das fünft 30
ist mainayd, schweren und versweren, er wol nit mer spilen
bey got und bey allen seinen haylgen, bei Sant Anthoni rauch,
und in manger lay weis, und doch so pricht ersch alles, und
wirt mainayd und trülos und erlös, und bloßt ain spiler dem
1 am blossen D. 5 vnbetrachtes GD. 8 in s. v. p. GD. ist
D. 9 XXXV D. 10 clericorumqui G. -que D. et cetra fehlt GD.
19 auch fehlt D. 19 punet fehlt D. punet vnd aug G. 23 tauß D.
26 mit dem »p. D. 27 hayßt — und fehlt GD. 31 wölt D.
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andern den mainen ayd in sein vergiftigs maul. Die sechßt
sünd ist das eilend fluchen got und den haylgen und der zeit,
dem würfel, dem weter, und dem der mit im spilt, dick und
vil on underlauß. Die sibent ist grossü untrü und betrogen-
32a 5 hayt | mit valschen würfeilen, da ainer den andern betrügt
und im die äugen verhebt mit falscher behendikayt. Das
achtend ist neid und hass, Ungunst, ungeleichhayt, und des
geleich vil. Das nünd ist todschleg und gewaltnüss, da ainer den
andern zwingt wie er wil. Das zehend ist diebstal der fraind
10 und der veind. Das aylft ist üppikayt der wort in schimpf und in
ernst. Das zwelft ist fluchen und schelten und übel reden got und
den haylgen. Das treyzehend Verlust der zait und versaumung
güter werk in der zeit die er nit mer vindt. Das fiertzehend
brechung der haiigen veirtag und der hochzeitlichen tag. Das
15 fünftzehend ist ruffung des zorens und manger lay grossü Un-
zucht die ob spil geschehent. Das sechszehend ist ergerung der
menschen die da dem verfluchten spil zü sehend ; da wirt nie-
mant pessert. Das sybentzehend ist unglaub und ketzrey,
wan die spiler gelaubent, es sey ain stat, ain haus, ain würfel,
20 ain zeit klückhaffter den die ander. Solicher tayrhayt und
unglaub ist vil under den spileren. Das achtzehend ist kain
widerkerung des unrechten gütz das da abgerissen und ge-
wunen wirt, das doch gar schwär ist ; wann die sünd wirt nit
vergeben, es wert den wider kert das unrecht gewunen wirt.
25 Das nünzehend ist ain verschmächung der pot der haylgen
cristenhayt und der rechten die das verpoten hand. Das
zwaintzgost ist apgöterey, wan der würfel ist der spiler got,
dem dienent sy frü und spot, tag und nacht, und liebend in:
lieber würffei, truter würffei. Und wenn er nit feit nach
30 irem willen, so flächend sy irem got und werffent in zem
fenster aus. Und wissend das die spiler mer würffei ver-
werffend und irem abgot mer gebent, denn Sant Martin gab
durch gotz willen ; wan er gab nun ain halben mantel, aber
1 meyneyd D. mauls G. 4 sibent sünd D. 6 mit vi) andern
behondikeit Z. 8 gewalt D. 12 treyzehend ist D. 14 fünfizehen G.
20 torheit D. 24 unrecht gut D. gewunen wirt fehlt D. 27 ap-
götery G. 28 fro G. 28 und sprechen 1. w. D. 29 trurter G. trewer
D. 29 würffei. J die taffei ist der alter vnd vnd sy vnder werffent
sich dem toutenbein Z
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der spiler geit oft ain gantzen mantel, rock, girtel, wamiß und
hossen, und was er hat, und oft mer wan er hat, das geit er
alles seinem abgot dem würfFel und seim herren dem teufel. 32b
Die ain und zwaintzgost sünd ist ain sünd in dem haiigen
gayst, wan in ist laid das sy nit lenger türrcnd spilen, wie 5
lang sy es treybent, so werdent sy nit mied und unwillig in
irs abgotz dienst, und sündent vil mer leit mit in den die
spiler mit in selber: die mit in gemein habend, die zu sehend,
die würffelleger, die würfclmacher , die das haltend in iren
hüssern und Hecht und wein und prot und essen und trinken 10
in gebent, und ze gewin von in nemend, die dar zu verginnent,
frawen, kinden und ehalten. Und in welcher lay sach das
geschieht, die sind all in den swären sünden als die spiler
selbert. Auch besunder die es nit verbieten und des doch
gewalt habent. Auch ist ze wissen das unser her got hat 15
geben xxi büchstaben , also sind auf dem würfel xxi äugen
und puneten, davon ietzt gesagt ist, da mit sy kennend und
Volbringen den willen irs gotz des würffels. Und also ver-
dampnot sich der spiler selber mit seinen aygen henden, den
got mit seinen henden an dem haylgen erütz erlößt hat. Als 20
ich nun erzelt han das auf dem würffei sind xxi äugen und
puneten , die xxi groß sünd bedütend , droy malen sübent,
der sind siben wider got, siben wider den nächsten, siben
wider sich selber. Das erst das wider got ist das ist ketzer-
licher glaub, das ander zaubrey und kranker glaub, das drit 25
abgöterey, das fiert got flüchen und den haiigen, das fünft
ain irung der feirentag, das sechßt sweren und versweren,
das sibent ist undanckparkayt. Das ander sibene sind wider
den nächsten: das erst ist raub, das ander untrü, das drit
geitikayt, das fiert diebstal, das fünft wücher, das sechßt krieg 30
und mishelung, das sibent ist liegen und triegen. Die
driten sibene sind wider den spiler selber: das erst ist neid
und has, das ander zoren, das drit verschmähen der kirchen,
das fiert sind die nün fremden sünd, das fünft ergerung des
nächsten, das sechßt kain wider | kerung des bössen gütz, das 35 33*
4 XXI OD. 4 in den h. g. OD. 6 sy es D. 9 würffelmeister
Z. 10 wein prot D. 11 zü ziechend Z. 21 und puneten fehlt D.
28 Die andern siben D. 34 der n. f. s. vil O. 35 funfft ist D.
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sibent versäumen vil gnaden und gütz. Es ist ain fraug
wem man das spilgüt wider keren sol. So sprich ich: den
armen lüten, doch so sol man es wider keren dem der es ver-
loren hat in dreyer lay weis. Zum ersten ob ainer den andern
5 zücht zum spil der nit wolt spilen, verlürt er , dem sol man
es wider keren, und der mit gewalt dar zu zogen wirt. Zü dem
andern mal so man gewinfc mit falschayt, so sol man es auch
wider keren dem der es verloren hat. Die dritt weys, ob
ainer verloren hat der seins gütz nit gewaltig ist, und der
10 sind sibner lay menschen : die ersten sind kind , das ander
toren und narren, das dritt sind knecht leybs und gütz, das
fierd die da begriffen sind mit dem ewigen siechtagen, als die
blinden, die fünfften gaystlich leut, als münich und nunnen,
das sechst sind die priester die da verspilen der kirchen
15 güt und pfründgüt, das sibend seind eweyb die irs mannes güt
verspilen, den sol man es wider geben, wann sie mügen mit
recht nichtz verspilen. Aber ist ain frag, gewint ainer zehen
gülden, und kumpt gen marckt und legt die an und gewint
mit den zehen hundert, ob er die hundert all sol wider keren
20 dar umb das das hauptgät unrecht gät ist. Ich sprich mit
Sant Thomas : er ist schuldig die zehen wider keren und nit
die hundert, wann sie nit sind mit unrecht gewunnen, aber
mit glück und kauffmanschaft ; doch so sol er dem keren
den schaden umb den mangel der zehen gülden, und sol den
25 armen dester mer almüsen geben. Nun habt ir gehört wie geyti-
keit spilt, und sie so arm ist das ir als vil gebrist als sy hat, und
sy nit hat. Aber die reich miltikayt will sich keren zü unserm
herren, und will mit dem spilen ain spil das hayiit lüstlins, und
das ist ain gar hitzigs reyßeuds spil, dar mit man vergißt trin-
30 ckens und essens und schlauffens die nacht und den tag,
und ist gar ain kurtzweiligs spil, und dar umb sol man
mercken was zü dem spil gehört. Das erst das der spiler vor
4 dem a. G. 6 und fehlt D. 6 Zu dem , von hier bim 60, 29
die andere Hund G. 13 blinden vnd lamen Z. 15 der pfrtind gut
G. 22 rit vnrechtiglich g. G. 23 vnd mit kouffmanschatz G. do
so D. 24 schaden den er haut gehept in mangel Z. 25 Nun hund ir
nun G. 27 vnd als vil als sie nit hatt G. 28 herfl Jhesu Cristo G.
30 reichsends D. 30 f. essends vud tr. G. 31 den tag vnd d. u. G.
32 f. sol fiel geltz vor im h. 1. G.
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57 —
im vil gütz und geltz sol haben ligen, j das ander das man 33b
gcren da gilt und bezalt, das drit das man da nit topt und
schilt und flucht, das fierd das man geren beyt oder borgt,
das fünfft das mau niemant betreugt noch veruntreut, das
sechst das man vil vortayls gibt und den vorwurff vor auß, 5
das sibend so man geren halt was dar ein geschlagen wirt. Also
sollen wir gaystlichen spilen mit dem kindlin Jhosus, und das
ist uns yetz zü den weihenächten erlaupt: das hat zü mal
vil geltz vor im und groß reichtum und schätz im hymel und
auff erden. Er hat in gwalt sein väterlich und müterlich erb, 10
als er gesprochen hat : mir ist geben aller gewalt im hymel und
auff erden ; mit dem süllen wir spilen, wann er will auch in die
schantz schlagen sein müterlich erb, das ist leyden, kummer,
marter, armüt und hünger, als er sprach zü seiner mütter an
dem creutz : sich au dein kind , als er sprach : was hastu 15
geboren? Dar nach so will er wagen sein väterlich erb, das
ist das himelreich, wann Sant Paulus spricht : durch vil trüb-
sal müssen wir ein gan in das himelreich. Also süllen wir mit
dem milten kindlein Jhesu Cristo spilen mit leiden und trüb-
sal, dar mit wir im ab gewinnen seins vater reich und das güt 20
das kain end hat. Zü dem andern mal sollen wir mit im spilen,
wann er gilt zümal geren was er schuldig bleibt und gand uns des
gewinß wol ; so zürnet er mit uns auch nit, so stelt er sich auch
nit untultig gen uns, er will uns auch lang borgen und vil jar
beyten, er wil auch niemant betrügen noch unrecht tün. So geyt 25
er uns auch das groß vortayl auff dem bret, ob dem tisch, auff der
Scheiben, an der stat und an der zeit, da mit man den vortayl süchen
sol zü gewin, das will er uns alles stat thüu und Verheugen, das
wir im wol mügent ab gewinnen sein reichtum mit dreyen würf-
fein; das seind drey krefft der sei, | die süllen wir werfen auf 3034a
sein schantz der bessrung, ob der tisch der zeit auf genomen
werd. Er gibt uns auch dar zü das liecht des haylgen
glaubens und essen und trincken das haylig sacrament seins
fron leichnams. Er will uns auch übersehen unser torhait und
3 sohilt oder fl. G. 3 beytet vud b. G. bargt D. 4 fünfft man D.
7 mit Jhosus dem iungen apilkindlin Z. 12 lustlin spilen G. 14 und
fehlt Ü. 15 als ob D. 18 f. wir gan zü dem milten Jh. Cr. spilen D.
22 dar vmb wan G. 23 er auch mit vns G. 29 wol fehlt G.
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kranckhait, ob wir nit wol spilen künden, und will uns halten
was wir im in sein schantz schlagen. Nun sind etlich leut
die nit gar wol geschickt sind zü dem spil. Die ersten die
allzeit auff borg wollen spilen und auff schlahen. Nun kam nie
5 kain aufschlag, es käm dar nach ain abschlag. Sag an, wie lang
wiltu vertziehen? wenn wiltu nun den herren bezalen und
im gelten? du wilt zo aller zeyt spilen auff die faust. So
seind die andern die habent sich verspilt mit der weit und
mit dem teufel, der hat sie beraubt und enplöst und ver-
10 wundet bis auf den tod, als da geschach dem Samaritan auf
dem weg zwischen Jherusalem und Jericho. So sind die dritten
untultig und zornig, mit den spilt Jhesus nit geren, wann er
ort die flüch nit geren. So seind die fierdeu zu forchtsam
und verzagt, und thürend die schantz nit her für werffen der
15 besscrung und der guten fürsätz, und wollen sie zu lang han
und inn halten, ob sy es her wider würffen. Aber wirff es
frischlich her auß und rittel es nit lang: so feit dein schantz
dester ee, wann wer verzaglich spilt, der gewinnt nit. So
sind die fünfften die wollen nit gern bezalen und schlahent
20 vil auff; das seind die die got und den haiigen vil lobent und
kains halten, und liegent in selber und triegent sich selber;
und die mügen auff dem spil auch nichs gewinnen, wann man
trauwet in nit. So seind die sechsten die verspilent anderschwa
des herren güt, das er in mit trauwen gelihen hat; das seind
25 die die zeit und weil unnützlichen vertreibent on gotz dienst.
Die sibenden verlierent bald was sy gewunnen habend, die
34 b da nit beleybent auff ainem güten fürsatz, | wann was sy
vor gewunnen habend mit rechtem fürsatz, das verlieren
sy bald. So sind die achteten etlich die falsch wirffei
30 tragen. Die wirffei sind krefft der sei, das ist Vernunft,
will und gedechtnüß, die seind also erblent und erblichen
das niemant kain schantz dar auff werffen kan der bess-
5 kain und ain fehlt O. 5 abschlagt G. 18 vertzagtlich G.
20 vil in die schancze Z. vnd das aeind D. 22 auch fehlt D.
nit D. 23 nichs D. 25 yertzerendt G. 26 die — 27 guten fehlt,
dafür nur mit rechtem G. 29 tragent falsch wurffol G. 30 die
Vernunft D. wil vngedechtnuß G. 31 verblichen vnd verblendet Z.
31 verplichen G.
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■
rung. Aber Jhesus wirft drey ander wirffei dar, da mit
du wol gewinnen magst, und die sind gerecht, das sind drey
götlich tugent, der gelaub, die hoffnung, die lieb. Glaub er-
leucht die Vernunft, lieb den willen, hoffnung die gedechtnüß.
Es sind auch etlich , so sy gewinnen , das mügen sy nit ver- 5
halten und verschweigen, und breiten das auß bis das es in
verstolen wirt, und tönd recht als ain henn: wenn die ain
ay legt, so hat sy ain groß geschrey, biß ir das ay geno-
men wirt, das sind die geuder und die rümer ir guten
werck. Nun spilend fast mit dem milten kind Jhesu, das da 10
so vil gutz hat, und so gietig und so gerecht ist auff dem
spil, und gen uns kains vortails begert. Und gand recht mit
im umb, so gewinnt ir im ab alles das euch nott ist hie
und dort, und dar zfi seins vatters reich. Und gebent mir
auch des gewinns, als ir wol wissend das man den umbsässen 15
und züsehern gern gewin gibt. Das bedeut besserung irs lebens
mit guten ebenbilden gen dem nebenmenschen, als unser herr
gesprochen hat : cuwer Hecht sol also leuchten vor den menschen,
das sy euwer gütte werck also sehen und da von gebessert
werden, das der vater im himel da von gelobt werd. Es sind 20
aber etlich menschen die gern mit Jhesu spilten und im ab
gewännen , sy wollen aber nit halten was er in ein schlecht
inn ir schantz, das ist sie hetten gern vil gütheit von im, sie
wollen aber nit leiden armüt , kranckheit , widerwertig-
keit und Versuchung , recht als die katz die gern fisch aß, 25
sye will aber nit in das wasser. Wir lesen von Sant Bcrn-
harts, der rayt ainest auff ainem schönen pferd, | und im gegnet 35a
ain nackender bfib ain spiler, der sprach wider sich selber:
nun wölt got das ich dem münch das pfert het mit spilen
2 das ist G. 5 f. behalten G. 6 breyten es auff G. 8 biß das
ir G 9 wirt ] Es sind ouch etlich vff dem spile was sy gewinnend
das verbergen* sy halbo gewinne vnd houpt gut [ nun so Z. 9 riemer
G. Römer D. 11 so recht G. 12 spil gen vnß vnd k v. b. G.
13 notorfftig ist G. 15 das ir wol wissend da wir D. wissend das
sessen vnd zu soher gern zu gewin gilt G. gewinne geben (sonst ab'
weichend) Z. neben dem D. ebenmenschen G. 18 vor dem m. D.
19 denen (statt da von) G. 24 a. vnd k. vnd w. D. 28 ein bub ein
nackender spiler G.
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ab gewunnen, und das erhört Sant Bernhart und sprach zü
dem hüben: was wiltu mir dar an setzen? so will ich mit
dir dar umb spilen. Der büb sprach: ich han nichs anders
denn mein sei, wöllent ir, so will ich mein sei dar an setzen.
5 Sant Bernhart was fro und sprach : ja gern , wo nemen
wir würffel genüg? Der büb sprach: das spil sol nit zer-
gan von wirffei wegen, ich han wirffei genüg, und warff
auff drei scharpf wirffei Sant Bernhart gab dem büben
den vorwurff , der büb warf dar xvm äugen , das was das
10 mayst, und wischt auf und was fro und wolt das pfert
bey dem zam nemen. Sant Bernhart sprach: beyt, du
hast das pfert noch nit gewunnen, ob ich mer würff denn
du, und warff dar xix äugen, ains augs mer denn der
büb, und gewan des büben sei mit dem wurf. Der büb
15 schray und kniet nider für in und bat umb gnad , das er
in näm in sein orden. Also fürt er in mit im haim in
das closter und machet auß im ainen münch, und ward ain
hailiger mensch. Nun nempt war, wie wol het er gespilt,
das er dem teufel ain sei ab gewunnen het die er got zü
20 bracht hat. Man list mer von Sant Bernharts münch ainem
wie das was, er wolt nit lenger in dem closter bleiben, und
nam urlob von im. Sant Bernhart bat in fast das er blib. Er
sprach: und stund alle weit dar an, so wolt er doch nit bleiben.
Sant Bernhart sprach: sag an, wie wiltu dich in der weit
25 began ? Er sprach : ich kan wol spilen, da mit^ will ich mir
gnüg gewinnen. Sant Bernhart sprach : lieber, laß mich dein
gesel sein, ich will ain pfunt pfennig zü dir legen, und glob
mir das du wider zü mir wollest kummen und den gewin mit
mir tailen. Der minch verhieß im das, und lief von im in
30 die weit, und was fro das er ain pfund pfennig het, und bald
kert er sich zü dem spil. und im geriet die kuust nit wol,
4 wunn m. 8. G. dar an setzen an euch G. 6 würffel gung G.
8 wirffei j vnd spilten der meisten ougen Gl). 9 den wurff G. 13 dar
fehlt G. 14 me w. wen G. 18 mensch auß im G. 19 ab genomen G.
20 hat fehlt G. von sant bernnhartenn wie das ein münch was der
wolte Z. 21 bleiben, er nam G. 23 und fehlt G. alle die weit G.
er wölt doch G. 24 was wilt du G. 25 f. sol ich gewinnen das vnser
vier gnüg hettend Z. 28 kummen wollest G. 29 spilmünch Z. 29 im
hier endet die andre Hand G.
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wan er verlor alles das er het, und dar zü sein klayder. Also
gedacht er in seim layd | das er geren in das kloster wölt 35b
komen, und het doch geren etwas mit im pracht, do het er
nichtz. Also verlief sich die zeit das das jar schier auß was.
Er gedacht wes er gelobt het, das er in jars frist solt wider umb 5
zü im komen, und also kert er zu dem kloster und klopft
an. Der portner sprach, was er wölt. Er sprach : gang mir
nach Sant Bernhart, und sprich das er da her kom zü aim
dem er ain pfunt pfenning geben hab, es ist schier ain jar.
Do das Sant Bernhart hört, do kom er bald geloffen, und 10
hüb auff den geren und sprach : bis wilkom , lieber gesell
mein, zel bald her! wa ist dein gewin? unt tayl mit mir das
du gewonen hast mit deiner kunst. Der arm spiler sprach:
gnadiger herr, ich pring weder gewin noch hauptgüt, ich hau
es alles verlorn, empfach mich wider in dein orden, ich wil if>
wasser und prot all mein tag essen. Sant Bernhart was fro
und sprach geren: es ist noch pesser ich empfach dich, denn
das ich dich und das pfunt pfenning verlür. Und also enpfieng
er in wider in den orden, und dar auß w T ard er ain haiiger
mensch. Also gewan Sant Bernhard die sei wider. 20
VOM KARTENSPIL.
| Balaam dedit consilium, ut ülias Moabitarum, quarum 36a
specie illudi possent filii Israhel, cum ornamentis ponerent
ad tentoria Israhel. Numeri xxv. capitulo Balaam gab
ain rat das man satzte an den weg die tochtern und junk- 25
frawen wol geziert, der gestalt möcht wol betriegen die kind
von Israhel und sy bringen zu an beten die abgöter, dar umb
got erzürnet ward, und hieß vil der selben tötten, und hieß
fünf fürsten gen der sunen aufgang henken. Bey dem ist uns
ze merken das kartenspil, dar mit spilt die arm und unweis 30
unküschayt, und ir sieht zü und betrachtet die lauter raini-
kayt und küschhayt. Nun ist das spil vol untrü, und als ich
3 etwea G. 5 was er g. D. 5 umb fehlt D. 9 pfunt dfl G. 11
sein gern auffD. 18 Und fehlt D. 19 ward ainD. 21 Von dem k. D.
nota enedicta , das vierd spil ist karten Z. 22 concilium G. 27 die
abgötteroy D. 32 wol untrü G.
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gelegen han, so ist es komen in tüsche land des ersten do
man zalt von Cristus geburt tusend drühundert jar, und das
spil bedüt die untrü der betrogen lieb und unküschhayt, die
uns der veind von der hell für setzt an den weg, die schonen
6 frawenbild wol gezierd von dem haupt bis auf die fieß. Es
ist gewonlich das ieglichs von seim geleich verkert wirt, ain
edelman von ainer edlen frawen, ain purger von ainer pur-
gerin, ain paur von ainer päurin, ain büb von ainer bübin.
Das bedütet die gemalten karten mit den bilden. Es ist
10 alles papeirin: das papeir in den stürtzen, in den schlayren,
die glokschnür in dem har, die hütlach und die lumpen die
sy ein pinden, und sich ferbent und auff mützend. Ich han ge-
zelt das zwü und fünftzig karten sind auf dem kartenspil,
das bedüt zwü und fünftzig wuchen in dem jar, dar in man
15 die sünd volbringt. Nun ist ze wissen das in der figur Ba-
laam uns wirt bezaychnet der böß gayst, der da rät, wie das
volk gotz dar zü kom das es prech das pot gotz, und das sich
got von im kert (wan all die weil und got bey in ist, so mag
in nicht/ geschaden, und mag auch niemant wider sy tün),
20 und ratet das man die schönen frawenbild wol geziert mit
klainaten setz an den weg, das die kinder von Israhel mit
36b in unküsch tribent | und mit in verpoten speis essen, und das
sy durch sy gezogen werden das sy iren got Beelphagor an
petent. Also ward ir got erzürnot, das er sy schlüg mit ainer
25 blag, das die schuldigen all erschlagen wurden. Nun sind
fier ursach an frawenbild die da raysend zü der unküsch.
Das erst ist schönhayt der weiplichen pild, die pracht küng
David dar zü das er ain ebrecher ward mit dem weib Ber-
sabe, do er sy sach obnen von seim sal sich waschen. Da
30 von spricht Salomon : es ist ain betrognü gnad ain schöns
weib. Es sprach ain meisten ach heten wir ains luchsen
äugen, so wir hübsch frawen an sehen; das maint er also,
das wir sy durchsehen möchten wie sy innan ain gestalt heten,
1 tuschzg? G. teutsch D. 8 bübin. ] ein münch von einer nun-
nenZ. 9 gemalten pild GD. 10 paperin G. 11 hudeln Z. 12vffmiczen
forwent vnd spieglent als ein diep vf einem jarmerk Z. 13 karten am Rand
G. fehlt D. 15 baalam G. 19 geschehen D. 21 setz fehlt GD. 22 mit in
aus im G. im D. 23 f. an petet GD. 27 brachten D. 29 er sich
sach G. 29 sich fehlt D.
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— 63 —
under der helen haut recht als ain geschunden kautz, die da
hat ain waich glat haut und ain raych flaysch dar under. Es
spricht Ovidius : gelaubent mir das die nieder und die wisen
nit alweg gronend und pluend. Die weib die in der jugend
schone antlüt hand, die hand in dem alter gerüchtü und ge- 5
rümpfen antlüt. Das ander das da rayßt zü unküsch an den
weiben das ist zierd die man tüt auf die hübschayt, und die
zücht vast zü unküsch, als ich her nach wirt sagen. Als David
spricht : ir dochtern sind geziert als gleichhayt des tempels.
Vor zeiten zü den hochzeiten da ziert man den tempel, die 10
kirchen und die altar, aber nun so zierend die gaffelstirnen
den tempel irs leibs mit den kalbskrössen auf dem haupt.
Das dryt ist reichtum, das pietend sy her für, silber und gold,
edel gestain an henden, an füssen, an haupt, an klaydern.
Sy komen her als die kaufffrawen, sy tragend fayl ir güt; 15
was? iren reichtum? nein, ain kospar sei, die mit dem kos-
parn plüt Jhesu Cristi kauft ist, die verkaufent sy mit dem
schnöden güt. Das vierd ist bekomlichhayt der stat; wan die
haydnischen junkfrawen sassen an dem weg neben den zelten
und heten manger lay schimpf und spil. Nun wissend | fürwar 20 37«
das haimlichayt pringt müglichhayt. Der b6ß gayst lebt noch,
er fiert den menschen ze dem ersten an ainem seiden faden,
dar nach so wirt dar auß ain starcks sayl. Also erhebt sich
die lieb gar hübschlichen und glimpflichen, sy endet sich aber
gar ungelimpflichen, und das sind die karten gemalt. Nun 25
sind auf dem kartenspil fier küng mit iren wauppen, und hat
ieglicher under im xm karten, das macht an ainer sum m,
und hat ieglichü das zaychen irs küngs. Etlich kartenspil
hat dar zü fier küngin und fier junkfrawen, etlich haben den
ackerman, den edelman, den wüchrer, den pfaffen, dio toypel. 30
den riffian, den wirt; und gewint ie ains dem andern ab:
dem edelman der wüchrer, dem wüchrer der pfaff, dem pfaffen
das täppelweib, dem täppelweib der riffian, dem riffian der
wirt, dem wirt der 'weinman , dem weinman wider umb der
1 der kelen hat D. 2 ff lat har D. rauch D. ruch Z. 3 matten Z.
6 das da — 7 woiben fehlt Z. 8würts. D. 11 gaffel stieren D. 14 haupt
vnd mit den fürdeln Z. 15 kouffrowen ] die farendenn töchtern Z.
28 ieglichfl G. 30 töppel Z. das toppelweib D.
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- 04 -
pauman der den wein pauwen sol, der nimpt das gelt wider
von dem wirt. Nun hat das kartenspil der unküsch fier küng
gemainclich, das sind die fier ursach der unlauterkayt. Die
erst ist der küng von den rossen, das ist die unlauterkayt
5 die da kumpt von hübschhayt des leibs, und die geleichet
sich dem rossen, der sein hübsohhayt bald verlürt, und die
pleder bald da von valend und dorent. Wa sind nun die
schonen bittenden rossen ? Der küng mit seinem wauppen hat
uuder im dreyzehen karten, das sind dreyzehen sünd, die da
10 entspringend von den andern dreyen. Der ander küng ist
von der krön, und das bedüt die unküschhayt die da kumpt
vtm zierd der hübschhayt, die da zü gelegt wird . und under
der so sind auch xm sünd. Der drit küng ist der küng
von dem pfenning, und bedüt das drit das da pringt unküsch-
15 hayt, das ist reichtum, und dar under sind auch die xm
sünd da mit man sündet. Der fiert küng ist der küng von
den ringen, und bedüt die fierden sach der unküsch, das ist
haimlichayt der stat, oder der küng von dem tingerlin , das
trägt nieman denn der | in besunderhayt und in haimlichhayt
20 verbunden ist, und dar under sind auch xm sünd. Item von
dem ersten küng der rosen, das ist hübschhayt von naturen,
und die selb machet den küng David vellig mit fraw Beraabe
Salomons müter. So sind die sünd in leiblicher schönhayt:
die erst ist hoffart, die ander neid und hass in andern lüten,
25 die des verdrüßt das ieman anders hibscher ist, die drit ist
zoren und undultikayt, als mit krankhayt und siechtagen die
hübschhayt ab gat, die vierd so die hübschhayt verkauft wirt
und hinderredet wirt, die fünft ist geitzikayt, so man der
hübschhayt geniessen wil, die sechßt ist fraßhayt, da der mensch
30 wol ißt und trinkt das er lang hübsch beleih, das aibend ist
unlauterkayt gemainclich und törlichü lieb, das achtend ist
undankparkayt gen got, das nünt ist der lüt ergrung und be-
korung, das zehend ist traugkayt, wenn der mensch geflisseu
ist auf des leibs schönhayt und versaumpt die schönhayt der
4 rosen immer D. 6 der r. die ir D. 7 abrisend Z. doret
G. 12 hübhayt G. hibsche immer D. 14 pfeinig G. 15 die vordren
xm Z. 17 von dem vingerlin Z. 17 ist der heimlicheit D. 19 triegt
G. 29 so der m. Ü.
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- 65 -
sei, das aylft ist verschmächt der die ungeleich sind in der
hübschayt, das zwelft ist unbenüglichayt, das dreyzehend ist das
sy jedcrman wolten wol gevallen, dio doch nit mit jederman
wolten verfallen. Und das ist war das die aller süberlichesten
frawen band die unsüberlichsten, unlauterlicbsten gedenck. Nun 5
lessen wir von vil schonen frawen. das die ain hat ir schön äugen
aus geprochen und hat sy irem liebhaber gesendet, die ander
hat begert das sy aussetzig würd, die drit das ir ain langer
bart wuchß, das kain man ir begert. Der ander küng hayßt
der küng von der krön, und bedüt die zierd. Also vielen 10
die zwen alten richter an Susannan, do sy sich salbet und
wusch, und verfiel Judas der patriarch an Thamar, do sy sich
geziert het. Die erst sünd der frawen ist: sy verkerend die
Ordnung gotes. Der her wil das in diser zeit die seien ge-
ziert werdent, und nach dem jüngsten tag die leichnam denn 15
erst geziert werden mit den gaben der sälikayt. Ho ver-
kerend sy die Ordnung gotz und zierend den leib und lassend
die sei ungeziert | mit gnaden und mit tilgenden. Es hat 38a
auch got den kostlichen gayst verborgen in dem schwachen
sak. Die ander sünd ist hoffart, die drit ist geitikayt, die wollend 20
die zierd han, und solten die man ymmer dar umb stellen,
wüchren und rauben. Die fiert : der man ist der frawen ge-
geben und sy im, das sy ainander süllend helfen, das sy baydo
behalten werdent. Aber nun in diser zeit so hilft ains dem
andern das sy bayden verloren werdend , und ist nun die 25
haylig e worden als ain thorenpürdin, da ain toren in dem
andern hanget, bis das sy mit ainander verprinnend in dem
feur, und als die lüt hangend an ainander in dem schiff, bis
das sy ertrinkent. Die fraw solt dem man weren unrecht
tün, und der man der frawen. Die fiert sünd ist ergernüß 30
der lüt, das man sich gar kostlich ziert. Die fünft sünd ist
nochvolgung boßer gewonhayt. Wer gesach ie das die kellerin
kostlicher gieng denn die fraw ? Und in welchem land ist es
9 ir kein man D. 11 alten zwen D. 13 het geeziort D. ver-
kert GD. 15 werdent] mit den (+ gauben roth durchstrichen G) vml
GD, in G denn braun durchstrichen. 16 gaben disor der seien GD.
20 sack ] des fleisches in dem eschsack Z. 25 bayd D. baydn für
baydu? G. 31 man kostlich sich ZD. sänii fehlt D.
EU. LH. Denkmäler III. 5
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— 66 —
gewonlich das die frawen dienent der kellerin? Es ist wol
gewonhayt an der faßnacht das sich die kellerill klaydet mit
der frawen kleyder, das werot aber nit lang; aber das ist
über jar gewonhayt das man den leib klaydet, das ist die
5 kellerin, und lautt die frawen, das ist die sei, unbeklaydet. Es
spricht Salonion: das ertrich wirt bewegt durch drü ding,
und das vierd mag es nit geleiden: so der knecht reiehsnen
will über sein herren. Die sechßt sünd ist ursach zü der be-
korung in andern lüten, wan die frawen sind ain fürin und
10 ain schneydend uud hauwend swert des veinds. Nun sprechen
sy: wir tragen dise ding nit in bößer mainung. Ich glaub
es wol, das swert hat auch kain bös mainung, wer aber das
swert fiert in der hand, das ist der tüfel, der hat ain bös
mainung, und der on bos mainung getöt wirt der ist als wol
15 tod als ob er mit mainung ertöd würd. Die recht sagend:
wer ursach zü dem schaden gibt der hat auch den schaden
getan. Ain weib ist ain ertzney irs mans, und ursach zü dem
38b tod gen ! ahn fremden man. In her Moyses püch stat ge-
schriben: wer ain grüb macht und ain graben, velt yeman
'20 dar ein, er sol es Wessen. Die sybent sünd ist so sy sich des
zierens und der klayder überhebent und sich dester besser
tunkend. Es ist der ain tor der ain pferd schätzt nach dem
satel und noch dem zaum. Wer ist aber der der sich fröwet
der steltzen und des hiltzin bains, so er nit mer denn ain
25 bain hat? und wer fröwet sich des zaychens das die wund
hat hinder ir gelaussen? und wer fröwet sich des pflasters
das im über den presten gelegt ist? Also sind uns die klayder
geben zü ahn verdecken unsers prestens der sünden, wan vor
den sünden bedorft der mensch kains klayds, in benügt wol
30 an seiner naturlichen hübschhayt. Also die sunnen beniegt
wol an dem klayd des liechtz, so ir natur ist beklaydet, und
das selb die schönen roseu und blümen; und doch Salomon
in aller seiner glori nit als schön geziert was als der plüm
auf dem veld. Die achtenden sünd das sy mer kostens dar auf
9 schnoydßs G. 10 vigendes Z. neids OD. 18 das ist fehlt GD.
14 und — mainung fehlt D. 15 golöt D. 17 ertzney vnd ursach irs
mans zu dem tod gen GD. 19 grab macht D. 24 hiltzins G. 29 be-
darff D. 32 rosen blumen D. 34 kostes Z.
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— 67 -
legend wie sy ander lüten die äugen speisen, denn auff iren
aygen leib, dar umb so sind die äugen das kosparliehst das
der mensch hat. Die nünd sünd : sy wollend all ding hübscher
und schöner haben denn sy selber sind. Dar umb so lesen wir
von ainem mayster der späwt dem küng in sein barfc. Die 5
zehend sünd ist das die klayder sind überflissig, ze groß
und ze lang, und klaydent da mit die erd, und samnend
mit dem schwantz die fluch von der erden, und bestabent
die haylgen in der kirchen. Got wolt das ir antlüt als ge-
rumpfen wer als irü klayder gevalten und gerumpfen sind. 10
Man lißt das ain tüfel ainest lachet, der wart gefraugt, wes
er lachte, do sprach er : ich sach mein gesellen reiten hinden
auf dem rokswantz durch die kirchen. Die natur hat den
frawen kain schwantz geben, sy machend in aber ain swantz
auß tüch, der in hinden nach gang. Die aylft sünd ist das 15
die klayder werdend mit | unrechtem gütgewunnen, das den 3<Ja
armen zügehört den es abgenomen ist. Die zwelft sünd ist:
sy sind kauffrawen worden, und tragend die zaychen des
kaufs. Der wirt der stekt hinden und vor auf sein zaychen,
das man sech das er wein vayl hab. Also band sy sich ge- 20
zaychnet hinden und vornan mit den vier antlüten von dem
haupt biß auf die fuß. Sy lcgeut ir fuß in ain ring in die
engen schüch, sy legend iren leib in ainen engen notstal des
paumwollen rocks gepfrengt und geprissen, und der es in ze
püß satzti, sy tiitend es nit. Die dreyzehend sünd ist fremdi- 25
kayt der klayder und manigvaltikayt der klayder, die sy den
würmen gebent ze essen, das sy Cristo solten geben in armen
menschen. Nemend war wie die man, vor auß die jungen,
ietzund tragend käplach mit läppen und werften die läppen
auf dem köpf, und mit iren engen recken und mit irem har ; 30
sy wissend nit wie sy das gewand an süllend schneiden das
1 andern D. 3 ding fehlt OD. 5 spawt G. spcyt D. 6X0.
7 groß oder D. 10 gerumpffon vnd gevalten D. 12 ich sieh 1).
13 roekschwantz hinden D. 15 XI 0. das sy klayder Ö. 17 Xll 0.
19 hinder 0. und fehlt Z. das zeichen sins reifte« Z. 22 in dio
ringe Z. 24 bounwillcn D. 25 trftgent es D. XIII Gl). 27 in den a.
m. Z. 28 war ] der mannen wie sy dio fülezinen hfitlin tragend ge-
bunden mit den gurtelin vnd dio schliche hinden vff geprisen vnd die
röcklin hinnan vff geron vff den nacken Z.
5*
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wol berayt sey zü der hoffart, und mit sohneblen an den
schüchen und holtzscliüchen, und gan ainher schnateren, man
dorft kain schnatertafel an dem karfreitag, wen man sy bet
an dem weg. Nemend war wie die junkfrawen fech und
5 seydin tragend, und wie sy die hoffart hand gemert in die
pater n oster, in das gaystlich, in die langen korcllen. Sag an,
wayst du was das mitel ist in dem pater noster? Ja ich wil
dirsch sagen, es ist die seydin schnür die inmiten dar durch
gat. Die man tragend pater noster als ob es seyen gayslen, die
10 frawen nemend totenhar und bindent es ein und tragend es
mit in ze bet, und ir ainü getorst nit ains toten herad an
legen. Es ist alles unrecht, es ist alles kartenspil und be
trüknüss der weit und des tüfels. Der drit küng von den
Pfenningen bedüt reichtum, da mit man zü pringt die unküsch.
15 Da mit so gibt man der frawen, man geit der kellerin, man
schenkt der kuplerin, und also bezalt man die ürten, und
39b also wirt die minn kauft und die frawen, | sy bezalend es
aber wol von irs emans güt. Der fiert küng ist von dem
fingerlin, das bedüt haimlichhayt. Wir lessen das Sant Bern-
20 hartz svvester gar wol geziert kam zü dem kloster, und wolt
iren prüder sehen. Und er wolt nit zü ir, und sprach, sy
war ain netz des tüfels. Also wainet sy uud sprach: ver-
schmacht mein prüder mich ain sünderin, so empfach mich
doch ain rüerin; und legt all ir hübsch zierd von ir; und ward
25 dar nach ain haylge klosterfraw. Von der haimlichhayt lessen
wir, das Joseph der küngin von Egyptenland so haimlich was
das er von iren wegen umb Unschuld gefangen ward. Es
ist ain kertzlin an ain er wand, und ob es die wand nit prennt,
so machet es sy doch raumig und schwartz. Also haim-
30 üchayt belaydiget den menschen. Es was ain küngin, die
1 ietzund ] da man zalt nach cristus gebart M". CCCC. L. iar
OD. 4 Nemen G. iunckfraw sydin faden da herkumt Z. 5 wie sieb
Z. haut gemengt Z. 6 in den GD. krollin ring vnd der uil one zal
vnd das statenklich durch dio hand zogen vnd doch nüczig dar an
bettet Z. 9 als es D. also werent es geislen riemen vnd wedel da
mit sy selten der flögen weren Z» 17 ürten ] vnd mit dem so koufft
man klaniot[vnd also Z. vmb die fr. D. 29 es doch ein schwarcz
flecklin an der wannd Z. 80 beluimet Z.
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het ain riter haimlich Hob, und die gieng haimlich zü im in
ain garten, und sass zü im under ain paum bey aim prunnen.
Des ward der küng gewar, und vorstal sich haimlich in den
garten, und stayg auf den paum ob dem prunnen und ver-
parg sich da in den paum, und wolt da sehen, was da be- 5
schoben wölt. Und do die kingin kom zü dem prunnen, do
sach sy in dem prunnen des küngs antlüt auff dem paum.
Do winkt sy dem ritter das er auch in den prunnen säch,
und also viengen sy an ze sagen gütü ding von dem küng,
und warend da wol behftt und züchtig. Also süllend die lüt 10
in güt hüt stan, und süllend sehen in den prunnen des haylgen
glaubens, und süllend da sehen das antlüt des obrssten küngs,
vor dem sich nieman verbergen mag; wan er sieht die mai-
nung und willen in dem paum des hertzens, da spilt leib und
sei mit ainander. Der leib ist der ritter, die sei ist die küngin. 15
Das spil der karten da sol die sei für werffen die waffen
Jhesu Cristi, die krön Cristi wider all hoffart, das sper wider
allen | neid und hass, die gayßlen wider allen zoren, die
klayder Cristi wider all geitikayt, das erütz Cristi und die
nägel wider all traugkayt, den schwam dor gallen wider all 20
fraußhayt, ain weiß swayßtüch wider all unlauterkavt. Also
sprach Sant Pauls: ich trag in meinem hertzen die minnen-
zayehen unsers herren Jhesu Cristi. Des helf uns die lauter-
keit Jhesu Cristi. Amen.
VON DANTZENSPIL. 25
In cireuitu impii ambulant. Ps. xi. In dem umblauff
wandlend die pössen. Die wort spricht David in dem psalter.
Hie vacht an das tantzspil, und dar in so werdent begriffen allü
andrü spil, als da ist: lauffen, springen, ringen, und andrü
geradikayt da mit man des leibs krafft bewärt. Also spilt die yo
arm traugkayt, und ir sieht zü und betrachtet die reich an-
2 im nider D. 5 in dem D. 11 guter D. 12 und — sehen
fehlt Z. 13 sieht durch die hertzen in die meinunge der menschen Z.
19 klayder ynsers herren Jhesu P. 23 unten an der Seite (200 b) karten
da sol die seel. 1450. I. M. 25 XJ eher schrift über der Seite, die mit
karten da sol Z. 16 beginnt G. Von dem Tantz D. Das fünfft spil ist
tanezen Z. 26 Ps. XI fehlt GD. 28 wirt G. 30 craffte übet | das spilt Z.
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d&chtikayt. Nun ist ze wissen das dos tantz Ursprung und
anfang sind die haiden gewessen, die allü spil erfunden hand.
40b Und die Juden hand es gelernet | von den hayden, und durch
das tantzen so wirt got erzürnet, und wirt volbracht abgöterey,
5 und die haylgen tag werdend geprochen, und die schar des
tüffels wirt gesamnet, und werdend gilt lüt geergert, und
fröd wirt bekert in betrübnüß, und die siben sacrament
werdent endert. Von dem ersten so stat geschriben in
Moyscs püch in dem xxxn capitel, do Moyses mit den
10 sehen gepoten her ab dem perg kom, do sach er das
das volk het auff geworffen ain guldin kalb, und tantzten
dar umb und sungend. Und mainend da die lerer das da des
ersten mals getantzt würd von den Juden umb das guldin
kalb das sy auf geworffen beten, und das an beteten für got.
15 Und also havßt es noch in tüsch tantz. Und do das Moyses
sach, do ward er so zornig auf sy, und warf die stainin taffei
auf die erd, das sy zebrachen , und schlüg drey tusend ze
tod. Er wer vil minder bös der an dem suntag ze aker fier
oder ander notürftie: und nütz arbayt tät den tantzen. Got
20 hat verboten an dem feirtag werk die got unerlich sind und
dem nächsten unnützlich. Zü dem andern mal so wirt vol-
bracht abgöterey, wann da setzt ains auf das ander sein hertz
und liebin, und wirt gotz vergessen und aller seiner gnaden.
Zü dem driten mal so werdent geprochen die zehen gepot,
2p w T an da petet man got nit an, man versaumpt vil mer
das pet, die predig, die vesper, und allü gütü werk. Man
redet da bey dem namen gotz vil üppiger, törlicher und
schädlicher wort, man macht den feirtag nit hailig, mer man
entert in mit dem tantz, wan als manig sprung als manig
•30 todsünd. Dar zü auch so enterd man vater und müter lebent
und tod. Da töd man die lüt gaystlich mit vil bösser nach-
4ia red, und die es auch hörend, die dar von geergert | werden.
Da wirt falsch zügnüß geben, wer der best, der hotiiehost
1 und anfang fehlt Z. 3 es j ouch D. 12 da fehlt D. 14 vnd
an b. D. 15 toutschen getantz D. 17 zerbrach D. 19 notüftig G.
notdurfft D. 21 wirt ouch D. 23 und sin sinne vnd sich nach im ver-
bildet das betütet das kalb was an dem danezo der mensch fürsetzet Z.
24 werdent ouch D. 25 ain got GD.
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- 71 -
und der hübschest an dem tantz sey. So tantzet der wol,
so tantzet der übel. Da wirt volbracht unküsch in manger lay
weis und ursach dar zü geben. Da wirt volbracht diebstal,
wan da stilt der mensch im selber die edlen zeit, die er nach
gotz lob vertzeren sol; die verzert man üppiclichen mit tantzcn 5
und springen und ander unfür, dar umb er got rechnung geben
müß. Dar nach so begert ains des andern gemachelen, klayder,
reichtum, zerung, glimpf und schimpf, krantz und schapel,
und was zü dem tantz und üppikeit gehört. Zü dem fierten
mal so samnend sich da all sünd: man sündet mit füssen, 10
die unnützen füßtrit zeit got, mit den äugen, man sündet mit
sehen, mit hören der pfeiffen und des saytenspils, mit dem
mund mit singen und klaffen, mit allen gelidern und zierd
des leibs, mit hertzen und willen. Das fünft ist das die
guten menschen da von geergert werdent und an gevochten. 15
Es was ain mal ain klains münchlin aus aim wald, das sach
tantzen, und fraugt sein altvater, was das wär mit dem langen
har, mit den langen klaydern , mit den weissen schlayren.
Der vater sprach: es sind gens; ain ander sprach: es sind
tüfel die die lüt verkerend. Das münchlin oder das kind 20
über drey tag vieng an und wolt auch in dem wald tantzen.
Die frawen an dem tantz sind blossü swert des veinds, wan
so sy die mentel von in legend und sich zü dem tantz rüstent,
so ist das swert auß gezogen. Do sind so vil blosser swerter
die den menschen verschneident mit sündcn, so vil frawen 25
und man tantzend; da ist ie ains dem andern ain swert.
Wer ist der der under so vil blossen swertern unversert
beleibt? Die kind die man dar zü vertiert und sy lert den
tantz, die sind das münchlin das da verhawen ward in Ver-
suchung. Das sechst sind die frodigen wortt die da ge- 30
schehent, durch die manig zorn und gevächt und j todschlag 41b
1 hübscher GD. 3 volbrach G. 6 f. r. muß tün D. 10 mal fehlt D.
10 f. f&ssen mit vnnützen ffißdriten das tzelt got D. Mit den oren hörendo
pfiffen, mit dem munde singend vnd klaffend vnd mit den henden
zertennet Z. 16 klaines iunges m. in dem wald erzogen vnd das
was mit dem altvatter vß gangen vnd das Z. 20 Das — oder fehlt Z.
oder kind D. 21 an und sprach, ach gott möchto ich ein genßlin
oder ein tüffelin han das mir hulffo tantzen Z. 30 freidigen D.
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geschehend. Das sibent das sy tünd wider allü sacrament;
wider den tauf das sy widers&ten dem tüfel und allen seinen
zierden, wider die firmung da mit sy das zaychen gotz, das ist
das crütz an derstürnen, namen; wider die rü, wan sy solten
5 nemen äschen auf iren köpf, und wider den orden mit ver-
samen güter werk, wider die haylgen e und Ölung, wan wenn
der mensch die emphacht, so sol er fürbas nymmer mer
tantzen. Sy lauffent frölich tzü dem tod, und den gang mag
nyeman gehindern. Von dem tantz schreibt Johannes in dem
10 taugenpüch ain figur, und spricht: ich sach auss ainem loch
springen matschreken oder höwschrikel, die heten menschen-
häupter und langü hörner und krön auf den h&ubtern und
heten schwäntz als die scorpion. Das alles bedüt die tantzer
und tantzerin. Es ist auch ze merken das Sant Johannes
15 der tauffer sein haupt verloß von ainer tantzerin. Die frawen
und die hund sind geleich : wenn man ain hund fürt an aim
sail, so wirt er bald müd, so man in aber ledig lat laffen, so
wirt er nit als bald müd, und laft doch mangen unnützen
gang. Also tünd die frawen, so sy süllend laffen umb ab-
20 lauß ir sünd zü gotz dienst zü gotz hüsseren, so sind sy bald
müd, so trukent sy die engen schüchlach, so ist in das ge-
wand ze lang, und geprist in gar vil, und ist in ze hayß;
wenn sy aber springen und tantzen süllend, so werdent sy
nit müd, wan der tüffel geit in sterk, das sy oft die man
25 auß tantzend. Nun wil die reich sälig andaclit auch tantzen
zü der rechten hand mit unserem herren Jhesu Cristo an
dem crütz in das ewig leben, und nit zü der glingen hand
als die traug tantzerin, die da tantzend die schlauffenden
täntz. Aber die andächtig sei sol tantzen mit irem gemachel
30 Jhesu Cristo besunder xvn umbgeng die er hat getan. Der
erst ist in mütorleib, do Maria mit im in irem junkfrawen-
42a liehen leib gieng | gen Jerusalem in das haus Zacharie und
grüßt Elisabet. Der ander do Maria gieng von Judea gen
2 tauft G. 2 wider sagten D. 4 namen fehlt GD. ÖireköpfD.
6 versamung D. 6 e ] vnd wider das sacramentt des heiligen altars Z.
13 haben sohw. G. 17 lauften immer D. 22 und —vil fehlt Z. 26 ge-
rechten D. 26 Cristi G. 27 nit fehlt D. 28 da fehlt D. den sohl,
t. D. 30 Cristi G.
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73 -
Nazareth. Der drit do sy gieng von Nazareth gen Bethlahem
und da gepar ir kind. Der vierd do sy mit im gieng von
Bethlahem gen Jerusalem und in da in den terapel opfret.
Der fünft gang do er ward gefiert in Egipptenland und von
seiner zükunft die abgöter nider fielen. Der sechst do er 5
wider kom von Egipptenland und kom in den tempel, do er
zwelf jar alt was, und lert da das volk. Der sibent do er
kom in den tempel und dar auß traib kauflüt. Der achtend
gang do er kam in den tempel an dem palmtag. Der nünd
gang do er aber in den tempel gieng, und da lert die ge- 10
rechtikayt und strauft umb die unrecht. Der zehend gang
do er gieng in den garten an seiu gepet. Der ölft do er in
dem garten seinen veinden engegen gieng in ir hend. Der
zwelft do er mit dem schwären erütz gieng an die stat, do
er den pittern tod leiden wolt. Also söl ain ieglicher an- 15
dächtiger mensch seim gemachel Jhcsu Cristo in den zwelf
gengen nach tantzen und springen mit aller andacht seins
hertzen, und sol sprechen zü im: züch mich her nach dir,
das wir lauffen in dem süssen schmak deiner salb, als ge-
schriben stat in der minnen püch; und das ist der sin: züch 20
mich mit deiner 1er, wan ich bin swär, züch mich nach dir,
wan ich pin krank in deinen gelüpten, als der ain kind zücht
mit aim roten apfel den man im vor zaygt; züch mich nach
dir, ich bin widerspenig, züch mich mi£ pein oder mit blaug,
es sey mir lieb oder layd das ich nach dir gezogen werd in 25
dein fusstrit. Züch mich nach dir, das ich dich äugenclichen
lieb hab, züch mich nach dir, das zwischen mein und dein
kain mittel sey. Züch mich nach dir, als der ain sak zücht
das er vol werd, also das nichtz in mir müg denn götliche
| gnad. Züch mich nach dir, das ich in nieman kleb und 30 42b
haft denn in dir, underzüch mir all ursach die zü dir nit
1 nazareoht immer G. do Maria D. 7 Das 8. GD. 10
gieng ] zü lerende rnd zü vrtoilende das recht der ebrecherin Z.
11 Der zehend — gepet fehlt, eine Reihe dafür frei, am Rande: x rß
nit da wz Z. 14 xu GD. 19 rouch d. 8. Z. 20 innigen sei büch D.
liebe büch Z. 23 dem man G. den — zaygt fehlt Z. 24 dir wan D.
widerspenig vnd hinderzüggig Z. 27 mir vnd dir DZ. 28 wenig
mittel Z. 28 zü zieht Z. 29 in mich DZ. 30 an nieman D.
neman G.
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weissent. Und züch mir ab die alten bösen gewonhayt, und
züch mich auß dem loch der verzaglichhayt, und züch mich
auf den rechten weg, den du mir vor gegangen hast. Züch
mich auß ainander, das ich deiner gnaden vi] vas und enpfenc-
5 lech werd. Nun sol die andacht für den tantz applas hollen.
Das erst: sy sol rü haben in gegenwertikayt undpeicht in willen.
Das ander: sy sol aplas gelauben. Das drit: sy sol von der
pein enbunden werden. Das fiert: sy sol das tun das der
aplasbrieff sagt, es sey pet oder anders. Das fünft: sy sol
10 auch nit anders tön denn aplas hollen. Das sechßt: sy sol
den aplas holen mit gebet, dar zA sy nit gepunden sind, weder
von gewonhayt, püß oder conscientz. Das sibent: sy sol sich
auf den aplas also nit lassen das sy dester minder gAtz tü,
oder dester mer sünd. Das achtend: sy sol den aplas taylen
15 mit aller cristenhayt, dar umb das sy fremß aplas auch tayl-
haftig werd. Das nünd: das sy den aplas von dem der sein
gewalt hat nem, und der nit in dem pann sey. Das zehent:
sy sol beten für den der den aplas hat geben. Das ölft: sy
sol pitten für den der den aplas erworben hat. Sy sol sich
20 versünt haben mit irem widertayl, als Jhesus Cristus gelert
hat: wilt du dein opfer pringen, so versün dich vor mit deim
prüder. Das zwelft: sy sol den aplas behalten, und den nit
verlieren.
Hie endet sich das tantzen, und vacht an das schiessen.
25 DAS SECHST IST SCH1ESSENSPIL.
43a | Sagitte in manu potentis, die geschoss in der hand
des gewaltigen, spricht David. In dem spil des schiessens
ist begriffen kuglen, walglen der büben, bolen, ballen, keglen
7 süllent (söllend) GDZ. 7 f. von dem bände Z. 8 ver-
bunden GD. 9 anders ] Sy 8ol sich ouch vorbin versinet hon
als xps sprach willtu din opffer bringen. So solru dich vorhin mit
dinen brudernn Versionen Z, vgl. unten zu 19. 12 süllent GD. 18 den
der aplas D. 17 nemen GD. 18 süllent GD. 19 vorn süllent GD 19
Sy — prüder fehlt Z, vgl. oben La. zu 9. 22 xn G. 25 Uebersehrift
fehlt in GD. 26 potentis ] aoute et p"s. das scharpff geschiez Z.
28 walen Z. der büben fehlt Z. der balle schlaohen Z.
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und alles das spil da mit man des zils war nempt. Und hie
schüßt die arm zornmütikayt, und sieht ir zü und betrachtet
die reich gedultig senfFtmütikayt. Nun ist dreier lay zoren
der da schüßt: der ain ist schnell und vergat bald, der ander
ist trag und beleibt lang, der drit ist gerecht und peingot ö
das unrecht. Den ersten sol man entschuldigen, den andern
sol man versmächen, den driten sol man fürchten. Item
Theodosius der kayser verbüt, das nieman sol die urtayl der
fürsten die in zoren sind gesprochen ervolgen vor dem dreyßgo-
sten tag, als das recht sagt cap. x. q. m. Und wen das 10
urtayl geben ist wider ain tragend frawen, so sol man das
urtayl nit ervollen bis das sy des kinds genißt (de penis, lege :
pregnantes). Wenn das urtail gesprochen ist wider ain knecht,
so sol man es nit ervolgen biß das er gerechnet hat | mit seim 43b
herren (C. de caus. presbiterorum lege ia). Der zornig spant 15
den bogen, und schüßt zu dem ersten zü got in dem fluch,
zü dem andern mal zü dem nächsten, zü dem driten mal
sich selber; und mit solichem ungestömen zoron Übertrift er
ain hund, wan kain hund beißt sein herren, er rayß in denn,
oder er sey denn wütend. Aber der zornig mensch schüßt 20
mit seim zoren gen got, der in nit rayßt und im nichtz args
tüt. Der zornig übortrift den Juden; die Juden flüchten got
auf erden do er tödlich was, so flücht im nun der zornig so
er untötlich ist. Er entert got den heren on ursach, er geit
böß umb gütz. Es ist nit güt sprentzen in den himel, wan 25
es velt her wider ab in das antlüt. Und bey dem mund sind
zway nasslocher, was fluch auß dem mund gand, die gand zü
den na88löchern wider ein. Wir lessen das ain vater het
drey sün, und die zwen warend nit sein sün, wan die müter
het sy an der unstät und uner, des west der vater nit. Und 30
die müter verjach an dem todpett das zwen basthart wären
und ain ekind; und bat sy, welher ain elich kind war,
1 des spils war nempt vud des zils OD. 2 ye zü D. 10 cap. fehlt
GDZ. 12 eruolgen Z. 14 hat fehlt D. 15 pbror GZ. 16 bogen
siner zungen Z. 21 gen vnserm herren D. reytzt D. 22 Also so
übertrifft der kristen mentsch in soinem flachen d. J. Z. 28 zornig
mentsch in dem himel, so er Z. 25 spoczen gen dem h. Z. 27 gat
das gat Z. 30 une D. (Z weicht ganz ab). 30 das wißt D.
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das er diß lies mit im erben durch frids willen. Und sagt doch
nit welher under in das recht ekind wär. Und also kriegten
sy lang mit ainander umb das erb, und ieglicher wolt das ekind
sein. Und do sprach der richter, sy sölten iren vater auß
5 graben, und solten all drey zü im Schüssen , und welcher
allernächst zü dem hertzen schösse, der wär das recht ekind.
Die zwen schussen gar nach, der drit erschrack das im das
armbrost empfiel, und kund nit schiessen. Da urtaylet der
richter, der wär der recht sun der seinen totten vater nit
10 wolt schiessen. Der vater ist Cristus unser her, ain vater
der cristenhayt, die zwen sün sind Juden und Haiden, und
sind nit elichü kind, wan sy sagend was sy wollend von
Oisto, und sind ungläubig. Kain rechter cristen mensch
44a | tl ucht seim vater Cristo, der von seinen wegen erstorben
15 ist. Zü dem andern mal so schüßt der zornig zü seim eben-
monschen. Wir lessen in der bibel das der erst schütz auff
ertrich hiess Lamech, und der ward plind, und schoss in ain
huret, und maint er wolt ain tier treffen, und schoss Kaym
ze tod sein alt vater. Also schiessend die zornigen lüt und
20 wenend sy strauffen sünd, sy treffent aber die natur. Zü
dem driten mal so trift der der da schüßt sich selber, als
ich vor gesagt han. Nun schüßt die senftmutikayt, und trift
die sünd, und schonet des menschen. Sy ist zornig umb die
sünd, und hat die menschen lieb. Wir haben ain figur in
25 der taugen pfich, das ainer sass auf aim weisen pferdt , und
der hat ain bogen in seiner hand, und gieng uss bis das er
überwand. Das bedüt gaystlich Cristum gotes sun, der da
sitzt in der krön seiner gütlichen er, das er geert sol sein,
als got auß gefaren ist in die zeit und hat besessen ain weis
30 pfert, das ist die unschuldig menschayt Jhesu Cristi, die er
besessen hat in ainikayt der personen. Die weis menschhayt
ist das pferd wol beschlagen mit her eyssen, das sind die
1 mit im ließ D. 3 wol O. 6 sohusst OD. 9 vater totten G.
13 und - ungläubig fehlt Z. 14 seinem w. G. l8huracheZ. forstD.
18 f. K. s. altuater ze tod D. 19 fürschiessond Z. 20 straffend die lute
Z. treffend sünd D. 22 trifft da D. 24 f. in — püch fehlt D. in
appocalipsy Z. 29 als er Z. 31 ewikayt d. p. GD.
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- 77 —
vier ellement in der menschayt Jhesu Criati in geleichhayt
wol beschlagen; wan er hat ain geleich natur von vier elle-
monten : für, luft, wasser, ertrich. Der satel ist die sei Jhesu
Cristi, die der sun gotz besessen hat mit der menschayt in
ewikayt. Die person sind die gürt, das sind dreyer lay ver- 5
ainung in Cristo. Die erst die verain ung der gothayt zü dem
leib Cristi, und die verainung ist nie geprochen noch auf
gangen, weder in leben noch in tod. Der ander gurt und
verainung ist der gothayt und der sei Cristi, die auch nie
auf getan ward noch zerprochen, wan die gothayt wart ze 10
aller zeit veraint mit der sei Cristi in dem leib und auß-
wendig des leibs. Der drit gurt und verainung in Cristo | 44b
was zwischen leib und sei, und der gurt prach und tet sich
auf, da sei und leib von ainander schied an dem crütz. Der
zaum an dem pferd was die zucht, des mitels braucht er sich 15
in allen dingen. Der pog in seiner hand ist der gewalt des
vaters, als er spricht: mir ist geben aller gewalt in himel
und auf erden; und schüßt all tag und trift die außerweiten
menschen, als von David geschriben ist, das im all die nach
volgeten der hertzen got berürt hat. Sälig ist der dem got 20
sein hertz berurt und trift. Got spannt dick sein pogen, und
schüßt und trift gar eben on feien, das güt, die kind, den
leib, das hertz, die sei, die conscientz. Wir lessen das got
zü ainer zeit die weit wolt lassen zergan, und wolt die ge-
schossen haben mit drey stralen. Da pat Maria die muter 25
gotz für die weit, das Sant Dominicus und Franciscus solten
mit iren leren die weit bekeren. Der erst straul was wider
zornig hoffärtig lüt, der ander wider unmilt und geitzig lüt,
der drit wider die unküschen und unlautern lüt. Mit den
sünden ist die weit begriffen , als Johannes schreibt in 30
seiner epistel. Also sol auch die reich andacht Schüssen ir
gepet zü dem zil, das got selber ist, das end und der anfang.
1 vnsers herren ih. c. D. 2 natur fehlt GD. 4 f. in einikeit der
personen Z. 6 in vnsern horren D. 6 erst ist r. D. 8 im 1. D. im
t. D. 11 sei vnsers herren ihesu er. D. 15 die zucht cristus nach Z.
zucht er sich GD. 18 f. der a. herezen Z. 19 stat (durchstrichen in Qt) D.
25 han verschossen Z. 26 weit. J Da stand D. u. F. die solten GD.
27 mit iren prüdem Z. 32 der ist das end Z.
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Und das pater noster sol man allain zü got schüssen, es sol
auch allain in got enden, wau oa ist allain von got komen,
wan kain hailig ist unser pater noater. Ea ist etlicher menschen
hertz usawendig des gepetz, und da wirt das gepet geschossen
5 her und dar, und kumpt nit zü dem zil das got ist. So ist
etlicher menschen hertz under dem gepet, die da pitent daa
in in aünden geling. So sind etlicher menschen hertzen in
dem gepet, die tönd als die schützen, die das ain aug zü tünd,
dar umb da8 8y mit dem andern da8 zil dester ee treffend.
10 Also sol man in dem gepet das aug der weit und der crea-
turen zü tün, das der mensch nichtz anders lieb hab denn
45a got allain, und das recht zil treff, und sol also das gepet j
auß lassen in ainem gfsamneten gemüt, als Crists spricht:
schlüß dein kämerlin und sprich dein gepet.
15 DAS SIBENT SPIL IST SAYTENSPIL.
Cantabant in choro mulieres dicentes: Saul percussit
mille, et David decem milia. Die frawen sungen in dem
saytenspil: Saul hat tausend erschlagen, und David zehen
taussent; also stat geschriben in der küng püch. Ditz ist
20 das sibent spil, saytenspil. Das spilt die arm Untugend neid
und hass, als uns die geachrift beweißt. Do David het gevelt
den grossen rissen Goliam, und er sein swert und sein haubt
pracht, do giengen im die frawen engegen und sungen in
dem saytenspil die wort, und das verdroß Saul, und beneydet
25 das und sprach: sy band mir zügeben taussent, und David
zehen taussent, was hat er nun nit mer denn ain künkreich?
Und fürbas sach er David nit mer an mit richtigen äugen. Es
ist ze wissen das man lißt, das das erst saytenspil vand
Orpheus, etlich sprechend, es fünd Tubalcayn ain schmid,
30 etlich mainend, es fünd Pictagoras ain mayster. Der hört
45b ain schmiten mit fier | hämeren, und bort das gedön; do hieß
er die hämer wegen, da wag der ain als vil als zwelf pfund
2 auch fehlt GD. 12 versaumpten gem. GD. Überschrift über
der mit Dor erst straul (77, 27) beginnenden Seite (205 a) G. fehlt D.
16 thoro D. 17 centum milia GD. 10 C. tausent D. 20 apil als s. D.
21 beweiß G. 26 nit fehlt GDZ. 27 sichtigen GD. 30 Der hette Z.
32 pfund fehlt GD., in Z meist lib.
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- 79
der ander als vil als acht, der drit als vil als sechß; und
nach der zal ward das gcsang musica genant. Er Ines zwen
hämer zesamen schlahen, den der da zwelf hat an dem ge-
wicht und den der da hat sechs an dem gewicht; und die
habent ain thon dyapason, ain octava. Es ist die achtost 5
stim und der achtost sayt. Mit dem ersten dar nach schlug
er zesamen den der da hat zwelf und den der da hat nun,
und das tönd gar wol, und hayßt diapente, ain quintstim,
und ist der fünft sayt mit dem ersten ; und der ist der aller
süßest don den man hat. und spricht Aristotiles: man sol uff 10
der quinten die kind undei weissen. Er schlug auch zesamen den
hamer der sechß het und den der acht het, und die machten das
selb undergeton, ain quint. Dar nach schlug er zesamen die zwen,
der zwelf hat und der acht hat, und macht ain don dyatessaron,
das hayßt ain quartstim; und den der da hat zwelf und den der 16
da hat nun, das macht ain don, der haisset unus sonus, ainstimme.
Also funden die alten vier concordantz, die nüen hand ir me
funden: aiu tertz und ain duodetz. Und also ist das sayten-
spil funden mit sechß stimmen und noten. Nun hat das
saytenspil die art, zu dem ersten das man dar mit got lobet, 20
als David spricht in dem psalter. Das ander: es macht güt
gedenck in dem himel, als etlich sprechent, es wären die
Scheiben der steren und der planeten, die lauffend umb und
machend das süss gedön. Dar zu so wirt der mensch ver-
manet von natur. Das drit: es machet flüchtig die pößen 25
gayst, als wir lesen von Saul den der pöß gayst übt. Also
wenn der gayst gedenckt an «die süssen dön in dem himel, so
flücht der bos gayst von im. Das vierd : es vertreibt bos
gedenk. Das fünft: es macht frölich lüt noch fr&licher. Das
sechßt: es macht den menschen das er sein selber vergißt 30
und im selber engaut, und gedenckt an das saytenspil der
engel. Es machet andäehtikayt Sanctus Augustinus | in seiner 46a
l sechßt G. 2 ward or d. g. G. 3 hat fehlt GD. XII lib het Z.
4 an dem gewicht fehlt Z. 6 nach fehlt DG. 12 und fehlt D. 14 hat]
zesamen GD. 15 xu GD. den fehlt D. 16 da fehlt D. ix GD.
der — ainstimme fehlt GD . 17 drey c. GD. 24 ermanet D. 25 natur]
Es sind ouch i\ sengerin in den IX himmeln vmb louifend die hand die
beiden genant die nun müssend Z. 28 floch D. 30 macht das der
mensch Z. 31 in s. GD. 32 and&chtig Sanctum A.Z. als S. Augustin D.
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— 80 -
ersten bekorung. Das sibent: es machet Schlaufen, als wir
lessen in der poetrey von den syrenen, und auch von aim
der hies Arguss, der het hundert äugen, und hüt ain kostlich
hert kü, und wenn er schlauffen wolt, so ließ er zway äugen
5 offen staun und wachen, das er die kü möcht behüten.
Des kom Mercurius mit saytenspil, und sang so vil und süss,
das er entschlief und im all sein äugen zü giengen. Und
also uam er im die kü. Das hat ain gaystlichen sin; wan
das saytenspil hat die siben güt weis, so es götlicher minn
10 und lieb spilt. Es hat auch die siben bös weis, wann es neid
und hass spilet. Es wirt zü dem ersten nit gespilt got ze lob
und ze eren, und macht auch nit güt gedenk. Es vertreibt
auch nit den bössen gayst, es rüft in mer her zü : do küng
Saul das gesang hört, do kom neid und hass in sein hertz.
15 Es macht den menschen mer betrübt und betrübt den men-
schen vil mer, wan es ist ungeleich dem betrübten hertzen.
Es macht den menschen wachend das er nit schlauffen kan,
wan ain neydigs hertz mag kain rü haben noch rast. Als
nun in dem saytenspil sind sechß stim und noten, also spilt
20 der neidig mensch auch sechßer lay neydikayt und noten. Der
erst ist so er hinderretet seinem nächsten, und das layder
war ist, aber seinem nächsten zü laster und zü uneren. Das
ander so er hinderretet seinem nächsten das er gehört hat,
und mer ret und dar zü legt, und macht das grosser den es
25 ist. Das drit so er seinen nächsten hinderklaffet, und lügt
und slät auff in das nit war ist, und das er selber erdacht hat
oder ander lüt. Das fiert so er mindert seins nächsten gelinpf,
und wen man gütz von im ret, so widerspricht er es , und
würft etwas dar ein das wider sein güt laym und er ist, und
30 lachot oder schmotzot spotlichen, und hört nit geren wenn
man gütz von im rett. Das fünft so er das güt in das bös
verkert mit wissen und willen, und wil sich an den güten
1 bekerung G. 3 einer köstlichen G. 5 staun fehlt D. wachten
D. mäch G. behalten D. 6 Des so Z. Da D. 6 vil und fehlt D.
11 gespilt fehlt D. 13 die b. g. GD. 15 und — 1B hertzen fehlt Z.
17 wacker Z. 19 nun fehlt D. 21 das ] von im seit das da 1. Z. 25 so
der D. seinem G. 26 und slät fehlt D. 28 und er wenn GD. 30
schmieret sp. Z. 32 wi) fehlt D.
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~ 8t -
werken ergern. Das sechßt so der mensch geren nachred
hört von seim | nächsten und sich des frot. Also wirt neidi- 46b
kayt erfröwt, so sy also ir sayten rört, so fröwt sich das neidig
hertz, so sy etwas wissend args von den lüten ze reden, es
sey war oder nit. Und das ist des tüfels saytenspil, und 5
das ist gemacht von aim holtz das hayßt puchßpaum; das
hat die natur, das es alles das verderbt was es mit seim
schaden deckt. Also tut auch neyd und hass. Es ßtat ge-
schriben in dem decret ff. libro v: wa ain paum schedlich ist
aim haus, aim garten, aim mad, aim aker, so mag der den 10
paum wol abhawen dem er mit seim schatten schaden tftt,
und mag den verprennen, wes er ist. Also werdent all die
verprent in dem hellischen für die irem nächsten schedlich
sind an seinen eren , und got der schneit in ab den paum
irs lebens. Wir lessen von ainer edlen frawen, die was ge- 15
sessen nachend bey ainer stat, und die was ain hübsche
bülerin, und das weßt jedermau von ir. Und wenn ir ge-
sindt us8 der stat kom, so fraugt sy: was sind nücr mär in
der stat? So sprachen sy: wir hören nichtz frems, wenn das
jederman nun von euch redet. Also nam die fraw ain 20
esel und hieß den schinden, und hieß im die haut auf den
ruggen legen und gen markt in die stat treiben. Do das
geschach , do lof jederman zü und schaweten das wunder;
do ward jedermenclich in der stat von dem geschunden esel
sagen. Do nun ir hausgesind haim kom, da fragt die fraw 25
aber, was der mer war in der stat. Die sprachen: es hat
menclich ze sagen von dem geschunden essel auf dem marckt,
das man ewer gentzlich geschwigen hat. Also tünd die
neydigen menschen; dar umb das man ir boßhayt gesweig, so
erdenkend sy lügin auf ander lüt, und sagend die uner von .TO
in, als begein und die gaystlerin, und die gleissnerin die da
havssend erabschnevderin ; die tragend den sravst in den naß-
löchern, und den tüfel auf der zungen, und den neid in dem
1 ergert D. 11 schatten fehlt G. dorn — tfa fehlt D. (in G.
gerade eine Zeile!) 12 er sy ouch wes er welle Z. 1!) frends D. 25
ir volck D. 20 Do sprachen sy D. 28 vergossen hat I). 29 sy erd. sy D.
31 geistlichen I). also vnser geisterin die da den gnyst tragend in
der nasen Z.
El*. Ut. Denkmäler Hf. (]
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hertzen. Dar umb so wissend für war, es mfis under zwain
47a ains sein, dar wider ist 1 nichtz. Das ain das sy ir tag selber
groß pößhayt habend volbracht, und das selb redent sy auch
von andern lüten, als sy sich selber schuldig wissend; wan
f> man spricht: wes sich der bok fürwayß, des versieht er sich
auf die gayß. Es sucht niemand den andern in dem sack,
er sey denn vor dar in gewessen. Ob aber das nit ist, so
müss von not das ander sein, das ist das got über sy kurtz-
lichen verhengt, das auf sy schamlichen velt groß schand,
10 laster und uner, das sy gedemütiget werdent, und das sy
fürbas kennend der lüt schonen, Heschehent aber die zway
nit, so muß on zweiffei das drit volgen, das der mensch
dar umb verdampnot werd; und das ist ain sichers zayehen
zu der hei, wenn got den menschen hie nit peingot und
13 strauffet umb solich sünd ; und wein got sein sünd ze lieb
lat werden, das er dar inn also reichsnot nach Wollust seins
hertzens, das ist ain gewis zayehen das der mensch ewiclichen
verdampnot muß werden mit allen tüffellcn. Dar umb sprach
David: nütn war, in meinem frid han ich die grossen pitcr-
20 kayt; das ist frid in den sünden, und besunder in nachreden,
dar inn der mensch frit hat, das ist kain conscientz. Dar wider
die tugend götlicher minn spilt auf dem saytenspil Cristi,
das erdönt in den himel, und das ist gar frolich. Das sayten-
spil Cristi ist nit anders den das leiden Jhcsu Cristi, wan als
25 die sayten auf aim saytenspil gespannen und gedent sind über
das holtz, also ist er gedent und gespanen an dem holtz des
erütz, so vast das man im all sein rib gezelt mocht han. In
dem selben spannen so dönt das selb saytenspil gar ain süssen
dein, und der selb don hat siben süss stim und kleng. Das
30 sind die siben wort des erütz, die da rürend die tugend göt-
licher minn. Das erst was weiplicher nam : sich an fraw, das
3 getan D. selb | trüwend sy ouch andern lüten vnnd sagend
das ouch nach Z. 5 verweiß D. 8 über sich G. kurtzlichen über
eye D. 9 auf sich 0. feit schamlich laster schand I). 13 werdn O.
18 werden maß D. 19 in meinen fröwden OD. 21 da sy keinen frid
noch noch conscientz hand Z. 24 Jhes» fehlt D. 25 gedfint corr. in
gedent G. getünt D. 20 des heiligen er. D. 29 selbig D. 30 wort
die cristus sprach an dorn heiligen fron erütz Z. die dar tzu tftnend
D. 31 erst fehlt Gl).
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— 83
ist dein sun; das gehört die reich minnent tugent, und ant-
wert im auf irem | saitenspil, das ist das götlich gepet, das 47b
pater noster: gehailgot werd dein nam, das ist in deiner
hailgon müter. Das ander wort was: hüt solt du bey mir
sein in dem paradis. Des antwert die reich minnent tugend 5
und spricht: zü kum uns dein reich; das uns Cristus ver-
haissen hat an dem crütz. Das drit wort do er sprach : con-
summatum est, es ist alles volbracht. Des andwert im die
götlich minn und spricht: dein will der werd, als im himel
und auf erd, und begert das der wil gotz volbracht werd. 10
Das fiert wort do er sprach : mich dürst. Des antwert im
die götlich minn und spricht; gib uns hüt unser täglich
prot; als ob sy sprach: türst dich nach mir, so hungert
mich noch dir. Das fünft wort do er sprach: vater, vergib
in, sy wissent nit was sy tünd. Des antwert im die tugend 15
der minn und spricht: vergib uns unser schuld, als wir ver-
geben unsein schuldigeren. Das sechst wort er sprach und
rürt des hertzen adren: mein got, mein her, war umb hast du
mich verlassen? Dar über antwert im die tugend der minn
und spricht: las uns nit verlayt werden in bekorun^; als ob 20
sy sprach : gib das wir von dir nit golausson werden , noch
du von uns gelassen werdest, als von deinen jungern. Das
sibent wort da rürt er den lesten sayten in dem saytenspil,
und sprach: vater in dein hend emphilch icli mein gayst.
Das erhört die tugentrcich mynn, und sprach under dem crütz 23
und rurt auch ir saytenspil: besunder erlös uns vor allem
übel. Amen. Das ist das wir got dem vater empholhen
werden, so seyen wir woll behöt vor allem übel.
Das sind die rechten maysterlieder, der man ains umb
das ander singt, und ains dem andern antwert. Cristus 30
Marie sun singt an dem saytenspil j des haylgen crütz, und 48a
die reich minnend tugend under dem crütz auf dem sayten-
spil des haylgen pater noster. Als sprach David: ich wil
got dem herren dienen und singen al mein tag. Und süllend
1 erhört I). minnen t. D. 5 dein reich 0. 7 crütz ] das begert
sy vnder den» erütze Z. 11 sprach J vnd rurtc sine« herlzen andren Z.
13 recht als ob D. 17 schulden Z. 26 von Z. 30 und ie Z 33dauid
sprach D.
6*
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- 84 -
seinen namen loben in dem kor, in dem saytenspil der psal-
terien und der harpfen, auf den sayten und auf den orgeln,
in den zimbelgloggen die wol dönent. Wir lessen, als Avi-
cenna schreibt, das saytenspil wider bringt krankhayt des
5 haubtz Er sprach das ain prunn ist in Arabia, des wassers
mag nieman haben den mit saytenspil; wenn man das treybt
ob dem prunnen, so gat das wasser übersieh auf und wirt
über fliessen. Das ist der götlich prunn der parrahertzikayt,
der wirt über fliessend wen man dar auf wol spilt und singt
10 in den siben sayten des haylgen pater nosters. Wir lessen
das die vögel und die wilden tier gern hörend singen all
mein lebtag. Sy süllent seinen namen loben in dem chor,
in harpfen , in der psalterien , auf den sayten und auf den
orglet), in den zimbelglögglin die wol dönend. Ain ieglicher
15 gayst lob den herren.
Nun han ich mit gotz hilf und der haiigen geschrift
hilf ditz püchlin volpracht von dem guldin spil, als auch
Sant Augustinus ainest macht ain büchlin von zehen sayten.
Ich han das mein getan unverfenclichen , wer das lißt und
20 hört pesser es, und bitte got auch fleissiclichen und ernst-
lich für mich. Des beger ich ain priester prediger ordens,
mayster Ingold.
I 8iiyton8pil vnd psaltiern (psalter D) | in dem kor. des herfi
vnd d. h. GD. 6 nyemants D. werden GD. 11 wilde G. 18 psaltiern
und fehlt D. 14 tzimbelglocken D. zimraorglöcklin Z. 14 Ain —
Sehluss rot unterstrichen G. 16 Nun — Sehluss fehlt Z. 20 bittfi G.
ernstlichen D. 21 ordn G. 22 hieß mayster ingold hat disse spil
gemacht GD. G. fügt noch hinzu : aber ich jorg mnlich han ditz buch
gesehribn vnd volbrach 1450 an sant marx tag got behfit vns vor dem
gehen tod. Amen. Sehluss von D und Z s. Einleitung.
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ANMERKUNGEN.
1, 18 Tessali (de Tessalis, do Tessalonia) ist eine der vielen
Formen, in die Cessolis entstellt worden ist, b. Röpke in der Aus-
gabe des lal. "Werkes. 1, 22 Xerses und Philometus, richtiger Hyer-
808 und Philometro, s. Röpke S. 2 und 35. 2, 3 Emordach und
Elroordacha entstellt aus dem biblischen Evilmoroda<*h (IV. Reg. 25, 27).
2, 24 Alexander de Villa Dei, Minorit und Lehrer zu Paris im
Anfange des 13. Jhs., schrieb ein Doctrinale puerorum in leoninischen
Hexametern. 2, 31 sunder on Zweifel, vgl. sunder (ine mine schulde
MS. I 39b. 3 Seneca Ep. 87 (Opera Arg. 1809 III 350 f.)
3, 10. Dieser Zug, nicht bei Luc. C. 15, erinnert an die spätem drama-
tischen Bearbeitungen der Parabel. 3, 14 Nach Ethica II 7, 11.
4, 33 (umantXla Ethica II 7, 13.
5, 20 Eccli 32, 1. 6, 2 S. Anm zu 31, l. 6, 3 Eth. VIII 10, 1.
6, 13 Dan. 2, 31—35, vgl. Oesta Rom. ed. Österley Nr. 213 und die
Nachweise des Herausgebers. 6, 31 Ovidius, im Eingang der Meta-
morphosen (1 89 ff.). 7, 5 aufsatz Steuern, Zinsen, Betrug, Hinterlist.
8, 22 Ps. 48 (49), 21. 8, 25 Eccli. 9, 12. 8, 28 Hab. 1, 14. 8, 30
Marc. 8, 24 (rideo homines velut arbores ambidantes). 8, 31 8. Ein-
leitung. 9, 12 Eccli. 28, 6. 9, 15 ff. Diese Deutung des Spielschlusses
auf den Tod und seine ausgleichende Macht, von Ingold dem Ammen-
hausen entlehnt, war weitverbreitet. Den Renner, Herman von Fritzlar
und Seb. Brant führt Wackernagel Kl. Sehr. I 126 an. andere Beispiele bei
van der Linde I 150 ff. 9, ,33. Die Muskatnuss oder Muskatblüthe als
Sinnbild der Mässigkeit kennen weder Konrad von Megenberg (S. 371)
noch die von Wackernagel Die Farben- und Blumeuspracho des Mittel-
alters S. 35 f. benutzten Handschriften. 10, 10 Lev. 2, 13. 10, 11
Col. 4, 6. 10, 19 Eccli. 25, 23. 10, 20 Aus Eccli. 5, 4 u. 5. 10, 22
Vgl. Esra 3, 4 und Gesta Rom. Nr. 258. 11, 7 Es mag eine Stelle aus
Seneca De ira gemeint sein. 11, 15 Die Verwechselung von Bethsabo
mit Beraabe (wie hier auch 62, 28. 64, 22.) ist dem ganzen Mittelalter
geläufig. 11, 26 Dio Geschichte von Zaleucus (aus Valerius Maximus
VI 5, 3) haben Jac do Cessolis ed. Röpke S. 8 und nach ihm Konrad
von Amraenhausen Heid. Hs. Nr. 398 Bl. 38 d ; vgl. Gesta Rom. Nr. 50
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- 86 —
u. Anm. 12. 5 Vegetius Epitome rei militaris (im Mittelalter als
De nobilitato oitiert) I 1. Ueber Benutzung des Vegetius im frühem M.-A.
vgl. Zeitschr. f. d. Alt. 15, 443 ff. 12, 7 ff. Ausführlicher 24, 4 ff.
12, 10 Disticha Catonis III 13 wird gemeint sein. 13, 3 Ueber bild-
liche Darstellung des Rads der Fortuna mit der Umschrift regnabo,
regnOy regnavU sum sine regno handelt Wackernagel Kl. Schriften
I 251 ff. Die bekannteste findet sich im Hortus Deliciarum der El-
sässerin Herrad von Landsberg (Engelhard Taf. V). 13, 20 Die Königs-
wahl der Bäume aus Jud. 9, 8 ff. ist öfter moralisiert worden, vgl. Odo
de Ciringtonia Jahrb. f. rom. und engl. Litt 9, 127 f., Zeitschr. f. d.
Alt. 23, 283; Gerhard von Minden Nr. 102. 14, 12 Alexander vor
Lampsacus und der Philosoph Auaxiraenes (aus Valerius Maximus VII
3, 4) bei Jac. de Cossolis S. 4, Konrad H. Bl. 17a.
15, 3 Eigentlich Gen. 2, 18. 15, 6 Nach 18, 14 stammt diese
Deutung aus einer (falschen P) Schrift Augustins. 16, 21 Petrus Aureolus,
Franci8kaner und Professor in Paris, später Erzbischof von Aix, gab im
Jahre 1345 ein Compendium Bibliae heraus. 16, 28 Johannes Chry-
sostomus De virginitate Opp. Par. 1614 V 573a. 16, 32 Gemeint ist
wol die Erzählung aus den Gesta Rom. Nr. 60, welche den Philosophen
Sokrates die Tochter des Kaisers Claudius heiraten lägst (vgl. Konrad
H. Bl. 97 d). 17, 7 Prov. 21, 9 u. 25, 24, wo aber von Reichthum
gar nicht die Rede ist. 17, 11 Prov. 14, 1. 17, 17 Die ganze Er-
örterung stammt aus Konrad H. Bl. 28 d. (Jac. de Cess. S. 6 f.).
17, 29 Eccli. 26, 8. 19, 7 prechen [die e] vielleicht nur in den
Hss. ausgefallen. 19, 8 Richtiger Augustinus De civitate Dei I 19
(Opera ed. Migne VII 32), der neben Ovid Fasti II 719 ff. im M.-A.
die Hauptquelle für die weitverbreitete Erzählung von Lucret ia ist:
Jac. de Cess. S. 6, Konrad H. Bl. 25 d., Massraann, Kaiserchronik III
716 ff. 19, 24 äussern, entfernen, 19, 27 Jac. de Cess. S. 33,
Konrad H. Bl. 131 f. Die Geschichte von Jacobs eitler und neugieriger
Tochter wird im Mittelalter, im 16. und 17. Jh. überaus oft angeführt
und erzählt, so auch 46, 2, in Iogolds erster Predigt (s. Einleitung),
und im Renner V. 12587 ff. 19, 31 Vegetius Epitome rei mil. IV 9.
20, 9 Luc. 17, 34 ff. (vgl. Honorius Spec. eccl. Sp. 834).
21, 1 1 Prov. 2, IL 21, 13 Ethica III 3, 10 ff., (wo auch von der
tvßovUa = ßovXtji otfoTiii ti{ die Rede ist). 22, 1 ff. Die Ausdrücke
eubulia, sinesis und prudentta praeeeptiva (tpQorqois ßovlevnxij oder
rqKoferix*) hat die scholastische Philosophie der Ethik ^es Aristoteles
entlehnt. 22, 11 Ueber die Zeugnissunfähigkeit handelt das De-
cretum Gratiani II 20. 22, 12 Gemeint ist die Geschichte von dem
Knaben Papirius (aus Gellius und Maorobius) bei Jac. de Cess. S. 5,
Konrad H. Bl. 22 d; vgl. Massmann Kaiserchronik IU 741 ff., Boner
Nr. 97, Gest» Rom. Nr. 126. 22, 25 Prov. 8, 12. 23, 6 Prov.
19, 2. 23, 28 Boner Nr. 93 (aus dem Anonymus Neveleti).
24, 4 Vgl. 12, 7. 24, 20 Die Geschichte steht bei Konrad von
Ammenhausen H. Bl. 125 o. 25, 1 Aehnlich Konrad von Megen-
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87 -
berg 8. 213. 25, 8 Uober den Peliean, der auf Christus gedeutet
wird, handelt der Physiologus Fundgruben I 33 f.; vgl. auch Parz.
482, 12, Honorius ExpoRitio in psalmos Sp. 300, W. Grimm Vorr.
zur Gold. Schmiede S. L., Voigt Zcitschr. f. d. Alt. 23, ;.0L Eino Ab-
bildung gibt die Milstätor Hs. (Taf. 25 bei Karajan Sprachdenkmale
des 12. Jh8.)i wo er übrigens sisegoum heisst. 25, 6 Prov. 6, 6.
25, 12 Prov. 13, 14. Eccli 21, 16. 25, 15 Das „püch Balaam tt meint
den geistlichen Roman Barlaam et Josaphat (Historia Barlaam) des
Johannes Damascenus (Opera Paris. 1619 8. 846), dessen parabolischo
Erzählungen dio Prediger der späteren Zeit gern anführen, s. Cruel
Gesell, der deutschen Predigt im M.-A. 8. 466. Die hier daraus mit-
gotheilte Geschichte von dem Vogelsteller und der Nachtigall (Lerche
u. s. w.) war im Mittelalter überaus beliebt. Ingold mag sie aus den
ihm wolbekannten Gosta Roroanomra haben (Österley Nr. 167). Mhd.
gereimte Fassungen bei Boner Nr. 92 und Zcitschr. f. d. Alt. 7
343. Ueber die Verbreitung handeln Österley Gesta Rom. S. 739 und
Dunlop-Liebrecht Gesch. der Prosadichtung S. 484 Anm. 74 In Rudolfs
von Ems Bearbeitung des orientalischen Romans fehlt sie. 26, 13
Eine im einzelnen stark abweichende Geschichte der gleichen Art findet
sich in der deutschen Bearbeitung der Gesta Romanorum, die Keller
aus einer Münohener Hs. herausgegeben hat (Gesta Romanorum das ist
der Roemer Tat. Quedlinburg u Leipzig 1841 S. 40. Cap. 29: sein
getvizzister freund, sein spilmttn, sein vngelrewester feint). 27, 7
Matth. 6, 20.
27, 12 II Tim. 2, 4. 28, 21 Ps. 26, 16. 28, 23 Cant. 8, 6.
28, 24 Rom. 8, 35. 28, 26 Matth. 10, 37. 29, 10 Uober die Schnecke
vgl. Odo de Ciringtonia 48a (Jahrb. f. rora. u. engl. Litt. 9 136,
Zeitschr. f. d. Alt. 23, 299: aus einem erweiterten Physiologus.)
29, 16 nun daz gleich niuwan daz, nur. 29, 22 Ps 129, 3. 30, 5
Diese Anschauung ist für die Zeit doppelt charakteristisch, weil sie
ein Prediger ausspricht. 30, 15 Eccli. 3, 20- 30, 17 Jac. de Cess.
S. 14 und nach ihm Konrad. 30, 18 rauch wie 53, 32 = räch stm.
neben dem stf. räche, räch. 30, 22 Ueber die Neunzahl der gi össten
Helden handelt Liebrecht bei Dunlop 8. 476, der sie auf bretonischen
Ursprung zurückführt. Ein letzter Rest der alten Zusammenstellung
dieser neuf preux scheint sich in den Bezeichnungen unserer Spiel-
kartenköoige (David, Alexander, Hector, Julius Caesar) erhalten zu
haben. — Statt der Christopherus finden wir gewöhnlich Gotfried von
Bouillon (in englischen Quellen auch Guy of Warwiek) ; die Einfügung
dos Heiligen setzt schon die jüngere Erweiterung seiner Legende
voraus, wonach er auszieht, sich den stärksten Herrn zu suchen. Das 9
er 32, 30 ausdrücklich jungfräulich genannt wird, deutet auf den
Widerstand hin, den er den Buhlerinnen Aquilina und Nicaea leistete
(Acta Sanctorum Julii VI 147). 30, 30 Drei spitze „jyden htitlach" zeigt
auch ein Züricher Judensiegel aus dem Jahre 1329, das in der Leipzige r
Illustrierten Zeitung (1881) No. 1983 raitgetheilt ist. 31, l flf. Nach
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der mittelalterlichen Sage von Caesar, vgl. Annolied und Kaiserchronik
ed. Massmann V. 455 ff. (Diemer 15, 6 ff.). Wosemann, Caesarfabeln
des Mittelalters. Progr. d. höh. Bürgerschule zu Löwenberg i. Schi.
1879. Als Quelle wird unnütz Lucanus hinzugefügt, über seine Kennt»
ni8s im M.-A. vgl. Th. Creizenach Die Aeneis und dio Pharsalia im
Mittelalter, Frankfurter Progr. 1864. 31, 21 potestas, sapientia,
sanctitas, eine der vielen Formulierungen der Trinität. 31, 30 Hin-
weis auf das grosse Ansehen der Pariser Universität. 32, 8 Luc
21, 19. 32, 24 vermalgen für vermeiUgen (AI. Gr. § 87) findet sich
fast durchweg in gleichzeitigen Ulmer und Augsburger Drucken. 32,
32 Lev. 3, 9. 7, 3?
33, 6 Kein biblisches Citat. 33, 12 Senoca De tranquillitate
animi Cap. 1 (Opera Arg. 1809 I 251): semper judicio officit favor.
34, 7 Matth. 20, 20. 35, 3 Es ist wol Alexanders Anwesenheit bei
den Brachmanen, sein Gespräch mit Dandamis gemeint. 35, 14 Kon-
rad H. BI. 38c (Jac. de Cess. S. 8); auch Gesta Rom. Nr. 29. Quelle
ist Helinand. dessen Bericht auf eine Erzählung des Herodot von Kam-
bysos zurückgeht. 36, 6 ff. Die Quelle dieser Erzählung wie der
Verse vermag ich nicht nachzuweisen. Eine ähnliche Klage wie der
erste Hexameter enthält ein im Anz. f. Kunde d. d. Vorzeit 8, 596 f.
abgedrucktes Gedicht De numroo: In terra summus rex est hoc tem-
pore nummus. 36, 27 Ethica V 2, 12 (Ethica Eudemia ed. Fritzsche
93, 30). 37, 3 u. 5 Dio Vergleiche der Richter mit Spinnweben und
mit Sackpfeifen sind beide aus Konrad von Ammenhausen H. ßl. 39c
und 41c entlehnt, der den letzteren einer Wandinschrift entnommen
hat. alletifantz, alefanz Schalk, Schalksstreich; dann: Bestechung.
37, 10 Frei und sicher verderbt aus Luc. 12, 42. 37, 26 l&ffel
= löufel, Laufer, Lexer I 1967. 38, 3 Eccli. 7, 16 und Ps. 1 10 (111), 9.
38, 4 Gewöhnlich sprechen die Prediger nur von timor servilis und
iimor Malis (7 u. 9). 38, 18 Da mir paner-sper GD unverständlich,
paner und sper aber nach I Reg. 26, 11 u. 12 hasta et scyphus aquae
uumöglich schien, habe ich die einfachere Lesart von Z eingesetzt.
39,32 anwerk entstellt aus anticerk. 40, 17 Die Pointe dieser Geschichte
scheint verwirrt; ihre Quelle ist mir nioht bekannt geworden. 40, 23
Prov. 9, 1. 40, 28 Ebenso 49, 24, nach Jac. de Cess. S. 17, Konrad
H. Bl. 77b. Aus Jacobus, der als seine Quelle Josophus Libcr do
caus. nat. rer. angibt, schöpfen auch die Gesta Rom. Nr. 159. 41, 9
Joann. 13, 35. 41, 12 Ps. 140 (141), 2. 41, 17 Luc. 9, 62. 42, 7
beichtiger — confessores, im Gegensatz zu den martyres (3). 42, 15
Matth. 20, 28. 42, 17 Luc. 22, 27. 42, 21 Joann. 10, 9. 42, 23
Ps. 126 (127), 1. 42, 25 Matth. 9, 13. 43, 7 Beziehung auf das
Evangelium Nicodomi. 43, 12 Diese Ausdeutung der magna peccatrix
aus Luc. 7 gehört zum Grundstock der Magdalenenlegende, schon Grogor
d. Gr. kennt sio: Horn, in evang. 25 u. 33 (Opera Ven. 1769 V 256 u.
306). 43, 22 Joann. 7, 37. 43, 25 Das Kreuz als Altar, s. Denk-
mäler - S. 379. 43, 28 Joann. 16, 28. 44, 20 Gleich 59, 7. Das
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t
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sprichwörtliche Beispiel belogt Zingorle Die deutschen Sprichwörter im
Mittelalter S. 65 zweimal aus der Colmarer Hs. Das Verbura hat dort
die gewöhnlichere Form gagzen. 46, 2 "Wie 19, 27.
47, 6 Das Brettspiel mit den Scheiben, unser Damespiel, ist aus
dem Schachspiel hervorgegangen, s. van der Linde II 392 ff. "Wie
dioses galt es im frühern Mittelalter auch den strengen Sittenpredigern
nicht für anstössig, weil es nicht um Qeld, sondern höchstens um die
Zeche (ürte) gespielt ward. Die Brettspieler die nur durch kttrztcil
spielen, nimmt Konrad von Haslau im Jüngling V. 373 f. ausdrücklich
von seinem Tadel aus. Die Angriffe, welche Dichter und Prediger der
spätem Zeit auch gegen das Brettspiel richten, scheinen meist das
Wurfzabel oder Trictrac zu treffen, bei dem der Würfel die Züge ent-
schied und das wohl mit Vorliebe von trank- und speiselustigen Mechern
in den Doppelschulcn (s. Horae Belgicae VI 170 f., Bodman Rhein-
gauische Alterthümer S. 674) gespielt wurde. Ingold scheint beide zu
vermengen, er geht von den scheiblachon bald zu den Würfeln über.
Wie jedes Hasardspiel hatte es Fluchen und Schwören unvermeidbar
im Gefolge, daher die scharfon Ausfälle im Teufelsnetz V 4672 ff.
(auch V. 1728 ff.), dessen Verfasser freilich auch das Schachzabel nicht
verschont (V. 4688). — Abbildung bei Schulz Höfisches Leben I 414.
47, 10 vgl. 4, 25. Vom Brettspiel specioll berichtet diese Sage
auch Hugo von Trimberg im Renner V. 11402, wo ein Ritter Alco als
Erfinder genannt wird. 47, 21 Phil. 3, 19. 47, 24 weinrttffer sind
bis jetzt nicht nachgewiesen. Waren es Ausrufer, die mit einer Schelle
oder Glocke den Ausschank des neuen Weins ankündigten? 48, 20
Prov. 29, 21. 48, 30 ürte swstf. bezeichnet zunächst die Wirths-
rechnung, Zeche, dann die Gesellschaft, das Gelage im Wirthshaus,
schliesslich jede Mahlzeit, s. Zarncke z Narrenschiff 77, 87. 48, 30 ff.
Die Bezeichnungen der Würfe als dus (daus, tüs), drey (tres),
quater, zingg, aess (vgl. Roinmar von Zwetcr MSH. II 196b No. 109, Renner
V. 11406 ff.) scheinen aus dem Französischen zu stammen und auf die
Herkunft einer Art des Würfelspiels über den Rhein hinzuweisen. Einige
davon haben wir noch heute im Kartenspiel. 49, 24 Vgl. 40, 28.
50, 5 Gregorii Opera Ven. 1769 III 253. Aus dieser Stelle scheint auch
Gesta Rom. Nr. 179 (3. 583) zu schöpfen, wo der Gula fünf Töchter
gegeben werden. 50, 32 ff. Die Beispiele Bchon bei Gregor und
Gesta Rom. a. a. 0. 51, 13 Avicenna (Ebn Sina), der berühmteste
der arabischen Aerzte des M.-A.'s (978—1036), dessen Hauptwerk im
12. Jh. von Gerhard von Carmona ins Lateinische übersetzt wurde und
u. d. T. Canon sehr verbreitet war. 51, 22 S. Nicolaus, Legenda
aurea S. 22. 51, 25 S. Dominicus, Acta SS. Aug. I 387 (nach Vincenz
von Beauvais Spec. hist. Lib. 29, Cap. 94). 51, 28 Luc. 7, 44.
51, 30 Die Hochzeit zu Cana, welche der Evangelist Johannes (2, 1 — 10)
allein erzählt, wird später von Sage und Logende allgemein als seine
eigene (nach einigen Versionen mit Maria Magdalena) aufgeführt. Hono-
rius Spec. eccl. 8p. 834, Mones Anzeiger 8, 412, Kelle Speculum ecclesiae
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S 32, Fundgruben I 86, Erlösung V. 3809 ff., Marionlied, Zeitschr. f.
d. Alt. 3, 130. 52, 22 Luc. 14, 15 spricht Johannes diese Worte. —
52, 25 „Schanzen", von fr. chance, bezeichnet zunächst jedes
Hasard, dann spociell das Würfelspiel; andere Bezeichnungen sind
rasseln und topein (doppeln = duplare). 52, 26 Matth. 28, 18.
52, 30 Albertus Magnus, der als „grosser Meister" oft citiert wird.
53, 10 8tcllen des Corpus juris canonici, non debent und cui officio
bezeichnen den Anfang der betr. Erlasse, extra einen Zusatz (Decr. Greg.
III. 1, 15). 53, 14 f. Diese Constiiucio greoa war nicht a-ifzufinden,
de aleatoribus meint Dig. XI 5 (über die Bezeichnung ff vgl. Zeitsohr.
für Rechtsgesch. 12, 300). 53, 18 Der folgenden Aufzählung liegt
ein Predigtentwurf «loa Johannes Herolt von Basel zu Grunde, vgl. die
Einleitoing. 54, 27 ff. Ganz ähnlich Konrad von Haslau im Jüngling
V. 389 ff., auch Hugo von Trimberg im Renner V. 11278, wo die
8pieler vor der beininen driveltikeit auf deu Knieen liegen. Als un-
treuer Buhle erscheint der Würfel in einem Augsburger Loos- oder
Würfelbüchlein (gedruckt bei Johann BUubirer um 1500), von dem es
ein neueres Facsimilo gibt. 54, 32 8. Martin, s. Leg. aurea ed. Grässe
8. 741. 55, 9 tcürf einlacher werden als tcürfeler erwähnt bei Berthold
von Regensburg I 562, 18 (neben Messerschmieden und Sciinpelmachern),
und im Renner V. 4453. Auch der Wiener Professor Thomas Ebendorfer
von Haselbach wendet sich in einer Predigt gegen sie, s. Cruel Gesch.
d. d. Predigt im M.-A. S. 497 — Der würfelleger (Teufels Netz V. 13323)
erscheint hier von dem Wirthe unterschieden; er leiht gewiss nioht
nur die Würfel, sondern muss noch auf andere Weise betheiligt nein.
56, 28 lüstlins d. i. listelin (s. Lexer) ist die Bezeichnung eines Brett-
spiels, sicher nicht des Würfeins, obwohl es Ingold hier einreiht. 57, 7
yetz zu den weihenächten scheint darauf hinzuweisen, das« die Traotate
in der Advents- oder Weihnachtszeit entstanden sind. 57, 11 Matth.
28, 18. 58, 19 aufschlagen, aufschieben. 59, 7 Vgl. 44, 21. 59,
26 8. Bernhard und der Spieler, aus Konrad von Ammenhausen H.
Bl. 12« d = Cess. S. 29 f. 60, 20 S. Bernhard und der Mönch,
nicht bei Jac. de Cossolis, sondern nur bei Konrad H. Bl. 127c, der
ausdrücklich bemerkt, dass die Geschuhte von ihm ans anderer Quelle
hinzugefügt sei.
61, 21 Die — ziemlich ausgedehnte — Litteratur über da 8
Kartenspiel ist, soweit sie die Erfindung oder Genesis des Spiel», seine
Aufnahme in Deutschland und seine älteste Geschichte betrifft, fast
werthlos, nachdem van der Linde II 375—391 die Unhaltbarkoit der
Herleitung aus dem Schachspiel nachgewiesen und gezeigt hat, dass
in ältern Urkunden, Verordnungen u s. w., die man chronologisch aus-
beuten wollte, unser Spiel vielfach erst später interpoliert worden ist.
Sicher ist soviel, dass die Spielkarten erat im 14. Jahrhundert und
zwar nioht vor der zweiten Hälfte desselben aufgekommen sind, gleich-
zeitig mit der Verallgemeinerung des Papiers. Hoffmann von Fallers-
leben Horae Belgicae VI 174 f. und van der Linde a. a. O. verzeichnen
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die Litteratur wio die ältesten Belege für ihr Vorkommen, van der Linde
geht indessen zu weit, wenn er (8. 382) keinen Beleg vor dem Jahre
1392 als gesichert gelten lässt. Freilich, die Nachricht unseres Ingold
((32, 2), das Spiel sei 1300 nach Deutschland gelangt, ist sicher un-
richtig, ich vermuthe, dass der Autor oder eine alte Handschrift seines
Werkes hier ein siben und sibenzig nur vergessen hat, das die wahrschein-
liche Quelle, der Lndus oartularum moralisutus des Baseler Dominikaners
Johannes bietet. Seiner Angabe dürfen wir gewiss Glauben schenken.
Es stimmt mit d eser zeitlichen Fixierung vortrefflich überein, wenn wir
in den St- Galler Rathssatzungen (hrsg. in den Mittheilungen zur vater-
ländischen Geschichte IV. St. Gallen 1865) zum Jahre 1379 ein Verbot
der Karten finden (Nr. 23h' S. 108). nachdem die Spielverbote der
frühern Jahre : 1364, Nr. 153 u. 157 (S. 70), fast wörtlich wiederholt in
Nr. 208 (S. 96) vom J. 1373 und in Nr. 222 (8. 101) vom J. 1377, immer
nur das Würfelspiel erwähnt haben. Es scheint, dass das Kartenspiel
welches von Anfang an in Deutschland um Geld gespielt wnrde, auch
auf den Charakter der andern Spiele verderblich einwirkte oder doch
dio Aufmerksamkeit der Obrigkeit mehr auf diese hinlenkte; wenigstens
stellen sich in den St. Galler Satzungen jetzt schärfere Bestimmungen
gegen alle Arten von Spiel ein, mit denen man den Pfenning gewinnen
oder verlieren mag, Brett und Schach, Kegeln und Schiessen werden
aber noch besonders ausgenommen. — Die Verbote des Kt»rtenspiels
in Regensburg 1378, Nürnberg 1388, Ulm 1397, Augsburg 14O0 hat
bereits Hoffmann a. a. 0. angeführt. — Das Kartenspiel hatte von
Anfang an im Gegensatz zu dem aristokratischen Schach einen mehr
demokratischen Anstrich, es war auch weniger conservativ als jenes,
sondern nahm Bchon im 15. Jh. unter der Hand der Landsknechte, die
seine Hauptgönner waren, eine Form an, die in socialironischer Kritik
die Ansichten der niedern Kreise von der Hinfälligkeit der irdischen
Grössen wiederspiegelt. Das zeigt deutlich die in der Einleitung aus-
gehobene Stelle aus Geiler. — Das Aussehen der alten Karten ist in
unsern „deutschen Karten" nicht ungetreu erhalten. Alte Abbildungen
und Beschreibungen findet man bei (R. Merlin) Origine des cartes ä
jouer, Paris 1869, und bei Willshire A descriptiye catalogue of playing
and other cards in the British Museuro, London 1876. Von besonderer
Wichtigkeit wird natürlich der lat. Ludus cartularum in Wien sein,
aus dem ich einstweilen (durch J. Seemüllers Güte) nur dio Bezeich-
nungen reges, reginae, ancillae, marschalei mitzutheilen vermag.
Weniger Werth haben die Abbildungen in Murners Chartiludium in-
stitute (Argentorati 1518), weil hier in den Rahmen der Karten um
dos praktischen Zweckes willen alles mögliche hineingedrängt wird.
Wichtig aber ist auch dies Werk, weil es für die Kartenzahl 52 spricht
und weil wir unter den vielen Emblemen auch die wohlbekannten
Eichel, Schelle, Grün (Blatt) Roth (Herz) wiederfinden. Die beiden
letztern sind auch auf dem Bild im G. Sp. deutlich erkennbar. Eine
ältere oder doch eine abweichende alte Zusammenstellung der „Farben"
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scheint unser Text zu bieten (8. 64): Rose, Krone, Pfennig, Ring. Die
Krone finden wir übrigens auch unter den 12 Emblemen Murners. —
Der Umfang des Kartenspiels muss, wie im Goldenen Spiel, von An-
fang an 52 Karten betragen haben, fflr gewisse Spiele brnuchte man
indessen schon früh nur 36 Karten. Dass es schon damals verschiedene
Arten des Spiels gab, deutet Ingold selbst 63, 28 an, ausser den 4 Konigen,
sagt er, haben etlich kartenspil . . . ßer küttgin und ßer junkfrawen,
das sind die retinae und ancillae des Ludus; ob die andern Bilder, die
er nennt, nur den Zahlenkarton beigegeben waren, ist leider nicht
ganz klar, es sind ihrer freilich auch in der vollständigem Aufzählung
(63, 3*2 ff.) nur 8: Edelmann, Wucherer, Pfaff, Kupplerin, Hurenwirt
Wirt, Küfer, Winzer. Dass der „Bube" als beständiger Trumpf aus
der Zeit der Landsknechte herrührt, habe ich schon oben angedeutet.
61, 21 Das Citat ist nicht der angeführton Bibelstelle, sondern der
Hist. schol. Lib. Num. Oap. 34 entnommen: Balaam consilium dedit eis
ut virgines, qua r um specie illudi posset castitas, circa tentoriu Israhel
cum exeniis venalibus mitterent. 62, 2 S. Anm. zu 61, 21. 62, 10
stürz stm. Schleier, bes. Trauerschleier. 62, 11 glokschnür im Haar,
bisher unbelegt, aber leicht verständlich. 62, 12 Das Schminken war
im M.-A. durchaus üblich, s. Schultz Höf. Leben I 187, im 15 Jh. auch
in bürgerlichen Kreisen: Spiegel des Sünders bei Geffcken Bildorkatechis-
mus S. 57 Hast du dich an dem suntag — auf gespränezt — mit gefärbtem
antlitz, mit deim har und anderm u. s. w. 63, 3 Ovid, wo? 63, 22 Das
selbe Bild hat J. in einer soinor Predigton, s. Ein]. 63, 11 Das unklaro
gaffeist irnen ändere ich jetzt In gaffeldimen, zu gaffel stf., Zunft (Lexer
Nachträge S. 170), also Zunftdirnen, Huren. 63, 12 Die „Kalbsmägcn**
scheinen sich auf eine hässliche, in Frankreich als „Horner* 4 bezeichnete
Art des Chignons zu beziehen, s. Schnitz I 181. 63, 27 Es muss statt
XIII XII heisson, wenn nicht der König selbst mitgezählt soin soll.
63, 30 die toypel = 33 das täppelweib, Hurenwirthin, Hure. Bei Lexer
It 1483 (als töupel) nur aus dem Buch der Beispiele belegt, also wol
speciell alemannisch. 63, 33 der riffiun, der Kuppler, Hnrenwirt.
36, 34 der weinmann ist sonst der Weinbauer, Winzer, hier scheint es im
Gegensatz zu dem pauman, der den wein pauwen sol, der Küfer oder
Weinhändler zu sein. 65, 5 Die erste Geschichte findet sich bei
Konrad H. Bl. 92 (= Jac. de Cessolis S. 21). Daneben hat Konrad
noch eine Geschichte ähnlicher Art von einem, zwei oder drei Demotrii,
aus der er selbst nicht klug geworden sein will. (Bl. 13b, Bl. 91b,
vgl. Jac. de Cess. S. 21). 65, 26 thorenpiirdin stf. = ahd. -burdin,
Graft" III 162. 66, 6 Prov. 30, 21. 66, 18 Exod. 21, 33. 66, 33
Luc 12, 27. 67, 4 Die Geschichte von Arispus, der dem Herzog von
Aachen in den Bart speit, bei Konrad H. Bl. lad. 67, 7 Gegen die
Schleppen oder swenze ziehen Dichter und Prediger sehr oft zu Felde,
vgl. Heinrichs von Melk Erinnerung V. 319 ff., Vintlers Plüeme der
Tugent V. 9428 ff. und bes. die Stelle aus Etieune de Bourbon bei
Schultz Höf. Leben I 199, die mit Ingold aus der gleichen Quelle
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stammt. 67, 11 Diesen Schwank erzählt Etienne de fiourbon a. a. 0.
einem „Meister Jacobus" nach. Surgant im Manuale curatorum 8.
XLI b führt ihn als „exemplum Caesarii" an, und in der Tat hat Cae-
sarea von Heisteibach im Dialogus miraculurum V 7 eine ähnliche
Geschichte, nur reitet dort „multitudo daemonum' 4 auf der Sohleppe.
68, 3 Was die schnatertafel am Charfreitag ist, vermag ich nicht an-
zugeben, vielleicht einer jener sonderbaren kirchlichen Schwftnko, dio
die Strassburger Geistlichkeit im lf> Jh. dem Uebermut des Volkes zu-
gestehen musste? 68, 5 Gegen das Prunken und Kokettieren mit der
Paternostersehnur eifert auch Hugo von Trimberg V. 429 ff. gemert
— hineingemengt, zu mern, eintauchen, nicht zu meren, vermehren.
68, 10 Die ganze Stelle ist entlehnt aus Altd. Blätter I 60. 68, 19
Das Wiedersehen des Heil. Bernhard und seiner Schwester Humbelina
beschreibt die Vita Bornhardi (bei Mabillon, Opera S. Bernhardt Paris,
1719 II 190). 68, 26 Irrthum, der^Frau Potiphars! 68, 27 Heroh
Discipulua de eruditione christifidelium (De luxuria) XIX Q. : Item si
mutus lapideus a candela juxta se posita non contburatur : tarnen deni-
yratur: sie licet quod hämo quandocunque non cadat ex familiaritate
mulier um in peccatum actuole: tarnen frequentius aliquantulttm inqui-
natur ad minus per rogitationes et delectationes malas. 68, 30 ff. Die
nachfolgende originell moralisierte Gartenscene aus dem Tristan (aus
egm 311 bereits mitgetheilt von Birlinger Auz. f. Kde. d d. Vorz. N. F.
10, 328) kann sowol auf Gottfried von Strassburg V. 14617—14910
wie auf Eilhart von Oberge V. 3449—3625 zurückgehen; sie setzt
indessen nicht nothwendig Bekanntachaft mit einer dieser Dichtungen
selbst voraus, da gerado diese 8cone auch für bildliche Darstellungen
beliebt war, s. Anz. f. Kde. d. d. Vorz. N. F. 13, 18.
f>9, 26 Ps. 11, 9. 69, 29 Der Wettlauf gehörte im ausgehenden
Mittelalter zu den beliebtesten Volksvergnügungen, vgl. über ihn und
andere Leibesübungen Bintz Die Leibesübungen des Mittelalters, Güters-
loh 1880, dessen künstlich construiertes altdeutsches Pentathlon jedoch
Steinmeyer Anz. f. d. Alt. 6, 228 mit Recht zurückgewiesen hat. Man
setzte nls Preis in wohlhabendem Kreisen ein Stück Soharlaohtuch, in
ärinern ein Stück Barchent. 70, 3 Der Tanz uma goldene Kalb wird
überall, wo gogen daa Tanzen gepredigt wird, ala der Anfang dieser
Unsitto angesehen, vgl. bes. Renner V. 12374 ff., Altd. Bl. I 60, Zarncke
zu Narrenschiff C. 61. 71, 12 Instrumentalmusik ala alleinige Be-
gleitung des Tanzes kam allmälich immer mehr auf und verdrängte
schliesslich ganz dio alten Lieder (reien uud tenze), die freilich schon
längst zu Zotengesängen ausgeartet waren. 71, 16 Bezieht sich auf
die gleiche Erzählung der Renner V. 12366?
und sehe ein münch an einem tantze
ein meit in einem gelben swantze
und mit einem schoenen rosenkrantze,
sin hertze viel vil lihte ein schantze.
Ein mhd. gereimter Schwank von einem Mönchlein, das die Frauen-
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zimmer für Gänse hält und in die Einsamkeit zurückgekehrt sich nach
den „Gänsen" sehnt, ist Zeitschr. f. d. Alt. 8, 95—106 abgedruckt.
71, 22 Altd. Bl. I 5b' f. „aus Hieronymus**. 71, 30 f rodig = fraidiy
leichtsinnig, übermütig; die umgekehrte Schreibung haben wir in frain
für fron u. s. w , s. Einl. 72, 9 Das taugenpuch ist Apoc. 9, 3. 72,
28 Ob släfende oder steifende (sldnfende) tetize gemeint sind, ist nicht
ganz deutlich. Der sloufende tanz würde der Gegensatz zu dem
springenden tanz Altd. Bl. I .*)6 sein 73, 20 der minnen püch: das
Hohelied Salomonis (I, 3), dem die folgende Stelle nachgebildet isf,
der liebe buch Z, der innigen (od. Winnenden) sei buch D. sind andere
Bezeichnungen dafür.
74, 26 Ps. 126, 4. 74, 28 Dio fünf Arten des Kugelspiels,
welche hier aufgezählt zu werden scheinen, scharf zu scheiden ist mir
nicht gelungon. Klar ist zunächst Nr. 4 ballen, von Z als der balle
schlacken näher erläutert. Das Ballspiel, aus den inhd. Dichtern wol-
bekannt (vgl. Schultz Höf. Leben 422 f.) erfreute sich auch noch im
15. Jh. grosser Beliebtheit. Indessen scheint mir die Vergleich ung der
Quellen (Predigten, Tractate, Stadtbücher, Polizeiordnungen) den
Schluss zu gestatten, da.ss es zuerst in Oberdeutschland immer mehr
von dem Kegelspiel verdrängt wurde und zu einer Belustigung der
Knaben und Mädchen herabsank. Am Rhein, in Mittel- und Nieder-
deutschland erhielt es sich weit länger, und gab besonders durch die
enge Verbindung mit dem Tanz zu Rohheiton und Ausschreitungen
Anlass, welche der Gegenstand geistlicher Ermahnungen und obrigkeit-
lioher Vorbote wurden. S. hierüber Bintz a. a. 0. 8. 107, 8. 110 112,
wo auch ein unsittliches Ballhaus in Köln erwähnt wird. Es ist nicht
Zufall, dass gerade in den Niederlanden im 15. Jh. das Ballspiel mora-
lisiert wurde (s. Einl.). Andere Angriffe richteten sich gegen hohen
Einsatz beim Ballspiel. — Ist bei Nr. 2 der Zusatz „der buben" echt
(in Z fehlt er), so ist auch dies Spiel nicht misszuverstehen : es wäre
das Btckern oder Schussern unserer Jungen. Wir behielten so noch
übrig Nr. 1 kuglen, Nr. 3 boten, Nr. 5 l-eglen. Hier müssen wir jedes-
falls zwei Arten des Kugelspiels unterscheiden, die in andern Nach-
richten klarer hervortreten, die eine, altertümlichere, welche auf den
Steinwurf (vgl. Discus) zurückgeht und wobei die Kugel bald aus
freier Haud oder an einem Seil geschleudert, bald ähnlich wie beim
Ballspiel mit einem Knüttel auf oder über der Erde getrieben wurde,
die andere, jüngere, wolche mit unserm Kegelspiel am nächsten ver-
wandt ist. Die erstei l ist überall da gemeint, wo von bözen (pözen)
die Rede ist; auf niederdeutschem Boden scheint der Schevekloth (vgl.
Lüntzel Die hildesheimische Stiftsfehde 8. 230, und Über das Klotschieten
der Jeverländer Bintz a a. 0. S. 108) die beliebteste Form gewesen zu
sein. Das spil mit dem Mze indessen, das u. a. auch Kaiserchr. Diem
401, 24 gespielt wird, war, wie sich aus der Schilderung im Athis C*
87 zu ergeben scheint, das Ballspiel, und ebenso ist in lat. Stellen meist
der ludus globorum aufzufassen. (Anders Schultz, Höf. Leben I 4J1) #
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Das kuglen an unserer Stelle ist wol identisch mit durch den ring
kiiglen 3, 22. — Unser Kegelspiel, Nr. 5 keglen, dürfen wir wol auch da
vermutben, wo von waten, walgeln, wälzeln gesprochen wird. Es rauss
schon frühzeitig um hohen Einsatz und mit grosser Leidenschaftlichkeit ge-
spielt worden sein, nur so erklären sich die schworen Strafen, welche in den
Nürnberger Polizeiordnungen (ed. Baader S. 65) gegen die 8pieler und
besonders gegen den platzmeister festgesetzt werden. Das pozen wird
in einer frühern Verordnung (Ebda S. 63) viel milder behandelt. —
Aus den Nürnberger Verordnungen gegen das wälzein geht die
Form des Ziels nieht ganz deutlich hervor: neben dem wdlzeln wird
ein anderes Spiel im einen kreis schizzen mit der gleichen Strafe be-
legt, das dem jetzigen Kegeln in dieser Beziehung noch näher zu stehen
scheint. Leider lässt uns auch die köstliche Schilderung, welche Hugo
von Trimberg im Renner V. 11364 ff. von aufgeregten Kugelspielern
gibt, über einige Funkte im unklaren. Im Tugendschatz Meister Alt-
werts S. 89: zwei spilten der boten, zwei walten zu dem zweck und im
Teufelsnetz V. 13321 walar, bosar mit unrecht triben werden, wie ich
glaube, die oben auseinandergchaltenen zwei Hauptarten unterschieden
an der erstem Stelle ist indessen nicht an ein Kegelspiel auf Bohlen
zu denken, wie Lexer andeutet, denn die gedielte Kegelbahn ist eine
ziemlich junge Einrichtung: wie noch heute in vielen Gegenden schob
man auf festgestampfter Erde. Das spil der boten ist vielmehr das-
selbe wie frz. jeu de boule. — Ich erwähne zum Schluss noch den
ältesten Boleg für dns Wort Kegel, weil diese Stelle, bisher kaum
beachtet, zugleich auf eine eigentümliche alte Sitte hinweist: Fredigt
auf Dom. IV aus Kuppitschs Summlung (ca. 1200) Mones Anz. 8,
513 f. Swa der heiser hiute ist, daz ist sin reht, daz ouch er sich fre-
uen sul unde sol der keglen spiln als ime gezetzet ist. Mine karissimi,
daz bediutet alles die wunne die wir haben suln mit dem gotis dienste.
Eine Reihe weiterer Belegstellen findet man bei Rothe Das Kegelspiel»
Zeitz und Leipzig (1880) S. 6-15. 75, 12 Dig. XLVIII 19, 3. 75„
28 Diese Geschichte (in GD mit einem Bilde) entnimmt Ingold den
Gesta Rom. Nr. 44 (deren Quelle Vincenz von Beauvais ist). 76, 16
Die Erzählung vom Tode Kains durch den Pfeil seines Nachkommen
Lantech bietet nach ältern Genesiscommentatoren Petrus Comestor Hist.
»ehol. Lib. Gen. Cap. 28. 76, 25 Apoc. 6, 2, auch in Ingolds erster
Predigt. 77, 20 I Reg. 10, 26. 77, 23 In keiner Vita der beiden
Heiligen zu finden. 77, 30 I Joann. 5, 19. 78, 14 Matth. 6, &
78, 16 Frei nach I Reg. 18, 6 u. 7. 78, 30 Boethius De in-
stitutione musioa I 10 und danach bei den meisten mittelalterlichen
Musikschriftstellern. 79, 32 Augustini Confessiones Lib. VIII Cap.
12. 80, 2 Die Sirenen waren am besten aus dem Physiologus be-
kannt (Fundgr. I 25, Bild bei Karajan Sprachdenkmale Taf. 7, Chaucer,
Nunprests tale V. 450 f.), mit der „poetretf wird wohl Ovid ( Met am. V
Ö55, XIV 88 ff.) gemeint sein. 80, 3 Argus, Gesta Rom. No. 111.
80, 29 laym (leym D) — lium stm ? Ruf, Gerücht, bisher unbelegt.
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80, 30 achmotzen — schmutzen, schmunzeln. 81, 6 Konrad von Meren-
berg S. 316 hat davon nichts. 81, 9 Dass ff auch für „Decret" ange-
wendet wird, vennuthoto Stolze), Zeitsclir. f. Reehtsgesch. 13, 399.
81, 16 Boner Nr. 53. 81, 31 Uobor die Beginen lautet das ürtheil
der Moralisten an den verschiedenen Orten recht verschieden. Sehr
gelobt werden sie im Teufolsnotz V. 5988 ff., scharf getudelt von Hein-
rioh von Neustadt Von Ootes Zuokunft V. 437 ff. Ueber die Strass-
burger Beginen s. K. Schmidt Alsatia 1858—61 S. 149 ff., bes. 21« ff.
und Zarncke zu Narrenschiff 102, 47. — gaystlerin, yeisterin, Schwester
des freien Geistes, Beginc, s. Deutsche Städtechroniken X 310, 13
(Königshofen). 82, f> Wander, Sprich wörterlexicon I 416, Nr. 56.
82, 6 Ebda III 181, Nr. 65. 83, 29 die rechten mayaterlieder, vgl.
Herolt Sormo 124: cantilenas atnatorins in entee altixone cantavit, ne
unatn quidem aed septem. £4, 5 Von dieser Musikquelle handelt Gcsta
Kom. Nr. 150, aber olino Avicenna und Arabia zu nennen ; andere
ähnliche Naturerscheinungen bespricht K«.nrad von Mcgenberg S. 484.
84, 18 Augustini Sermones Nr. 9 De decem chordis (Migne V. 1, 75 ff.),
ziemlich umfangreich und daher hier als Trnctat angesehen. 84, 19
unverfenclichen kann hier nicht wie sonst im mhd. 'unnütz, wirkungs-
los' bedeuten, sondern wol 'ohne Nebenabsicht, Stolz'.
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WÖRTERVERZEICHNIS.
(Ein a neben der Zahl bezeichnet eine Anmerkung).
abschlug »8^ f>.
achtend ord. 37, 25. 54. I n. ö.
äffen adj. 49, 2fL
«ffenmist 40, 29.
umstimme 49. 16.
allenfantz 37, 6a.
anwerk 39, 32a.
appeteger 37, 20.
aufmutzen 62, L2.
aufsatz 7, 5a.
aufschlug 58, a.
aufschlagen 58, 19a.
äugend ichen 73^ 26.
äussern 19, 24a.
außschliessung 53, liL
beichtiger 41^ 9a.
bekorung 8^ L
bewarnen 33, 25.
bolen 74, 28a.
thorenpürdin 65, -26a.
durchächtikayt 42^ ü.
eysinvarb 6j 25.
eissenhüt 7, liL
endsnch 3, 13.
erabschneyderin 81^ 32.
ergernüß 50, 2ä.
erpicken 2iL _L
ertzadel 9, 26.
eselkinbakzan 30, 2a. 32, L5_.
gaffeldirne (sf.-stürne) 63, IIa.
gaystlerin 8L, liL
gatzgen 44, 22a. 59, L
geläublichen 51^ 3jL
geleich ßnung 8, 3*
gewaltnöss 54^ 8i
geling, gling adj. 12, 33. 13, L 27,
16 u. ö.
gesatzt stf. 14. 26. 36^ 14.
glöglach 6, 23.
glokschnur 62i LL
güder (geuder) ÖQ, 9. TJL 10,
hagdorenpaum 14j fi»
harren von 2_L 16.
hauptgut 61, LL
hauptküssin 10, 24.
höwschrikel stm. 2% LL
hfttlach 3Ü 30.
käplach 67, 29.
kalbskrosse sin. 63j 12;
Kugelspiehuimen 74j 28a.
l&ffel 3L 26a.
layin stm? 8^ 29a.
leomist 40j 29.
leon adj. 49, 26»
lüstlin 56^ 28a.
mad stm. 8L, IQ.
matschrecko swm. 72^ LL
meron 68, 5a.
messin 7_, IL, 33.
minnenpüch 73, 20a.
mulmilich 10, 15.
muotwiller & L
paten stf. 47, 2L
pfründgüt 5H, 15.
psalterie swf 84, L Lü
rayeh a-d;. = roch, rou 63, 111
rauch stm. = räch, räch, 30, 18 u.
53, 32,
redlichen 4, 28.
reichßnung 6. 3.
- 98 —
riffian 63, 33a.
unntrauffperlichen 39, lfL
roßnagcl 14, 32.
unverfenclicben 84, 19a.
schantzcn 52, 25a.
ürte 48, 30a u. ö.
scharsach 30, IL
vercriftie 54, L
sei aufmist 40, 2iL
verginnen 55, LL
scheiblach L 14, 3j 2Q u. ü.
verheben §4, ß»
acherbin udj. 8j 1 1.
vermalgen 32, 24a.
schlafftrincklin 49, 1& 52, iL
verstäntlichhavt 40, LL
schlauffender tantz 72, 28n.
verzaglichhayt 14. 2.
schmak 73, 1Q-
virschneider 40, 2ß»
schmotzen 80, 30a.
virträger 40, 22.
schnatertafel 68, 3a.
förmlich 3i IL
schüchlach 72, 21»
frassney 50. 30. 51, 13
schweinmist 40, 29.
für stni tutend 9. 2fL 20,
spaug stf. 47. L
fürwissen, sich = sich verwizzen
sueslot (tili 25. 2.
82, 5,
spflcrin Ö2j 111
waeronman 37, 26.
sprentzen 75, 25-
walgen, walgeln 3, 22. 14 28a.
straufwort 8. 18.
wappeiigenoxs 3<), 8_.
straussoilay 25, 32.
weinnian 34a.
Klint/ ({9 10a
wcinr&ffcr 47 24n.
täler sfn. 47, 24
würfelleger 55, 9u.
läppelweib ßjl 33.
würfe] mach er 55, 9a.
tappe] 63, 30n.
Würfelnamen 48, 40n.
taugen püch 72^ 10_
zimbelglogge 81, iL
tiermist 49, 2iL
zimbolglögglin 84, LL
tierplät 49, 25.
zornikayt 4, 18.
umbsässe mm, 59, 15.
zornmutikayt 75, 2.
utidergetön IS, iE
zukerung 16, 8.
BERICHTIGUNGEN.
Seite 1 Z. 3 v. u. lies 5—6 statt 4—5.
„ 3, 3 lies Seneca statt Seneea.
„ 6, 12 lies ologarcia statt olorgarcia.
n 10, 32 lies iedennan statt tetter «w».
„ 38, 24 setze ein Komma hinter stinder,
, 47, I um Rande fehlt 2#a.
„ 47, Zeile 4 v. u. lies G statt Z,
„ 47, Zeile Ö v. u lies schaffezag. I statt schqffczapel.
„ 59, 9 lies riemer statt rünier und tilge die Lesart von G.
B 68, 1 die Lesart gehört zu 67, 2SL
„ XIV Ein]. Zeile 10 v. u. lies Eigennamen statt Hauptwörter.
Schliesslich bitte ich zu entschuldigen, wenn durch einen Irrthum
die bei der Correctur von Bogen 1 u. 2 notierten Trennungen wie
dar einige Male nicht ausgeführt worden sind.
y Google
Fragmente r»ines
XVIII Flandrijs.
gedieht es. Zum
Franck.
Eilhart von Oberge. Zum
Franz Lichtenstein.
ersten Male herausgegeben von
XIX.
XX. Englische Alexius- Legenden aus
mittelnieder landischen Ritter-
Johannes
M. 4. —
ersten Male herausgegeben von
M 11 —
XXI.
XXII.
XXI II
XXIV.
XXV.
XXVI.
XXVII.
XXVIII
XXIX.
XXXI.
XXXII
XXXIII.
XXXIV.
XXXV.
XXXVI.
XXXVII.
XXXVIII.
XXXIX.
XL
XLI.
XLII.
XLIII.
XLIV.
XLV.
XLIV.
dem XIV. und XV. Jahrh.
Herausgegeben von J. Schipper. I: Version L (M 2. f>0.)»
nicht mehr einzeln verkäuflich.
Die Anfänge des Prosaromani in Deutschland und Jörg Wick-
ram von Colmar. Eino Kritik v. Wilh. Scher er M 2. ÖLL
Ludwig Philipp Hahn. Ein Beitrag zur Charakteristik der
Sturm und Drangzeit von Rieh. Maria Wornor. M. Ü —
Leibnitz und Schottelius. Die Unvorgreiflichon Oedanken.
Untersucht u. hrsgb. v. August Schmarsow. M. 2. —
Die Handschriften und Quellen Willirams, von Josef See-
müller. M. '2 DIL
Kleinere lateinische Denkmäler der Thiersage aus dem XII. bis
XIV. Jahrh. Herausgegeben von E. Voigt. M =L älL
Die Offenbarungen der Adelheid Elingmann herausgegeben von
I* h i I i p p S t r a u c h. M. 4. —
Ueber einige Fälle des Conjuncti vs im Mittelhochdeutschen.
Beitrag zur Syntax des zusammengesetzten Satzes. Von Lud.
wiir Bock. M. L 50.
Willirams deutsche Paraphrase des hohen Liedes. Mit Ein-
leitung und Glossar herausgegeben von Joseph Seo-
m ü 1 1 e r. M. iL —
Die Quellen von Notkers Psalmen. Zusammengestellt von
Ernst Henrici. M 8. —
Joachim Wilhelm von Brawc. Der Schüler Lessings. Von
August Sauer. M. il —
Nibelungenstudien von R. Henning. (Umer der Presse:)
Beiträge zur Geschichte der Germanischen Conjugation. Von
Friedrich Kluge. (M.4. — ) nicht mohr einzeln verkäuflich.
Wolframs von Eschenbach Bilder und Wörter für Freude
und Leid. Von Ludwig Bock. M L '»().
Aus Goethes Frühzeit. Bruchstücke eines Commentars zum
jungen Goethe. Von W. Scherer. M. 2 —
Wigamur. Eine litterarhistorisehe Untersuchung von Gregor
Sarrazin. Ml —
Tuulers Bekehrung. Kritisch untersucht von Heinrich
Beute Denifle. M. Ii, üiL
Ueber den Kinfluss des Reimes auf die Sprache Otfrids. Mit
einem Reimlexicon zu Otfrid. Von Theod. In gen bleck.
M. i -
Heinrich von Morungen und die Troubadours. Von Ferd.
Michel. M. ti —
Beiträge zur Kenutniss der Klopstockschon Jugendlyrik. Von
Erich Schmidt. M , 2. —
Das deutsche Ritterdrama de3 XVIII. Jahrhunderts. Studien
über Jos. Aug. von Törring, seine Vorgänger und Nachfolger.
Von Otto Brahm. M. iL —
Die Stellung von Subject und Prädicatsverbum im Heiland.
Nebst einem Anhang metrischer Excurso. Ein Beitrag zur
germ. Wortstellungslehre. Von John Ries. M. iL —
Zur Gralsage. Untersuchungen von Ernst Mnrtin. M. L 20.
Die Kindheit Jesu von Konrad von Fussesbrunnen. Heraus-
gegeben von KarlKochendörffor. iL M . A» —
Das Anegenge. Eine litterar-historischc Untersuchung von
Edw. Schröder. M. 2. —
Das Lied von King Horn- Mit Einleitung, Anmerkuniren und
Glossar von Theodor Wi SB mann* M. '){)
Ueber die ältesten hochfränkischen Sprachdenkmäler. Ein
Beitrag zur Grammatik des Althochdeutschen. Von Gust.
Kossinua. M. iL —
ALSATICA
aus dem Verlage von Karl J. Trübner in Strassburg.
Elsassische Litteratiirdenkmüler. aus dem XIV— XVII Jahrhundert
Herausgegeben von Ernst 31 artin und Erich Schmidt.
I. Band : Das heil. Namenbuch von Konrad Dangkrotzheira heraus-
gegeben mit einer Untersuchung über die Cisio-Jani von Karl
Pickel. 8°. (VI u. 124 8.) 1878. M 3. -
II. Band: Joseph, Biblische Komödie von Thiebold Gart, heraus-
gegeben von Erich Schmidt. 8°. (124 S.) 1880.
III. Band: Das goldene Spiel von Meister Ingold herausg >g. von
Edward Schröder.
IV. it. V. Band: Claus Wisse und Philipp Colin, Fortsetzung des.
Parzival, herausg. you Carl Schorbach. (In Vorbereitung.)
Strassbnrger Studien. Zeitschrift für Geschichte, Sprache u. Lite-
ratur des Elsasses hrsg. von Ernst Martin und Willi. Wie-
gund. 1. Heft. 8. M. 2. -
Urkundenbuch der Stadt Strassburg. Erster Band : Urkunden und
Stedtrechto bi<* zum Jahre 12W5. Herausgegeben von Wilhelm
Wienand. 4° (XV, 585 S.) 1879. M. 30, —
Das Werk ist auf 3 Bände berechnet.
Politische Correspondenz der Stadt Strassburg im Zeitalter
der Reformation. I. Band. 1517 — 1530 bearbeitet von Hans
Virck. 8. (XIII, 5 ( .»S SJ 1S8I. M. 14. —
Baumgarten, Herrn., Jacob Sturm. Rede gehalten bei Uebernahrae
des Reotorates der Universität Strassburg am 1. Mai 1876. 8.
(34 S.) 1876. 80 Pf.
Schmoller, Gnst. , Strassburgs Blüte und die volkswirt-
schaftliche. Revolution im XIII Jahrliundert. Rede
gehalten bei Uebernahrae des Rectorates der Universität Strassburg
am 31. Oftober 1874. 8. (36 8.) 1875. M. L —
— — StrassburgzurZoitderZunftkämpfeunddieReform
seiner Verfassung und Verwaltung im XV. Jahrhun-
dert. Rode gehalten zur Feier des Stiftungstages der Universität
Strassburg am 1. Mai 1875 , mit einem Anhang, enthaltend die
Reformation der Stadtordnung von 1405 und die Ordnung der
Fünfzohner von 1433 8. (XI, 164 S.) 1875. M. 8- —
— — die StrassburgerTucher - und Weberzunft. Urkunden
und Darstellung. Nebst Regesten und Glossar. Ein Beitrag zur
Geschichte der deutschon Weberei und des deutschen Gewerberechts
vom 13. bis 17. Jahrhundert. 4. (XXI, 588 S.) 1870. M. 25. —
Spach, Lndw., Moderne Culturzustände im Elsas s.
1. Band: Die Reihenfolge der Pratecten des Niederrheiniachen Departemente.
Die Reihenfolge der Mairen von Strassburg. — Eine Bilderreihe alsatischer deutscher
Dirhter. — Moderne frenssösieehe Dichter im Elsass. — Die modernen aleatisehen
Historiker. — Historisch - archeologische Gesellschaft im Eleaea. — Die literarische
Gesellschaft von btrussburt:. — Die Conferences littdraires. — Die Revue catholiqtie.
— Die bisherige Academie von Strassburg. — Die Gaxette medicale de. Strassbnurg. — Die
naturwissenschaftliche Gesellschaft von Strassburg. — Die Ackerbaugeaellschaft des
Niederrhein«. — Sociale industrielle de Mulhouse.
2. Rand: Katholische Zustände im Elsass 1900 bis 1870 — Die protestantische
Kirche im Elsass von 1800 bis 1870. — Die Israeliten im Elsass. — Das Theater in
Strassburg. — Politische Journalistik im Elsasa von 18t0 bis 1870. — Die moderne
Sculptur im Elsass. — Die Bculptur im Niederrhein. Departement. — Goethe iu Sirass-
bure. Rede xur Festfeier des 9. August 1871. — Ein Salon in Birassburg unier der
Restauration. — Erinnerungen an Johann Jacob Coulmann. — Slrassburger Gassen-
und Jlauaernatnen im Mittelalter u. a. vv.
3. Rand: Der Generalrath des Unter-Elsas*. Seine Anfange. — Ausserordent-
liche Session im Mira 181a. — Unter der Restauration. — Unter der Juliregierung. —
Unter der sweiten Republik. — Unter dem xweiten Kaiserreich, — Die Municipalität
von Strassliurg. Geschichtlicher Ueberblick der inneren Verwaltung von 1MX) bis 18TU.
— Der wissenschaftliche Kongress zu hlrassDurg im September und Oktober 1842. —
Matter. Deutschland im Jahre 1 rt » 5. Von einem els&ssischen Franxosen beurtbeilt, —
Aus den Tagen der Belagerung Strasburgs. — David Kicbard und das Irrenasyl von
Stephansfcld u. s. w.
3 Bände. 1873—1874. M 13. —
Bachdrut-kerei von G. Otto in Darmstadt.
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be notified of the need for an earlier return.
Non-receipt ofoverdue notices does not exempt
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